An vielen Orten wird der Druck auf die Kundschaft erhöht, dem Personal ein Trinkgeld zu geben. Dies sollten sich die Betriebe aber gut überlegen.
Derzeit gibt es in Schweizer Restaurants, Bars und Cafés viele peinliche Situationen.
5-Prozent-Schritte
Beim Bezahlen mit der Karte steht nämlich in vielen Etablissements plötzlich die Frage an den Kunden auf dem Display, wie viel Trinkgeld es denn sein soll.
Es gibt dann mehrere Optionen – allerdings meist in 5-Prozent-Schritten und der Höhe nach von oben nach unten sortiert.
Wollen Kunden kein Trinkgeld geben, müssen sie das unterste Feld mit «Kein Trinkgeld» wählen und erst dann geht es im Bezahlvorgang weiter.
Unter strenger Beobachtung
Zuoberst stehen selbst in Selbstbedienungsrestaurants, wo der Kunde praktisch den Service selbst verrichtet, nicht selten 25 oder 20 Prozent als Auswahloptionen für das Trinkgeld.
Wer kein Trinkgeld geben möchte, muss sich also aktiv dagegen entscheiden.
Dieser neue Prozess in vielen Coffeeshops & Co. in Zürich, Basel oder Bern, wie muula.ch regelmässig auffällt, sollten sich die Besitzer allerdings gut überlegen.
Denn norwegische Marketingforscher haben nun herausgefunden, dass sich die Kundschaft unter Druck gesetzt fühlt, einen Zustupf an das Personal zu geben, wenn die soziale Geste des Trinkgeldgebens unter der strengen Beobachtung des Bedienpersonals am Kartenterminal quasi forciert wird.
Anderes Café wählen
Kurzfristig mag dieser Druck dazu führen, dass die Kunden mehr Trinkgeld geben, schrieben die norwegischen Forscher Nathan Waren und Sara Hanson im neuesten «Journal of Business Research».
Langfristig kehrten die Kunden aber seltener in das Lokal zurück und empfahlen es weniger weiter, hiess es.
Die einen seien dabei verärgert über die Aufdringlichkeit. Andere Kunden wollten sich nicht mehr dem Druck aussetzen, ein Trinkgeld quasi geben zu müssen und entschieden sich, ein anderes Restaurant oder Café zu besuchen.
Faires Vorgehen wichtig
Bistros in einem Geschäftsviertel oder Coiffeurläden beziehungsweise Nagelstudios an der Ecke verscheuchten damit eigentlich ihre Stammkundschaft, so die Warnung der Marketingforscher, die derzeit mit ihrer Analyse für viel Aufsehen sorgen.
Zwei Lehren aus der Untersuchung empfehlen die Wissenschafter: Restaurants sollten Kunden beim Bezahlen einerseits genug Freiraum und Privatsphäre gewähren.
Und andererseits sollten die Auswahloptionen nicht so angegeben werden, dass in der Mitte der Tasten, für die sich bekanntermassen viele Menschen entscheiden, immer noch hohe Trinkgeldbeträge von 20 oder 15 Prozent voreingestellt werden.
27.01.205/kut.
Bei nur einem Bier oder Kaffee gibt‘ s generell kein Trinkgeld.
Ansonsten entscheidet sich die Frage schon bei Erhalt des Bieres vor dem Essen. Ist die Füllstand unterhalb des Eichstrichs, kann auch ein gutes Essen nichts mehr revidieren.