Zürich bekommt auch einen «Berliner Flughafen»

Ein Blick auf die Stadt Zürich
In Zürich ufern die Kosten für Bauprojekte ständig aus. (Bild: H. Ferreira / unsplash)

Grossprojekte sind immer wieder ein Ärgernis. Doch während die Schweiz über Deutschland den Kopf schüttelt, geht es hierzulande ähnlich zu.

Erst haben sich die Basler verhoben. Nun geht es in Zürich genau gleich.

Die Rede ist von gigantischen Bauprojekten, die sich meist völlig anders als geplant entwickeln.

Rückwirkende Anpassung

So machte das Basler Biozentrum mit 100 Millionen Franken an Mehrkosten und vier Jahren an Bauverzögerungen unlängst die Runde, wie auch muula.ch berichtete. Am heutigen Donnerstag rümpft die Schweiz die Nase nun über Zürich.

Es mussten nicht nur im Triemlispital als Folge des Bettenhaus-Debakels einige Millionen abgeschrieben werden, wie die «Neue Zürcher Zeitung» am heutigen Donnerstag über die Umnutzung berichtete.

Das Spital nutze dauerhaft einen Teil des eigentlich als Bettenhaus geplanten Bau für die ambulante Versorgung und als Büroarbeitsplätze und daher musste es 15 Millionen Franken abschreiben.

Der Zürcher Stadtrat genehmigte die Anpassungen sogar rückwirkend.

Verdopplung der Kosten

Doch das ist alles gar nichts, wenn man auf die weiteren Meldungen am heutigen Donnerstag schaut. Das Zürcher Sportzentrum in Oerlikon wird fast doppelt so teuer als geplant, gaben zahlreiche Medien bekannt.

Demnach koste das Projekt mit mehreren Schwimmhallen, zwei Kunsteisbahnen und sieben Rasensportanlagen nicht mehr «nur» 210 Millionen Franken wie veranschlagt. Nein, es kommen auf die Steuerzahler rund 400 Millionen Franken zu, wie der Zürcher Stadtrat bekanntgab.

Zürich macht dafür die Teuerung, bisher nicht bekannte Altlasten im Boden und Projektanpassungen verantwortlich. Für die Teuerung von 15 Prozent seit Planungsbeginn und Altlasten, die offenbar nicht als Verdachtsfläche im Altlastenkataster eingetragen war, hat man wahrscheinlich noch Verständnis.

Für die Projektanpassungen, also etwa andere Haustechnik und Betriebsabläufe mit Mehrkosten, wohl eher nicht. Das macht aber allein 33 Millionen Franken aus und lassen die 23 Millionen Franken für Altlastensanierung klein aussehen.

Weitere Desaster

Die Verantwortlichen spielen die Kostenfrage herunter und die Bedeutung von Sportinfrastruktur herauf. Zürich könne sich solch einen Bau auch für 400 Millionen Franken leisten und der Bedarf an Sportanlagen bei der Stadtbevölkerung werde ohnehin steigen.

Zürich ist also kein bisschen besser als Deutschland mit seinem Berliner Flughafen oder Basel mit seinem Biozentrum. Wer weiss, ob das letzte Wort zu den Kosten beim Sportzentrum Oerlikon schon gesprochen ist.

Kostensteigerungen bei Grossprojekten gab es in Zürich aber immer wieder: etwa bei der Sanierung des Kongresshauses, beim Bau der Wachen von Schutz & Rettung oder aber beim Neubau des Schulhauses Saatlen.

05.10.2023/kut.

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