SNB gibt noch ein Zückerchen an die Privatbanken

SNB-Chef Thomas Jordan
Der Chef der Schweizerischen Nationalbank, Thomas Jordan, am Donnerstag in Zürich. (Bild: muula.ch)

Die Schweizerische Nationalbank SNB erhöht mitten in einer Bankenkrise die Leitzinsen. Ist dies im Kampf gegen die Inflationserwartungen nötig?

Die Schweizerische Nationalbank SNB hat am heutigen Donnerstag überraschend den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte angehoben.

Damit folgte die Schweizer Zentralbank der US-Notenbank Federal Reserve Bank Fed vom Vorabend. Allerdings hatten die Amerikaner lediglich einen Zinsschritt um 25 Basispunkte zugelegt, wie muula.ch berichtete.

Hoher Inflationsdruck?

Das Leitzinsniveau der SNB steige damit auf 1,5 Prozent, teilte die hiesige Notenbank mit. Die Fed hatte den Leitzins bereits auf das Intervall zwischen 4,75 und 5,0 Prozent angehoben.

Vor den Medien begründete SNB-Chef Thomas Jordan die Massnahme mit dem nochmals gestiegenen Inflationsdruck und damit, dass dadurch die Preisstabilität in der mittleren Frist gewährleistet würde.

Breite Basis für Erhöhungen

Die Inflation sei seit Jahresbeginn wieder gestiegen und habe im Februar 3,4 Prozent betragen, sagte Jordan.

Damit liege sie weiterhin deutlich oberhalb des Bereiches, den die SNB mit Preisstabilität gleichsetze, hiess es von den Währungshütern.

Es fänden inzwischen Preiserhöhungen auf breiter Basis statt; besonders Strom, Reisen und Nahrungsmittel seien für die jüngste Teuerung verantwortlich gewesen.

SNB als Preistreiber

All dies sorgte vor den versammelten Medien am Donnerstag in Zürich doch für etwas Schulterzucken, denn die Inflationserwartungen sind ja zuletzt deutlich gesunken.

Selbst im Ausland ging die tatsächliche Teuerung von weit über zehn auf unter sechs Prozent zurück.

Mit der Zinserhöhung heizt die SNB die Inflation eigentlich sogar selbst noch an, weil dadurch die Hypothekarzinsen in der Schweiz steigen und damit die Mieten bald erhöht werden dürften, was für einen enormen Teuerungsschub sorgt.

Daher macht der Zinsschritt zum jetzigen Zeitpunkt in den Augen von Beobachtern eigentlich gar keinen richtigen Sinn.

Indirekte Hilfe für Banken

Vielmehr wird vermutet, dass die Schweiz den Geldinstituten – nach den gigantischen Liquiditätshilfen der vergangenen Tage wegen der Bankenkrise um die Credit Suisse (CS) – noch ein schönes Zückerchen geben wollte.

Je höher nämlich das Zinsniveau ist, desto mehr verdienen Banken an der Zinsmarge, weil sie bei dieser Ertragsquelle richtig zulangen können.

Jordan sagte denn auch mehrfach, die aktuelle Zinserhöhung hätte keinen negativen Einfluss und störe daher auch nicht.

Unbefriedigende Antworten

Bezüglich der Krisenbank CS gaben sich der Schweizer Notenbankpräsident und sein Team aber ziemlich wortkarg.

Viele Nachfragen wurden an die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma verwiesen oder gleich gar nicht beantwortet, wie etwa die durchaus wichtige Frage, wie viel denn von den Abermilliarden an Liquiditätshilfen vom Grossbanken-Duo CS und UBS nun schon in Anspruch genommen wurden.

Mittwoch oder Donnerstag?

Es mag daher vielleicht ein Freudscher Versprecher gewesen sein, als es von der Nationalbank hiess, die neuen Liquiditätshilfen der SNB, bei denen Geschäftsbanken keinerlei Sicherheiten hinterlegen müssen, seien ab Mittwoch vergangener Woche genutzt worden.

Die gesetzliche Grundlage dafür hatte der Bundesrat ja erst am Donnerstag, dem 16. März, geschaffen.

Es sind schwierige Zeiten und da geht es eben auch mal drunter und drüber.

Schweizer Entscheid

Jordan machte allerdings klar, dass die SNB nicht zu spät gehandelt habe und ihm nicht bekannt sei, dass auf die Schweiz etwa Druck vom Ausland bezüglich einer Rettung der CS gemacht wurde.

«Die Credit Suisse wäre in einen Konkurs geraten», hob Jordan hervor. Es sei besser gewesen, Massnahmen zu ergreifen als zu warten, betonte er weiter.

SNB-Direktorium
Das Direktorium der SNB um Thomas Jordan vor den Medien (Bild: muula.ch)
SNB-Direktorium in Zürich
SNB-Chef Thomas Jordan blieb doch viele Antworten schuldig. (Bild: muula.ch)

Eine Übernahme der CS durch die SNB wäre aber nicht möglich gewesen, weil dies das übliche Mandat der Zentralbanken überschritten hätte.

Vielmehr wäre in einem solchen Fall der Bund zuständig gewesen. Notenbanken stellten Liquidität zur Verfügung – Punkt.

Zähmen der Monsterbank

Auch den Fragen, wie es denn jetzt mit der «Monsterbank» UBS weitergehe, wich Jordan weitestgehend aus.

Die SNB werde bis zum Closing des Zusammenschlusses zwischen UBS und CS alles in ihrer Macht Stehende tun, erklärte Jordan lediglich.

Was mit der megagrossen UBS passiere, werde man zu einem späteren Zeitpunkt sehen.

Idee von Trennbanken?

Die «Too Big To Fail»-Regulierung sehe progressive Kapitalpuffer vor – je grösser, desto mehr Kapital müssten systemrelevante Banken vorhalten.

Auf die Frage nach dem alten Anliegen eines Trennbankensystems gab Jordan ebenfalls keine Antwort.

Schweiz zieht nach

Letztlich zeigt sich, dass die SNB bloss die Gunst der Stunde genutzt hat, die Zinsen wieder ein Stück weit anzuheben. Eigentlich hatte sie die Zinsschritte im Gleichschritt mit der US-Notenbank erhöht, wie auch muula.ch berichtete.

Jedoch waren die Nachzüge in jüngster Zeit in der Schweiz ausgeblieben.

Aber an der Währungsfront gab es für die SNB jetzt ebenfalls ein günstiges Zeitfenster.

Parität zum Euro

Der Schweizerfranken war zuletzt wegen der Bankenkrise unter Druck gekommen und da konnte die Schweiz sehr gut mal wieder kräftig den Zins anheben und Frankenanlagen attraktiver machen. Dies schürt zwar die Nachfrage nach Franken und somit wird die Heimatwährung kräftiger.

Aber an den Tauschwert von 1,09 Dollar je Franken beziehungsweise die Parität zum Euro hat sich die Schweizer Industrie quasi schon gewöhnt.

Die Zinserhöhung bleibt also letztlich bloss ein Zückerchen für die hiesige Bankenlandschaft.

23.03.2023/kut.

SNB gibt noch ein Zückerchen an die Privatbanken

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