Sanierungsverfahren der Krypto-Welt gehen in Endrunde

Bitcoin, Ethereum & Co.
Krypto-Investoren können sich wieder über ihre Coins freuen. (Bild: Traxer / unsplash)

Die Krypto-Welt haben zahlreiche Chapter-11-Fälle erschüttert. Einige der Umstrukturierungsverfahren wollen die Bankrotterklärung mit interessanten Lösungen hinter sich lassen.

Vor etwas mehr als einem Jahr gingen Schockwellen durch die Krypto-Welt.

Seither verfolgen viele Fans von Bitcoin, Ethereum & Co., wie die Chapter-11-Verfahren von namhaften Anbietern verlaufen.

FTX hinkt hinterher

Zwar sind während der Gläubigerschutz-Sanierung auch zahlreiche Schweinereien, wie Insidertrading oder Kursmanipulationen, ans Tageslicht gekommen. Doch die Krypto-Gemeinde interessiert meist bloss, wann und wie sie wieder mit wie viel Coins weiterhandeln kann.

Genau da sind die Verfahren um Voyager Digital, einem der ersten Chapter-11-Fälle der Blockchain-Sphäre, oder Celsius Network, mittlerweile so weit fortgeschritten, dass Transfers von Token möglich sind oder dass konkrete Sanierungspläne auf dem Tisch liegen.

Lediglich das Verfahren von FTX, das viel später gestartet ist, steckt noch in der Aufräumphase.

Schwierige Kompromisse

Besonders spannend war bei den ganzen Bankrotterklärungen, dass die digitale Welt oftmals so gar nicht in die analogen juristischen Verfahren passen wollte.

Nur schon eine Bilanz aufstellen, war mit den Digitalwerten, die munter auf der ganzen Welt verstreut lagen, nicht einfach.

Es musste teilweise auch um harte Kompromisse gerungen werden.

Die einen Beteiligten wollten Coins von ihren Krypto-Anbietern zurückerhalten, damit sie auch Kurspotenziale weiternutzen können. Doch normalerweise geht es bei Chapter-11 immer um physische Dollar.

Hackerangriffe auf Opfer

Manche wollten die Sanierung auch so vornehmen, dass das Business wie bisher weiterlaufen und die Erholung der Krypto-Welt auch ihre Investments wieder heben kann. Dagegen wollten andere bloss noch mit dem Schrecken davonkommen und die Reste der Firmen verteilt wissen.

Selbst kleinste Fragen, wie die Bekanntgabe der Briefadresse von Beteiligten, löste oftmals enorme Diskussionen aus. Die Komplexität, mit der die Gerichte dabei zu kämpfen haben, ist enorm.

Viele dieser Verfahren wurden zudem durch Hackerangriffe, Scams und sogar Datendiebstähle begleitet, weil weder die Krypto-Fans wussten, wie die normalen Chapter-11-Verfahren verliefen, noch der analogen Welt klar war, an welche Schutzvorkehrungen sie alles denken mussten.

Endphase eingeläutet

Bei Voyager Digital trat nun allerdings Ernüchterung ein. Anleger konnten von der Börse nur rund 36 Prozent ihrer Assets abheben.

Bei Celsius Network zeichnet sich laut dem Sanierungsplan für einen Grossteil der Betroffenen ein Rückfluss von rund 67 Prozent ab, allerdings gehen rund 30 Prozent davon auf neue Wertpapiere auf den sogenannten NewCo-Plan zurück, die das Weiterbetreiben der Geschäfte verkörpern.

Darüber stimmen die Gläubiger bald ab und Anfang Oktober geht das Verfahren in die Abschlussrunde. Als Alternative steht auch die Liquidierung und der Verkauf aller Assets zur Wahl.

Wichtige Tabelle suchen

Wohlgemerkt müssen Beteiligte die 67 Prozent auf die niedrigeren Werte der Kryptowährungen anwenden, als das Verfahren vor rund einem Jahr angemeldet wurde.

Bei Celsius Network findet sich am Ende des 830-Seiten-Dokuments eine Tabelle mit den Wertangaben für jeden Coin, die Investoren in ihrem Portfolio halten konnten. Zwischenzeitlich erfolgte Wertsteigerungen oder Wertsenkungen spielen keine Rolle.

Bei diesem Chapter-11-Verfahren wurde auch ein Kompromiss gefunden, dass Assets in Kryptowährungen an die Investoren zurückfliessen.

Betroffene erhalten auf ihren «Claims» mit den Anfangswerten zu 37,5 Prozent laut dem Plan jeweils hälftig Bitcoin und Ethereum zurück. Damit kommen rund 2 Milliarden Dollar zur Auszahlung.

Die eigentlich gut funktionierende App soll dabei aber mit einem Enddatum von 90 Tagen versehen werden, damit das Chapter-11-Verfahren jemals beendet werden kann.

Mehr Geld hereinholen

Celsius Network legt aber noch einen Fonds von 50 Millionen Dollar zur Seite, um Ansprüche gegenüber weiteren Parteien geltend zu machen. Damit sollen Anwaltskosten, die ohnehin in dem ganzen Verfahren schon stattliche Summen angenommen haben, decken zu können.

Eine Forderung des Krypto-Projektes betrifft die insolvente Börse FTX von zwei Milliarden Dollar.

Auch gegen den einstigen CEO Alex Mashinsky, einem Pionier der Blockchain-Welt, der mittlerweile verhaftet wurde, soll der persönliche Prozess gemacht werden, wobei er sowieso von der US-Börsenaufsicht SEC mit seitenlangen Vergehen belangt wird.

Kotierung an Nasdaq

Gut ist, dass die Beteiligten trotz der schwierigen Situation ihren Humor nicht verloren haben. Der Sanierungsplan brachte eine Firma hervor, welche die Celsius-Geschäfte um das Bitcoin-Mining-Business & Co. weiterführen soll, die «Fahrenheit» heisst und ihre NewCo-Titel an der Börse Nasdaq listen will.

Die Hoffnung auf den grossen Erfolg stirbt in der ganzen digitalen Welt nämlich nie.

21.08.2023/kut.

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