Dynamische Start-ups mischen die Schweizer Versicherungsbranche auf. Ein Angreifer erhält von ausländischen Banken weiteres Kapital.
Wefox, ein Schweizer Insurtech, das mittlerweile hauptsächlich aus Berlin operiert, hat sich neues Kapital beschafft und damit einen weiteren Beweis für sein erfolgreiches Geschäftsmodell erbracht.
Insgesamt erhielt der Angreifer an die Versicherungsbranche in den vergangenen Tagen weitere 110 Millionen US-Dollar, wie Recherchen von muula.ch ergaben.
Hohe Milliardenbewertung
Das einstige Start-up, das seit 2014 bereits auf dem Versicherungsmarkt agiert, sicherte sich 55 Millionen US-Dollar an Krediten von der amerikanischen Grossbank J.P. Morgan und von Barclays.
Zudem schloss Wefox eine weitere Finanzierungsrunde ab; es ist mittlerweile schon Series D. Damit kamen nochmals 55 Millionen Dollar in die Kasse.
Das Unternehmen wird damit weiterhin mit 4,5 Milliarden Dollar bewertet.
Baloise und Helvetia auf Fersen
Das ist eine stattliche Rechnung. Der Schweizer Lebensversicherer Swiss Life, der seit gefühlten Ewigkeiten am Markt als Rentenanstalt unterwegs war, kommt doch bloss auf eine Marktkapitalisierung von rund 16 Milliarden Franken.
Die Basler Baloise-Gruppe erreicht nur rund 6,5 Milliarden Franken. Und die Helvetia-Gruppe hat eine Börsenkapitalisierung von derzeit zirka 6,8 Milliarden Franken.
Wefox ist da also den etablierten Anbietern auf den Fersen.
Golfaraber begeistert
Laut Angaben des Insurtech gab es neben der aktuellen Finanzierungsrund bisher folgende Geldspritzen:
Im Jahr 2022 gab es eine Finanzierungsrunde Series D für ungefähr 400 Millionen Dollar, welche von Kapitalgebern um die arabische Mubadala-Gruppe angeführt wurde.
Dieser Geldgeber ist in der Schweiz bekannt, weil er etwa auch mit dem Telemedizinanbieter Medgate kooperierte.
Rund 650 Millionen Dollar hatte sich Wefox im Jahr 2021 in einer C-Serie um Target Global gesichert.
Munich Re hilft
Im Jahr 2019 hatte eine Series-B-Finanzierung zirka 235 Millionen Dollar von Omers eingebracht. Und im Jahr 2017 hatte eine Series-A-Finanzierungsrunde rund 30 Millionen Dollar von Horizons Ventures geholt.
Im Jahr 2016 hatte es 5,5 Millionen Dollar von Salesforce Ventures gegeben.
Generell wird Wefox von dem grössten Rückversicherer der Welt, der Munich Re, unterstützt. Das Münchener Unternehmen nimmt beispielsweise die Rückversicherung in Deckung.
Aber auch die Starbanker um Goldman Sachs sind bei Wefox mit von der Partie.
Das Potenzial scheint gigantisch zu sein.
Prozesse verbessern
Wefox hat es sich zur Mission gemacht, die Versicherungsbranche durch innovative Technologie und digitale Lösungen zu transformieren.
Das Unternehmen bietet eine fortschrittliche Plattform, die Versicherungsmakler, Versicherungsunternehmen und Kunden miteinander verbindet und ihnen eine nahtlose und transparente Versicherungserfahrung ermöglicht.
Alles soll zehnmal besser werden.
Binnen kürzester Zeit, hat die Firma eine starke Präsenz in vielen Ländern Europas aufgebaut.
Start ohne Ballast
Die Vision von Wefox ist es, die Versicherungswelt zu vereinfachen und den Kunden eine nahtlose und personalisierte Erfahrung zu bieten.
Durch die Kombination von datengesteuerter Technologie, künstlicher Intelligenz und menschlicher Expertise strebt Wefox danach, den Versicherungsprozess für Kunden und Versicherungspartner gleichermassen zu verbessern.
Start-ups fangen dabei ohne Ballast an und sind damit viel agiler, etablierte Versicherer sind doch eher träge, etwas zu ändern.
Immerhin ist das Insurtech bereits Premium Partner der Young Boys Bern und hat auch das Sponsoring entdeckt.
Konkurrenz für Krankenkassen
Die erfolgreiche Kapitalbeschaffung ist ein Meilenstein für Wefox und bestätigt die Wirksamkeit seiner Strategie und das Vertrauen der Investoren.
Die erfolgreiche Finanzierungsrunde ist ein klares Signal dafür, dass Wefox auf dem richtigen Weg ist und bereit ist, die Herausforderungen der Branche anzunehmen und die Versicherungserfahrung für Kunden weltweit zu revolutionieren.
Wie zusätzliche Recherchen von muula.ch ergaben, strebt Wefox in der Schweiz auch an, bald Krankentaggeldversicherungen anzubieten.
Insofern sollten sich auch Krankenkassen und nicht nur die Privatversicherer warm anziehen. Geld für den Expansionskurs ist jedenfalls genug da.
19.05.2023/kut.
