Schweizerische Notenbank ändert ihre Strategie

SNB-Direktorium
Das Führungsteam der Nationalbank um SNB-Präsident Thomas Jordan (Mitte). (Bild: PD)

Die Schweizerische Nationalbank SNB hat normalerweise die Zinsen im Gleichschritt mit den USA erhöht. Nun ändert sie offenbar ihre Strategie.

Erst die Amerikaner. Dann die Schweizer. Wieder die Amerikaner. Dann wieder die Schweizer. Erneut die Amerikaner. Und dann nichts.

So könnte man vereinfacht die Situation bei der aktuellen Geldpolitik beschreiben.

Umgehender Nachzug

Die Schweizer Zentralbank SNB orientierte sich in der jüngsten Zinserhöhungsrunde stark an den Amerikanern und liess die Europäische Zentralbank quasi links liegen.

Als die US-Notenbank Fed ihre Zinsen in der jüngsten Vergangenheit erhöhte, zog die SNB immer binnen weniger Stunden nach, wie auch muula.ch berichtete.

EZB handelte

Doch vergangene Woche wartete die Schweiz vergeblich auf einen Zinsschritt ihrer Notenbank. Die USA hatten zur Bekämpfung der Inflation die Geldpolitik gestrafft und die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte auf das Intervall 4,5 bis 4,75 Prozent angehoben, wie die Federal Reserve Bank am Mittwoch mitteilte.

Dann kam am Donnerstag nichts von der SNB, obwohl die Europäische Zentralbank EZB ihre Leitzinsen anhob.

Und auch am Freitag fiel die SNB durch Nichtstun auf.

Guter Mechanismus

Nun, was bedeutet dies? Die Schweizer Zentralbank hatte eine Aufwertung des Schweizerfranken zugelassen, um nach jahrelangen Massnahmen zur Schwächung der Schweizer Währung über den Wechselkurs die Inflation aus dem Ausland auf Distanz zu halten.

Das hat sehr gut funktioniert, wie muula.ch immer wieder berichtete.

Doch nun geht die Inflation im Ausland, allen voran in den USA, merklich zurück und die SNB erhöht das Zinsniveau in der Schweiz nicht, was relativ gesehen, den Anlagen in Franken weniger attraktiv macht.

Unter der Parität

Somit wird die Nachfrage nach der heimischen Währung verringert. Aufgrund dieser Entwicklungen schwächt sich der Schweizerfranken in Relation zum Dollar und Euro ab, was sich eindrücklich am Wechselkurs zum Euro zeigte.

Ein Franken kostete am Mittwoch über 1 Euro. Über das vergangene Wochenende musste man bloss 0,995 Euro dafür berappen.

Somit würde die Inflation wieder verstärkt ins Inland gelangen – da im Ausland das Niveau der Teuerung aber sinkt, braucht die SNB nicht mehr so viel Munition über den Wechselkurs zu verpulvern.

Drehen an Zinsschraube

An den Kapitalmärkten ist aber ohnehin etwas Merkwürdiges passiert. Obwohl die Fed mit ihrem Dollar und die EZB mit ihrem Euro die Geldpolitik jeweils gestrafft und weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt haben, blieben Kurseinbrüche an den Börsen aus.

Dies sogar, obwohl die Quartalszahlen von Apple, Alphabet, Amazon & Co. vergleichsweise schwach ausgefallen waren.

Stattdessen interpretierten die Märkte die Entwicklungen so, dass es bald sogar Zinssenkungen geben beziehungsweise sich das Tempo der Zinserhöhungen zumindest weiter verlangsamen werde.

Und dafür hat sich die SNB auch gut positioniert: Die Schweizer Notenbank muss nicht so schnell reagieren, weil sie auch nicht so aggressiv, wie etwa die Amerikaner, die Zinszügel gestrafft hat.

Lachender Dritter

Und noch zwei positive Effekte hat das Ganze. Erstens muss die SNB das ganze Geld, das sie mit ihrer expansiven Geldpolitik der vergangenen Jahre geschaffen hat, nicht so hoch verzinsen.

Und zweitens wird ihre Strategie für die Kapitalmärkte nicht durchschaubar, weil sie nicht einfach immer nur den USA folgt.

Wie muula.ch aus sicherster Quelle weiss, informiert die Fed die SNB nicht vorab über ihre Zinsentscheide. Somit ist die Reaktion darauf also immer ein recht kurzfristiger Entscheid. Und diesmal wartet die SNB einfach zu.

06.02.2023/kut.

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