USA stellen Schweizer Bank der Ultrareichen bloss

Der Eingang der Privatbank Pictet an der Zürcher Bahnhofstrasse
Die Bank Pictet hat eine Millionenbusse von den USA erhalten. (Bild: muula.ch)

Die USA haben der Privatbank Pictet eine Busse verpasst und ihr Geschäftsmodell offengelegt. Involviert ist da auch ein Schweizer Versicherer.

Die USA haben den Schleier vom Geschäftsmodell der Genfer Privatbank Pictet gelüftet. Hinter vorgehaltener Hand wird zwar immer bei dem Geldhaus von der Bank der Ultrareichen, also der Ultra High Net Worth Individuals UHNWI, gesprochen. Doch dies scheint deutlich übertrieben.

Bank zieht Schlussstrich

Das US-Justizministerium DoJ verdonnerte Pictet im Steuerstreit mit den USA zu einer Strafzahlung von rund 123 Millionen Dollar. Die Busse beträgt dabei 38,9 Millionen Dollar, wie das Geldhaus sowie die US-Behörde am Montagabend mitteilten.

Pictet schrieb in seinem kargen Communiqué, dass die Bank damit die Angelegenheit erledigt habe. Die Busse sei aus Gewinnen und allgemeinen Rückstellungen gedeckt, hiess es.

Man habe mit den US-Behörden stets kooperiert und werde dies auch in Zukunft tun, teilte das Geldhaus lediglich mit.

Bank half doch US-Bürgern

Doch schaut man auf die Informationen der Amerikaner, so muss Pictet weiterhin eine jahrelange Wohlverhaltensphase einhalten, Reports an die US-Behörden schicken und darf die Geldbusse auch nicht von den US-Steuern abziehen.

Die Busse wurde um 45 Prozent reduziert, weil das Kreditinstitut mit den Behörden zusammengearbeitet habe.

Laut den US-Dokumenten räumte Pictet sogar ein, US-Bürgern zwischen 2008 und 2014 geholfen zu haben, Vermögen vor den USA versteckt zu haben – insbesondere um keine US-Steuern zu zahlen.

Das ist merkwürdig, weil die Bank stets beteuerte, korrekt gehandelt zu haben. Die Vereinbarung ist von Nicolas Pictet und Mark Pictet sowie Firmenanwälten unterzeichnet. Damit ist die Bank von ganz oben involviert.

Weltweite Transaktionen

Die Amerikaner kennen bei solchem Vergehen aber gar nichts und listen sämtliche Details der dokumentierten Straftaten auf. 

Pictet hat demnach über die weltweite Organisation, also etwa über Luxemburg, den Bahamas oder über Singapur ihren US-Kunden geholfen, Vermögen zu verschleiern.

Die Pictet Group erbrachte bestimmten US-Steuerzahlern Offshore- und Treuhandgesellschaften und -Verwaltungsdienstleistungen, zuerst über die Abteilung Estate Planning and Trust Services und später über eine hundertprozentige Tochtergesellschaft namens Rhone Trust and Fiduciary Services SA (Rhone).

Nur 20 Milliarden betroffen

Im Jahr 2014 hatte die Bank etwa 165 Milliarden Dollar als verwaltete Vermögen. Von 2008 bis 2014 bediente die Pictet-Gruppe etwa 3736 private Konten, auf denen US-Steuerzahler als wirtschaftliche Eigentümer waren, deren maximale Vermögen, einschliesslich der deklarierten Vermögenswerte, etwa 20 Milliarden Dollar betrug.

Damit ist klar, dass es sich hierbei kaum um UHNWI handeln kann, denn im Schnitt lagen bei jedem Kunden «bloss» 5,4 Millionen Dollar als Vermögen auf den Konten.

Viele kleine Fische

Insgesamt hielt die Pictet-Gruppe von 2008 bis 2014 exakt 1637 US-Dollar. Strafkonten mit einem maximalen Vermögen von etwa 5,6 Milliarden Dollar, die sich zusammen mit etwa 50,6 Millionen Dollar an US-Steuern entziehen wollten. Es zeigt sich, wie kleinkariert das Geschäft eigentlich war.

Und im Schnitt kamen die betroffenen Konten nur auf 3,4 Millionen Dollar an Vermögen.

Gewiss, es wird in der Dokumentation auch von Zahlungen in Höhe von 50 oder 107 Millionen Franken bei einem Indonesisch-US-Kunden gesprochen. Doch solche hohen Einzelfälle reduzieren die Werte auf anderen Konten noch mehr.

Debitkarten zum Einkaufen

Wie dreist die Schweizer Banker dabei allerdings vorgegangen sind, ist ebenfalls von den Amerikanern dokumentiert. Nicht nur waren die Konten anonym beziehungsweise mit Code-Wörtern geführt, sondern die Korrespondenz nahm die Bank so vor, dass sie nicht mit US-Behörden in Verbindung kam. Die Banker hatten also an alles gedacht.

Viele Zahlungen seien zudem bewusst unterhalb der Meldegrenze von 10.000 Dollar abgewickelt worden, damit sie bei US-Behörden nicht auffielen.

Die Pictet-Kundschaft konnte sogar über einen externen Service-Provider mit Debitkarten, über das nicht deklarierte Vermögen verfügen. Einzahlungen konnten über Intermediäre vorgenommen werden.

Selbst von der UBS nahm Pictet noch Kundschaft an, als das Geschäft mit US-Kunden für die Schweizer Grossbank zu heikel geworden war.

Swiss Life mit Wrappern

Die Bankmanager von Pictet gaben bei einem Kunden etwa nur die griechische Nationalität in den Banksystemen an, obwohl sie wussten, dass er auch die US-Staatsbürgerschaft hatte. Teilweise wurde US-Vermögen im Namen von Ehegatten geführt, welche keinen US-Pass hatten. Mindestens 90 der 3800 Angestellten waren in das heikle Geschäft involviert.

Bei alldem half Pictet auch ein Schweizer Versicherer – es war die Swiss-Life-Gruppe, die Gelder in Singapur über Liechtenstein in sogenannte Insurance Wrapper verpackte. Diese waren teils anonym, teils wurde Geld von Strohmännern oder Tarnfirmen auf diese Versicherungsverträge eingezahlt.

Das Zusammenspiel zwischen einer Schweizer Bank mit einer Schweizer Versicherung in diesem Zusammenhang war bisher so nicht bekannt.

Tausende Dokumente geliefert

Das US-Justizministerium lobte die Bank, weil sie rund 66.000 Seiten an Dokumentation angefertigt und herausgegeben hat. Zahlreiche Kundennamen wurden dabei den US-Behörden bekannt.

Dieses Vorgehen solle US-Bürger künftig davon abhalten, Steuern zu hinterziehen, hiess es weiter im Communiqué.

Letztlich zeigt sich aber auch, dass die Schweizer Privatbank Pictet ihre eigene Haut mit viel Material über ihre Kundschaft retten oder zumindest die Strafzahlungen reduzieren wollte.

04.12.2023/kut.

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