Kunsthaus Zürich verteidigt Bührle-Provenienzforschung

Kunsthaus Zürich
Das Kunsthaus Zürich ist wegen der Bührle-Sammlung ständig in Kritik. (Bild: PD)

Das Kunsthaus Zürich will Steuermillionen, um selbst Nachforschungen zur Bührle-Sammlung zu betreiben. Im Streit darum legt das Museum nach.

Machen es sich die Erben des Schweizer Waffenfabrikanten Emil Georg Bührle zu einfach, indem sie die Nachforschungen zu Kunstwerken aus jüdischem Besitz einfach der Allgemeinheit, sprich den Steuerzahlern, überlassen?

Streit um 3 Zusatzmillionen

Um diese Frage ist eine Kontroverse entstanden, denn das Kunsthaus Zürich, wo die umstrittene Sammlung seit 2021 in einem neu erstellten Erweiterungsbau von David Chipperfield ausgestellt wird, hat sich mit der Bührle-Stiftung darauf verständigt, dass die Herkunft der Bilder untersucht werden soll.

Bezahlen soll aber die Stadt Zürich. Es geht um 3 Millionen Franken, die zu dem defizitären Museumsbetrieb der Zürcher Kunstgesellschaft noch hinzukommen sollen.

Drei Hauptgründe

Die Aufarbeitung der Erforschung der Bührle-Sammlung habe eine hohe gesellschaftliche Dringlichkeit, verteidigte Museumsdirektorin Ann Demeester das Vorgehen.

Das Kunsthaus Zürich wolle die Sammlung auch nicht zeigen, ohne sie vertieft erforscht zu haben, sagte sie in einem Interview mit der linken Wochenzeitung «WOZ».

Aus drei Gründen möchte das Museum zur Dauerleihgabe der Bührle-Sammlung die Forschungen aber selbst, also inhouse, vornehmen.

Alles aus einer Hand

«Erstens wollen wir alle Werke, die in unserem Haus gezeigt werden, gleich behandeln», erklärte Demeester zu dem Vorgehen mit den erhöhten Subventionen.

Dafür habe das Kunsthaus Zürich eine Strategie, ein Prüfschema und Kriterien, hiess es weiter.

Ann Demeester, Direktorin des Kunsthauses Zürich
Ann Demeester leitet seit Oktober 2022 das Kunsthaus Zürich. (Bild: PD)

«Es wäre komisch, unterschiedliche Standards auf die einzelnen Bilder anzuwenden», verteidigte die Museumsdirektorin das eigene Forschungsbestreben.

Ein Museum, eine Strategie, so die Überlegungen.

Verbindungen mit eigener Sammlung

Zweitens habe sich das Kunsthaus Zürich für eine eigene Aufarbeitung entschieden, weil es schlicht nicht üblich sei, dass Museen ihre Provenienzforschung auslagerten, machte Demeester weiter klar.

«Es ist wichtig, das erworbene Wissen und die Forschungsergebnisse im Museum zu zentralisieren und zu bewahren und die unterschiedlichen Erkenntnisse zu den Gemälden und Werken aus der eigenen Sammlung und aus Dauerleihgaben miteinander in Verbindung zu bringen», machte die 1975 im belgischen Brügge Geborene klar.

Historiker war fündig geworden

Drittens wolle das Kunsthaus Zürich für die eigene Provenienzforschung später Expertise von aussen beiziehen.

«Zu jedem aufgearbeiteten Fall soll es eine externe Überprüfung der Resultate geben», beschrieb die Museumsdirektorin die Vorgehensweise.

Bekanntermassen hatte der Historiker Raphael Gross eine unabhängige Vorprüfung zu der Sammlung des Rüstungsindustriellen erstellt und klare Hinweise auf problematische Kunstwerke gefunden.

Die Stadt Zürich hatte den Bericht von Gross veröffentlicht.

Diskussion über Notwendigkeit führen

Kritik, die Aufarbeitung der umstrittenen Sammlung des Schweizer Waffenproduzenten deutscher Herkunft Bührle direkt extern vornehmen zu lassen, weil die gegenseitige Abhängigkeit des Museums zur Bührle-Stiftung zu gross sei, liess Demeester aber nicht gelten.

Doch das Kunsthaus Zürich stelle sich jedoch der Diskussion, hiess es ergebnisoffen.

Bührle-Sammlung im Erweiterungsbau des Kunsthauses Zürich
Die Bührle-Sammlung im Kunsthaus Zürich. (Bild: PD)

Es bräuchte einen Austausch, warum es ein unabhängiges Mandat zur Erforschung bräuchte, was die Kosten wären und welche Konsequenzen dies für das Kunsthaus Zürich als Ganzes hätte.

Bührle selbst war ab Mai 1953 Vizepräsident der Kunsthausgesellschaft sowie Präsident der Sammlungskommission und hatte dem Kunsthaus Zürich noch zu Lebzeiten verschiedene Kunstwerke geschenkt.

06.06.2025/kut.

Kunsthaus Zürich verteidigt Bührle-Provenienzforschung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert