Rückversicherer Swiss Re macht sich angreifbar

Hauptsitz der Swiss Re in Zürich
Beim Rückversicherer Swiss Re ist eine Führungslücke entstanden. (Bild: muula.ch)

Swiss Re ist auf der Suche nach einem Verwaltungsratspräsidenten, weil Sergio Ermotti als CEO der UBS die Welt retten muss. Doch die Ablösung wirft Fragen auf.

«Als Reaktion auf diese aussergewöhnlichen Umstände werden wir sicherstellen, dass wir die höchsten Standards einer guten Governance einhalten und für
Stabilität und Kontinuität in der Übergangsphase sorgen.»

Dies hatte Starbanker Sergio Ermotti als Verwaltungsratspräsident (VRP) des Rückversicherers Swiss Re erst vor wenigen Tagen per Communiqué mitgeteilt.

Segen der Finma

Der Verwaltungsrat von Swiss Re hatte Jacques de Vaucleroy als neuen Vizepräsidenten und Lead Independent Director nominiert, damit Ermotti als neuer CEO der UBS fungieren und somit die Welt retten kann, wie auch muula.ch berichtete.

Mal ganz davon abgesehen, dass es ein Grossrisiko wäre, wenn der Finanzplatz Schweiz tatsächlich von nur einer einzigen Person abhinge, leitete der Rückversicherer mit dem Segen der Finanzmarktaufsicht Finma um diese Vorgehensweise die Suche nach einer Nachfolgelösung für das VRP-Amt ein.

Geheime Vereinbarung

Am heutigen Donnerstag teilte der Rückversicherer in einer Medienmitteilung überraschend mit, dass Ermotti nun schon rund zwei Wochen nach der Generalversammlung per 30. April von dem VRP-Posten zurücktreten werde.

«Nach Ablauf der vereinbarten Übergabefrist wird Sergio P. Ermotti am 30. April 2023 als Präsident des Verwaltungsrats von Swiss Re zurücktreten, um sich auf seine Rolle bei UBS zu konzentrieren», hiess es plötzlich.

Unklar war indes, dass die Übergangsfrist nur ein paar Tage betragen sollte. Der Rückversicherer hatte nie mitgeteilt, dass die Gesellschaft mit dieser komischen Prozedur im Verwaltungsrat nur halbwegs über die GV kommen wollte.

Zustimmung fraglich

Aus dem ersten Communiqué hätten Externe auch verstehen können, dass Ermotti erst zurücktritt, wenn seine Nachfolge klar ist. Insofern macht sich Swiss Re schon etwas angreifbar, falls diese Prozedur tatsächlich nur eine Beruhigungspille für die Aktionäre gewesen sein soll.

Eventuell hätte so mancher Eigentümer auf der GV nicht so ohne Weiteres den ganzen Entscheiden zugestimmt, wenn die Länge der «kurzen» Frist konkret bekannt gewesen wäre.

Mit der Ankündigung am 29. März um den Rückzug von Ermotti vom VRP-Amt hätte vielleicht die Swiss-Re-Generalversammlung am 12. April besser verschoben werden sollen.

Roche lässt grüssen

Klar wäre ohnehin fraglich gewesen, wie viel Zeit der UBS-CEO neben diesem Amt noch für die Swiss Re hätte aufwenden können.

Doch bei der Krisenbank Credit Suisse (CS) amtierte ja auch der Roche-Konzernchef Severin Schwan mit dem Segen der Finma jahrelang im Verwaltungsrat auf wichtigstem Terrain, obwohl der Basler Pharmakonzern eigentlich eine bedeutende Rolle in der gleichzeitig tobenden Coronavirus-Pandemie gespielt hatte.

Lachender Dritte

Die Resultate einer solchen Vorgehensweise lassen sich eventuell sogar am Untergang der CS ablesen.

Insofern ist die Lösung der Swiss Re vielleicht doch im Sinne der höchsten Standards einer guten Governance nicht so schlecht, auch wenn sie einen leichten Beigeschmack hat.

Allerdings zieht Marktführer Munich Re dem Schweizer Konkurrenten auf dem zweiten Platz ohnehin immer weiter davon, wie muula.ch unlängst berichtete.

Swiss-Re-Konzernchef Christian Mumenthaler, der sich schon an der GV vom 12. April erstaunlich gutgelaunt präsentiert hatte, dürfte das aktuelle Führungsvakuum aber sicher sehr freuen.

27.04.2023/kut.

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