Thuner Firma wird für Meckern fürstlich belohnt

Produktion von Meyer Burger
Die Produktion von Solaranlagen bei Meyer Burger. (Bild: PD)

Eine kleine Schweizer Firma hat unlängst auf Fehlentwicklungen in Europa hingewiesen. Für das Wachrütteln gibt es viel Geld.

Es war ein Weckruf, den Gunter Erfurt, Chef des Thuner Solarpanel-Herstellers Meyer Burger gegenüber dem deutschen «Handelsblatt» unlängst von sich gegeben hat und über den auch muula.ch berichtete.

«Wir sehen im Moment viele Initiativen in vielen Regionen, die den dort ansässigen Unternehmen viel Förderung und industriepolitische Unterstützung anbieten, wenn sie Technologien für die Energiewende produzieren», sagte er.

Gleiche Kosten ohne Subventionen

Es seien Länder wie China, Indien und die USA. Europa tue hingegen bisher gar nichts, um diese umweltfreundlichen Industrien zu fördern, hatte der Manager kritisiert.

Sogar an den deutschen Finanzminister Christian Lindner hatte der CEO von Meyer Burger geschrieben und damit für noch mehr Wirbel gesorgt.

«Wenn es den aktuellen Subventionswettlauf nicht gäbe, dann wären die Herstellungskosten überall ungefähr gleich», erklärte der Manager. Der Anteil der Personalkosten sei so gering, dass man eine Produktion mit hoher Automatisierung praktisch überall darstellen könne.

Freches Wachrütteln lohnt sich

Die EU müsse daher den schönen Ankündigungen zu Klimaschutz und der Industriepolitik auch Taten folgen lassen, forderte Meyer Burger die europäische Staatengemeinschaft heraus. In Europa passiere jedoch hinsichtlich Fördergeldern nichts, hiess es. 

Doch nun hat sich das freche Wachrütteln gelohnt.

Meyer Burger bewarb sich nämlich erfolgreich um eine Förderung aus dem EU-Innovation-Fund und erhält 200 Millionen Euro, wie die Thuner Firma am Donnerstagabend freudig mitteilte.

Damit solle die Produktionskapazität in Europa nun ausgebaut werden.

Für Meyer Burger ist das extrem viel Geld, denn der Umsatz betrug im Jahr 2022 bloss 147 Millionen Franken und die Firma stand schon oft vor dem Aus.

Hoffnung stirbt zuletzt

Das von Meyer Burger eingereichte Projekt mit dem dramatisch klingenden Namen «Hope», High-efficiency Onshore PV module production in Europe, hat sich nämlich unter 239 Projekten als förderwürdig durchgesetzt, wie die EU-Kommission gleichentags bekanntgab.

«Hope» umfasst den Aufbau von zusätzlichen 3,5 Gigawatt Produktionskapazität für Solarzellen und Solarmodule durch Meyer Burger in Deutschland und voraussichtlich in Spanien.

Eine von 41 Firmen

Im Communiqué klingt der Meyer-Burger-Konzernchef nun auch ganz anders:

«Die EU leistet damit nicht nur einen Beitrag zur Dekarbonisierung des Energiesystems und zur Transformation der Industrie. Sie investiert ebenso in die Resilienz der Lieferketten im Bereich der Solarindustrie», sagte Erfurt.

Die aktuelle Ausschreibung des EU-Innovation-Funds umfasst ein Volumen von 3,6 Milliarden Euro. Meyer Burger war eins von 41 Unternehmen, die eine Förderung bekommen.

Unfaire Marktbedingungen

In einem formellen Prozess wird die EU-Kommission nach diesem Auswahlbescheid den formellen Förderzuschussbescheid erstellen, mit dem Meyer Burger noch in diesem Jahr rechnet.

Dann kann es also losgehen. Aufrütteln für unfaire Marktbedingungen kann sich also lohnen, wie der letzte europäische Produzent von Solarpanels und Solarmodulen zeigt.

13.07.2023/kut.

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