Importiert oder exportiert die Schweiz gerade Strom?

Der Stromaustausch der Schweiz lässt sich live mitverfolgen. (Bild: M. Henry / unsplash)

In der Energiekrise taucht häufig die Frage auf, ob die Schweiz eher Energie ans Ausland abgibt oder, ob sie Strom von anderen Staaten bezieht. Das lässt sich ganz einfach live beantworten.

Europa steckt vollkommen in der Energiekrise und jedes Land schaut analog zur Coronavirus-Pandemie, trotz der vernetzten Welt, bloss auf sich. Auch in der Schweiz sind Diskussionen aufgekommen, warum das Land denn seine Ressourcen anderen zur Verfügung stellen sollte.

Da Strom nur begrenzt speicherbar ist, haben sich viele europäische Länder vernetzt, um Spitzenbelastungen sowie Überschüsse untereinander rasch auszugleichen.

Swissgrid liefert

Am sogenannten Stromaustausch ist auch das 6700 Kilometer lange Stromnetz der Schweiz angeschlossen. Die Standardfrequenz im elektrischen Netz Europas beträgt 50 Hz. Damit die Frequenz immer stabil bleibt, muss das Gleichgewicht zwischen Produktion und Verbrauch elektrischer Leistung immer gegeben sein.

Importiert die Schweiz nun in diesem Moment am Mittwochnachmittag gerade Strom? Ja, lautet die Antwort, wie muula.ch herausgefunden hat, und dies lässt sich eigentlich leicht prüfen.

Der Übertragungsnetzbetreiber Swissgrid liefert die Daten auf seiner Website «Aktuelle Netzkennzahlen» in vier Sprachen sehr anschaulich.

Spannender Test

Von Deutschland kommen aktuell 2000 Megawatt an Strom in die Schweiz. Zudem steuert Österreich rund 600 Megawatt bei.

Nach Frankreich liefert die Schweiz dagegen momentan Energie. Es sind 1300 Megawatt. Und auch nach Italien fliessen 1500 Megawatt. In Summe exportiert die Schweiz also rund 200 Megawatt.

Zum Vergleich: Ein Schweizer Haushalt kommt auf einen Verbrauch von 5 Megawatt pro Jahr. Die Ein- und Ausfuhr-Beträge sind also gigantisch.

Die Swissgrid-Grafik zeigt den Energieaustausch der Schweizer Stromproduzenten mit den Nachbarländern Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich.

Häufiges Hin- und Her

Der Pfeil zeigt in Richtung Schweiz, falls die Schweiz aktuell mehr Wirkleistung aus einem Nachbarland importiert als exportiert. Der Pfeil zeigt dagegen in die Richtung eines Nachbarlandes, falls die Schweiz aktuell mehr Wirkleistung exportiert als importiert.

Ein paar Sekunden später springt die Energiebilanz tatsächlich auf Import und die Schweiz erhält mehr Strom aus dem Ausland, als sie ans Ausland liefert. Besser lässt sich die Vernetzung der Welt kaum darstellen.

GPS-Messungen

Wen das Thema noch genauer interessiert, der kann sogar auf derselben Website die Situation der Stromversorgung in ganz Europa mitverfolgen und allfällige Spannungsabfälle live miterleben.

Die Netzfrequenzen werden nämlich von mehreren Orten in Europa zeitlich synchronisiert und mit hoher Genauigkeit in einem System öffentlich gemacht.

Die mit GPS-Empfängern ausgestatteten Messgeräte in den jeweiligen Schaltanlagen berechnen die Frequenz und liefern diese in Echtzeit zusammen mit anderen Mikrosekunden-genauen Daten.

Direkter Blick

Dies sei das Ergebnis einer langjährigen Zusammenarbeit von Swissgrid mit den Netzbetreibern aus Österreich (APG), Dänemark (Energinet.dk), Portugal (REN), Slowenien (ELES), Kroatien (HEP), Italien (TERNA) und Griechenland (IPTO), hiess es.

Mit den Daten lässt sich europaweit die Netzstabilität mitverfolgen und steuern und bei Stromausfällen rasch eine Lösung finden. Besser lässt sich die Stromlage in Europa wahrscheinlich kaum abbilden.

07.12.2022/kut.

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