Premium-Schoggi-Hersteller tut einem fast leid

Tennisprofi Roger Federer ist seit über zehn Jahren globaler Markenbotschafter für Lindt. (Bild: PD)

Schweizer Luxusprodukte haben normalerweise exorbitante Gewinnmargen. Doch ein Hersteller erwirtschaftet kaum richtig Geld.

Die Gewinnmargen von Schweizer Luxusgüterherstellern sind enorm, aber unterscheiden sich stark. Nach Topverdienern braucht man nicht lange zu suchen und wird in Finanzberichten von Luxusuhren- oder Schmuck-Firmen fündig, die exorbitante Gewinnmargen erzielen.

So wies unlängst der Richemont-Konzern mit seinen Marken, wie Cartier, Van Cleef & Arpels, IWC, Montblanc, Piaget oder etwa Lange & Söhne, im Schmuck-Segment um Diamanten, Colliers & Co. eine operative Gewinnmarge von über 37 Prozent aus, wie muula.ch berichtete.

Selbst Sanitär ist top

Bei Luxusuhren kommt Richemont noch immer an eine 25-Prozent-Gewinnmarge heran.

Luxushotels oder Produzenten von Haute-Couture-Kleidung beziehungsweise von Luxus-Reisegepäck erwirtschaften ebenfalls solch hohe Gewinne.

Selbst die Gewinnmargen von Schweizer Produzenten, die nicht im Luxussegment tätig sind, kommen nicht selten auf hohe Werte. Standardbeispiel ist dabei der Sanitärtechnikkonzern Geberit, der in normalen Jahren gute Betriebsgewinn-Margen auf Stufe Ebit von um die 25 oder 26 Prozent ausweist.

Mini-Gewinne

Doch dann kommen Betrachter schnell ins Tal der Tränen, wenn sie etwa auf den Premium-Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli schauen.

Obwohl die Schoggi-Produkte im Luxus-Segment angesiedelt sind, schaut unter dem Bruchstrich – nicht wie mancher meinen könnte – nämlich kein exorbitanter Gewinn heraus.

muula.ch recherchierte und pickte einfach einen Jahresabschluss von Lindt & Sprüngli heraus. Dabei zeigt sich, dass die Gewinnmarge, also der Reingewinn geteilt durch den Umsatz, in den Jahren 2002 oder 2003 gerade einmal um die 6 Prozent lag.

14.000 Angestellte

Blickt man auf eine 5-Jahres-Kennzahlen-Übersicht, kommt der Schoggi-Konzern auf Betriebsgewinn-Margen um die 14 Prozent und Reingewinn-Margen um die 10 Prozent.

Letztere waren aber im Jahr 1999 aber auch schon bloss 4,8 Prozent oder zur Jahrtausendwende nur 5,0 Prozent, also ziemlich niedrig.

Halber Preis bei Lindt in Australien.
Halber Preis bei Lindt in Australien. (Bild: muula.ch)
Lindt-Premium-Produkte werden häufig verramscht
Lindt-Premium-Produkte werden häufig verramscht. (Bild: muula.ch)

Das Schokoladen-Unternehmen aus Kilchberg, das immerhin rund 14.000 Personen beschäftigt, ist also keine vollkommene Goldgrube, wie weithin häufig angenommen wird.

Aber woran liegt das? Klar, die Kosten sind im Vergleich mit den erzielten Umsätzen zu hoch. So kostet der Kakao, die Nüsse und die ganze Herstellung vergleichsweise viel.

Teurer Tennisprofi?

Einen Aspekt darf man nicht vergessen und das ist das Marketing. Allein der Markenbotschafter von Lindt, der Schweizer Tennisstar Roger Federer, dürfte Unsummen verschlingen.

Federer verkörpere aber in idealer Weise die Werte Swissness, Premiumqualität, Leidenschaft und Kompetenz für die Lindt & Sprüngli als Schweizer Traditionsunternehmen stehe, hiess es von der Firma.

Tennisstar Roger Federer macht Werbung für Lindt & Sprüngli
Tennisstar Roger Federer macht Werbung. (Bild: PD)
Maitre Chocolatier von Lindt & Sprüngli
Der Lindt Maîtres Chocolatier (Bild: PD)

Der Tennisprofi unterstützt das Traditionshaus beim weiteren strategischen Ausbau der internationalen Markenbekanntheit und der Eroberung wichtiger Zukunftsmärkte und dies kostet eben Geld. Ob das Ganze wirkt und tatsächlich zu Mehreinnahmen führt, lässt sich nur schwer feststellen.

Die grössten Lindt-Einzelmärkte in Europa sind Deutschland und Frankreich, was auch nicht gerade Schokoladen-Wüsten sind, sondern diese Länder verfügen auch über ihre Lokalmarken.

Gerade im Ausland muss Lindt ausserdem häufig die Markenrechte um Goldhasen & Co. verteidigen, was auch ins Geld gehen dürfte.

Milliarden für Material

Im Jahresabschluss 2021 gibt es eine Mehrjahresübersicht zu den Kosten und da wird deutlich, dass die Materialkosten um die 35 Prozent von den 4,6 Milliarden Franken an Umsatz und die Personalkosten um die 20 Prozent von den Einnahmen liegen.

In absoluten Werten sind dies von den 4,6 Milliarden Franken an Einnahmen rund 1,5 Milliarden Franken an Materialaufwand. Eine Milliarde Franken gehen dann zusätzlich für das Personal drauf.

Abschreibungen belasten

Operative Aufwendungen, wie Marketing und Logistik, kommen mit rund 26 Prozent noch hinzu, also absolut wieder 1,1 Milliarden Franken an Ausgaben.

Abschreibungen und Wertberichtigungen liegen zusätzlich bei 4 bis 7 Prozent. Finanzierungskosten sowie Steuern geben den Rest. Schliesslich bleibt unter dem Strich bei dem Luxus-Schokoladen-Hersteller nicht mehr viel hängen.

Die Dividendenrenditen bei Lindt-Papieren liegen über längere Perioden sogar nur zwischen einem und zwei Prozent.

Rote Zahlen bei Rabatt

Fragt also jemand beim nächsten Einkauf von Lindt-Schokolade im Ladengeschäft nach einem zusätzlichen Preisnachlass von, sagen wir, geringen zehn Prozent, sollte sich das Verkaufspersonal die Gewährung eines solchen Rabatts gut überlegen.

Lindt & Sprüngli wäre bei einem solchen rabattierten Verkauf nämlich meist bereits in den roten Zahlen.

26.12.2022/kut.

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