Beim Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC gibt es zahlreiche Missstände. Damit dürfte wohl auch ein Schweizer Traum platzen.
Das weltweit agierende Wirtschafts- und Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers PwC rutscht immer tiefer in die Krise. Nach Missständen in Australien, Hongkong oder etwa in Griechenland, über die muula.ch berichtete, gibt es einen neuen Skandal.
Millionen an Bussen
Die Amerikaner haben PwC China und PwC Hongkong mit einer Strafzahlung von 7 Millionen Dollar belegt, weil die zwei Firmen amerikanische Qualitätsstandards verletzt haben, wie die US-Aufsichtsbehörde PCAOB bekanntgab.
Auf PwC China entfielen 3 Millionen Dollar an Busse. PwC Hongkong erklärte sich zur Zahlung von 4 Millionen an Strafe bereit.
Mauscheln bei Tests
Von 2018 bis 2020 haben laut dem PCAOB mehr als 1000 Personen von PwC Hongkong und Hunderte von Personen von PwC China in Verbindung mit Online-Tests für obligatorische interne Schulungskurse für den US-Lehrplan der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in unzulässiger Weise die Antworten ausgetauscht. Sie stellten über zwei nicht autorisierte Softwareanwendungen die Antworten bereit oder erhielten sie.
Die überwiegende Mehrheit der in den Austausch von Antworten verwickelten Fachleute arbeitete für die Wirtschaftsprüfungspraxis der Firmen.
Das ist schon ein starkes Stück.
Für interne Schulungszwecke, um die Qualitätsstandards hochzuhalten, tauschten sich die Fachpersonen über die Antworten für Tests aus.
Die Amerikaner hatten ohnehin in Hongkong und China bereits Probleme bei ihren ersten Inspektionen vor Ort festgestellt, wie muula.ch unlängst berichtete.
Raiffeisen wirkt möglicherweise
Hinzu kommen Missstände bei PwC in Australien und auch bei PwC in Griechenland, wie muula.ch ebenfalls bereits publizierte.
Auf die Schweiz dürfte all dies mittlerweile auch Auswirkungen haben, weil die Jahresabschlüsse von Schweizer Konzernen, welche PwC als Abschlussprüfer haben und in solchen Märkten aktiv sind, von diesen Missständen tangiert sein dürften.
PwC soll auch beim Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz einen Interessenkonflikt gehabt haben. Insofern reichen die Probleme bis in die Schweiz hinein.
Gigantischer Millionenauftrag
PwC hat grosse Prüfmandate in der Schweiz und die Firma ist auch bezüglich des Jahresabschlusses der Krisenbank Credit Suisse unter Druck.
Die Grossbank UBS musste nach der ersten Vollkonsolidierung doch einige Werte korrigieren, was duruch Probleme mit CS-Angaben entstanden sein könnte, wie muula.ch berichtete.
PwC hofft aber derzeit, das ganze UBS-Mandat vom Treuhänder EY übernehmen zu können, der aber wiederum in Deutschland wegen des Wirecard-Skandals unter Druck ist. Das wäre ein gigantischer Millionenauftrag für PwC.
Doch je mehr Skandale bei dem Treuhänder zusammenkommen, desto schwieriger wird wohl das Unterfangen.
Letztlich zeigt sich aber anhand der Missstände, dass die Wirtschaftsprüfer um PwC, KPMG, Deloitte, BDO & Co. kaum noch glaubhaft ihre Dienstleistungen erbringen können, selbst wenn alle Beteiligte bei den Vorfällen beteuern, dass die Probleme nur «Schwarze Schafe» der Branche verursachten.
01.12.2023/kut.