«Neues Kapitel» holt Orell Füssli vom Sterbebett

Gebäude von Orell Füssli
Das Traditionsunternehmen Orell Füssli gedeiht wieder. (Bild: PD)

Orell Füssli konzentriert sich auf eine neue Strategie. Die Ernte der Früchte zeigt, dass ein Turnaround in totgeglaubten Geschäftsfeldern funktioniert.

Todgesagte leben länger, lautet ein Sprichwort.

Genau dies dürfte auch auf die Traditionsfirma Orell Füssli zutreffen.

Zwei Säulen tragen

Der Buchhändler und Hersteller von Banknoten hat im November 2022 ein «neues Kapitel» aufgeschlagen.

Genauso bezeichnete das Management damals den Strategiefokus auf die zwei gesellschaftlichen Trends Sicherheit und Bildung.

Im Lern- und Bildungsbereich dominiert nämlich die zunehmende Digitalisierung und das lebenslange Lernen des Einzelnen.

Beim Thema Sicherheit geht es um den Schutz von Wert- und Identitätsdokumenten gegen Missbrauch und Fälschung.

Amazon & Co. überlisten

Orell Füssli adressierte diese Wachstumsmärkte als Systemanbieterin für Sicherheitslösungen und Identifikationssysteme, als Marktführerin im stationären und online Buchhandel und als wichtige Anbieterin von Schweizer Lernmedien.

Damit kann die Traditionsfirma nunmehr die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.

Wohlgemerkt lag das Unternehmen schon auf dem Sterbebett, weil die Kunden ihre Bücher günstiger im Internet über Amazon & Co. bestellten und etablierte Notenbanken immer weniger gedruckte Geldscheine benötigten, weil der Bargeldumlauf drastisch zurückgeht.

Gewinnziel bereits erreicht

Doch am heutigen Freitag gab Orell Füssli die Erfolge bekannt.

Die Umsetzung der Wachstumsstrategie in den Bereichen Sicherheit und Bildung entwickele sich auch im zweiten Jahr nach der Lancierung sehr erfreulich, hiess es in einem Communiqué.

Das organische Umsatzwachstum lag 2024 deutlich über dem avisierten Wachstumsziel von 4 bis 6 Prozent, und die Profitabilität konnte trotz substanzieller Investitionen in den Ausbau des digitalen Geschäfts weiter gesteigert werden.

Die erst für 2028 geplante Gewinnmarge auf Stufe Ebit von 8 Prozent erreichte Orell Füssli schon.

Neukunden gefunden

Der Reingewinn stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr um 19,6 Prozent auf 17,5 Millionen Franken.

Die Eigenkapitalquote lag in der soliden Bilanz bei hohen 74 Prozent.

Die Gruppe steigerte den Umsatz zudem im vierten Jahr in Folge und kam diesmal auf 253 Millionen Franken, was einem Plus von 9 Prozent gegenüber 2023 entsprach.

Neben der guten Auftragslage im Bereich Sicherheitsdruck habe auch der vorteilhafte Produktmix zum guten Ergebnis beigetragen, freute sich Orell Füssli über die Entwicklung.

Der Sicherheitsdruck konnte im vergangenen Jahr diverse neue internationale Kundenaufträge gewinnen, darunter zwei weitere Zentralbanken als neue Ankerkunden mit Mehrjahresverträgen.

Auch in der Schweiz will die Nationalbank neue Banknoten lancieren, was langfristig Orell Füssli in die Hände spielen dürfte.

Neuralgische Punkte im Fokus

Der Umsatz im Buchhandel erhöhte sich um 5,8 Prozent auf 248,6 Millionen Franken.

Im Jahr 2024 eröffnete Orell Füssli sechs neue Buchhandlungen an Hochfrequenzlagen, unter anderem in den Bahnhöfen Chur, Aarau, Winterthur und Zug sowie im Einkaufszentrum Letzipark in Zürich und im belebten Einkaufsquartier von Uster ZH.

Zudem wurden im Rahmen von Nachfolgelösungen eine weitere Buchparadies-Filiale im Einkaufszentrum «Mall of Switzerland» in Ebikon LU sowie die Buchhandlung Rapunzel am Bahnhof in Liestal BL übernommen.

CEO Daniel Link und Verwaltungsratspräsident Martin Folini
CEO Daniel Link und Verwaltungsratspräsident Martin Folini (Bild: PD)

Das E-Commerce-Geschäft konnte gegenüber dem Vorjahr deutlich gesteigert werden.

Für 2025 seien weitere Filialeröffnungen geplant und die Schweizer Marktführerschaft werde weiter ausgebaut. Die Kundschaft geht gerne in die gut gelegenen Filialen.

Ausschüttung steigt um 13 Prozent

Aufgrund des guten Ergebnisses schlage der Verwaltungsrat der Generalversammlung vom 13. Mai 2025 vor, die Dividende um 50 Rappen auf 4.40 Franken je Aktie zu erhöhen. Das sind immerhin 13 Prozent mehr an Ausschüttung.

Wer hätte dies einmal über Orell Füssli gedacht? Wohl niemand.

Doch Totgesagte leben eben manchmal länger.

14.03.2025/kut.

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