Lufthansa-Gruppe lüftet Geschäftsgeheimnisse

Ein Flugzeug der Lufthansa-Gruppe am Flughafen Frankfurt am Main
Die Lufthansa-Gruppe führt genau Buch über die Kundschaft. (Bild: P. Karges / pixabay)

Die Lufthansa-Gruppe betreibt seit 30 Jahren das Bonusprogramm Miles & More. Der deutsche Carrier plaudert nun Details über die Kunden aus.

Jahrelang wussten Kunden der Lufthansa-Gruppe, zu der auch die Schweizer Fluggesellschaft Swiss gehört, nicht einmal, wie viele Meilen sie selbst schon mit den Airlines insgesamt geflogen sind. Alle Daten wurden nämlich zum Jahresanfang wieder auf «Null» gesetzt.

Lebenslanger Kunde

Doch im Hintergrund behielt der deutsche Konzern mit seinem Miles-and-More-Programm die Übersicht und lüftete allenfalls Vielfliegern hier und da mal eine Zahl. Zum 30-jährigen Bestehen des Programms zur Kundenbindung macht der Luftfahrtkonzern nun einen Sprung nach vorne.

Ausgangspunkt ist die Änderung der Sammelsystematik ab Januar 2024, über die auch muula.ch bereits berichtete. Miles & More will die Kundschaft dabei auch mit einem neuen Anreiz zum Fliegen locken und das ist ein lebenslanger Status als guter Kunde.

Dies kennen bereits Hotelketten um Hilton, Marriott oder Hyatt, aber auch zahlreiche amerikanische Airlines.

Kostenlose Upgrades

Die Idee dahinter ist recht einleuchtend. Wenn Kunden jahrelang loyal geblieben sind und dann in Ruhestand gehen und logischerweise nicht mehr wie verrückt auf Kosten der Firmen fliegen beziehungsweise in Hotels übernachten, sollen diese Personen dennoch eine gewisse Sonderbehandlung bekommen.

Die lebenslangen Vielflieger- oder Diamant-Kunden bringen den Firmen dann noch ein Zusatzgeschäft, weil kaum jemand zur Konkurrenz wechselt, wo dieser Personenkreis dann keine Annehmlichkeiten, wie Gratis-Upgrades oder kostenlose Lounge-Zugänge, erhält.

Genf und Zürich populär

Im Jahresrückblick 2023 erhalten Kunden derzeit E-Mails mit spannenden Angaben zum eigenen Nutzungsverhalten und über die Gesamtkundschaft.

So sind die 50 Top-Destinationen aller Teilnehmer etwa New York City, San Francisco, Washington, Chicago, Bangkok, Tokio, Los Angeles, Toronto, Singapur, Delhi und Tel Aviv.

In Europa sind die Destinationen Rom, Palma de Mallorca, Malaga, Paris, Amsterdam, Venedig, aber auch die Metropolen Madrid, Lissabon, Wien, Prag und logischerweise die Drehkreuze Frankfurt sowie München dabei. Selbst die Schweizer Städte Genf und Zürich schaffen es in das Top-50-Ranking.

Rückversicherer auf Siegertreppchen?

Doch das sind nicht die einzigen, bisher geheimen Fakten. Als Highlights der Miles & More Community gab das Bonusprogramm noch weitere Angaben preis. So lag die höchste Einlösung eines Teilnehmers mit einer Transaktion von Hotels & Cars bei sagenhaften 2.381.325 Meilen.

Die meisten Meilen hatte ein Teilnehmer mit 13.701.101 Meilen gesammelt, was sicher eine spannende Angabe für die Konkurrenz um Oneworld & Co. sein dürfte. In der Branche erzählt man sich, dass die Nummer-1-Kunden bei allen Fluggesellschaften von Rückversicherern um Munich Re, Swiss Re & Co. stammen.

So könnte dieser Top-Teilnehmer bei Miles & More also durchaus vom Marktführer der Münchener Rückversicherung sein, der mehrmals im Jahr vom Hauptsitz in München die Aussenstelle im australischen Sydney besucht.

Pensionäre locken

Die Flugstrecke mit den meisten bisher gesammelten Meilen mit Lufthansa war allerdings Frankfurt – Schanghai, obwohl die Verbindung nicht einmal zu den Top-50-Destinationen gehört. Zwischen den beiden Städten sammelten die Kunden insgesamt 204.745.507 Meilen.

Die Top-10-Kunden sind insgesamt 3031 Flugsegmente geflogen. Daran kann man ablesen, dass in 30 Jahren ein Top-Kunde «nur» auf 300 Flugsegmente im Schnitt kommt.

Für einen lebenslangen Status, der etwa über 30 Jahre erarbeitet werden muss, wären dies bloss 5 Hin- und Rückflüge pro Jahr.

Die Verteilung der Flüge auf ein Menschenleben sieht allerdings anders als der Durchschnittswert aus. Zeiten hoher Nutzung wechseln sich mit Ruhephasen ab.

Pensionäre dürften – bis auf ein paar Ausnahmen – mit der Zeit auch immer weniger reisen und dadurch die Re-Qualifikation bei den Statusvorteilen verpassen.

Selbsteinschätzung möglich

Das Meilensammeln geht bei Miles & More auch, ohne in einen Flieger zu steigen, etwa mit Kreditkartenzahlungen, Hotelübernachtungen und Zeitschriftenabos. Dabei sammelten die 10 besten Lufthansa-Gruppen-Sammler 67.087.209 Meilen, was unvorstellbare 6,7 Millionen Meilen im Schnitt bedeuten.

Mit all diesen Angaben können Konkurrenten sicher ein paar Analysen durchführen, weil sie es mit ihren eigenen Daten abgleichen können.

Aber auch die Kunden selbst können nunmehr mit Blick auf ihre Statistiken sehen, ob sie für die Lufthansa-Gruppe wirklich ein Topkunde sind oder nicht.

28.01.2024/kut.

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