Taugt die Schweizerische Post als Förster?

Schweizerische Post
Die Schweizerische Post hat Wälder in Deutschland gekauft. (Bild: PD)

Die Schweizerische Post soll sich um Briefe und Päckchen sowie günstige Dienstleistungen bei Postfinance kümmern. Nun gehören aber auch das Jagen und die Bekämpfung von Borkenkäfern dazu.

Die Schweizerische Post, bekannt für die landesweite Zustellung von Briefen und Paketen, hat in den vergangenen Jahren verstärkt Engagement im Bereich des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit gezeigt.

Doch nun stellt sich die Streitfrage zwischen Briefen und Bäumen: Ist die Schweizerische Post auch ein guter Förster, denn sie erwarb soeben 2400 Hektar an Wald im deutschen Bundesland Thüringen.

Heimatschutz als Aufgabe

Die Schweiz, ein Land mit atemberaubender Natur und einer reichen Waldlandschaft, hat seit jeher eine starke Verbindung zur Forstwirtschaft.

Wälder sind nicht nur ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems, sondern auch eine wertvolle Ressource für Holzproduktion und des Heimatschutzes.

In diesem Kontext kann die Frage, ob die staatliche Schweizerische Post gut als Förster agiert, aber durchaus auf unterschiedliche Weise diskutiert werden.

Recycling und erneuerbare Energie

Einerseits ist die Post als ein bedeutender Akteur in der Schweiz durchaus in der Lage, einen positiven Einfluss auf die Bewirtschaftung und den Schutz der Wälder auszuüben.

Die Post hat in den vergangenen Jahren viele kleine Schritte unternommen, um ihre Aktivitäten umweltfreundlicher zu gestalten. Dies schliesst etwa die Nutzung von Elektrofahrzeugen, den Einsatz erneuerbarer Energien und die Förderung von Recycling ein.

Diese Bemühungen tragen dazu bei, den ökologischen Fussabdruck der Post zu reduzieren und liefert Nachhaltigkeit.

Ziel erreicht oder verfehlt?

Andererseits könnte man argumentieren, dass die Hauptfunktion der Schweizerischen Post nicht darin besteht, Wälder zu bewirtschaften oder zu schützen.

Obwohl dies ohne Frage eine Rolle im Bereich des Umweltschutzes spielen kann, liegt ihr Hauptaugenmerk nach wie vor auf der effizienten Zustellung von Postsendungen mit Grundversorgungsauftrag sowie der Erbringung von Finanzdienstleistungen.

Die Staatspost mag in einigen Bereichen umweltfreundliche Praktiken eingeführt haben, doch ihre Fähigkeiten als Förster sind im Vergleich mit spezialisierten Organisationen und Fachleuten begrenzt.

Völlig neue Geschäftsaktivitäten mit Umweltmassnahmen und neuen Risiken scheint deshalb weit über das Ziel des Klimaschutzes hinauszuschiessen.

Keine Ahnung von Forstwirtschaft

Wie die «Schweiz am Wochenende» beziehungsweise die «CH-Medien» aber auf Basis von Schätzungen enthüllten, kaufte die Schweizerische Post von Prinz Michael von Sachsen-Weimar-Eisenach eines der grössten privaten Waldgebiete Thüringens für rund sieben bis zehn Millionen Franken.

Der adlige Verkäufer macht sich über die Schweizer Pöstler, die eigens eine Firma, die CDR-Services Deutschland, gegründet haben, sogar lustig.

Die Post-Anwälte hätten jeden Ast aufgehoben und geprüft, erklärte er. Sie hätten mit den Gepflogenheiten der Forstwirtschaft gar keine Erfahrungen gehabt und sogar nach der Baubewilligung einer alten Jagdhütte gefragt.

Neue Ideen und Ansätze

Was Postchef Robert Cirillo mit dem Wald vorhat, ist laut den Medienberichten allerdings noch unklar.

Zwar gab die Post im Juli eine Medienmitteilung zur Nachhaltigkeit heraus, in der auch der Walderwerb erwähnt worden war.

Doch die Bewirtschaftung und das Jagen, was nun in die Kompetenz des Schweizer Staates fällt, kommt im Deckmantel der Nachhaltigkeit schon einer ungewöhnlichen Rolle gleich.

Fahren alle Konzernleitungsmitglieder der Post einmal zu dem Waldgrundstück oder fliegen sogar nach Thüringen, sieht die Ökobilanz des Staatsbetriebes gleich wieder viel schlechter aus.

«Die Umwelt, die Wirtschaft und wir Menschen brauchen neue Ideen und Ansätze für eine nachhaltige Entwicklung. Die Post will hierbei Vorbild und Vorreiterin sein», lässt sich Konzernchef Cirillo aber zur Strategie der Nachhaltigkeit zitieren.

Beseitigung der Umweltschäden

Ob die Produktion von umweltfreundlichen Treibstoffen bei einer Fluggesellschaft, wie etwa Swiss, ob die Produktion von erneuerbarer Energien eines Industriebetriebes, wie etwa bei Ems-Chemie, oder ob eben die Pflege eines Waldgrundstückes sowie die Holzproduktion in die Kernkompetenzen eines Postbetriebes fallen, muss man dabei diskutieren.

Allein die Unklarheit, wie viel die Post an Umweltschäden in Thüringen erst einmal beseitigen und zusätzlich in den Zillbacher Forst investieren muss, weil jeder zweite Baum geschädigt sei sowie viele Waldflächen mit Borkenkäfern befallen sein sollen, lässt kritische Stimmen an dem Deal lautwerden.

Muss sich der Schweizer Staat solche Probleme im Ausland aufhalsen? Wahrscheinlich nicht.

Hauptaufgaben im Vordergrund

Es ist zwar wichtig, die Bemühungen und Initiativen der Schweizerischen Post im Bereich der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes anzuerkennen.

Jedoch sollte man aber nicht vergessen, dass die Hauptaufgabe der Post nach wie vor in der Logistik und Finanzdienstleistungen liegt und nicht in Waldinvestitionen im Ausland.

Solche sollen laut Branchenschätzungen auch Renditen zwischen ein bis maximal fünf Prozent abwerfen, aber bloss, wenn die Bewirtschaftung auch in den eigenen Händen liegt.

Die Post will Details zu dem Vorhaben allerdings erst nach der Übergabe des Waldes im Herbst 2023 klären.

Steuerzahler haftet

Der finanzielle Ertrag aus der Bewirtschaftung stünde aber nicht im Vordergrund, hiess es von einem Postsprecher gegenüber den Medien. Die Post sucht aber ohnehin ständig nach neuen Einnahmequellen, wie auch muula.ch berichtete.

Vielmehr solle mit der zur Verfügung stehenden Waldfläche eine optimale CO2-Neutralisation erzielt werden, erklärte das Staatsunternehmen.

Vorerst werde die Grossherzogliche Sächsische Forstverwaltung OHG den Wald bewirtschaften, teilte die Schweizerische Post zudem mit.

Und das Jagdmanagement wolle sie später genauso als Auftrag ausschreiben, wie die nötigen Tätigkeiten als Förster.

All diese völlig neuen Risiken trägt letztlich aber der Schweizer Steuerzahler – im Namen des Umweltschutzes.

06.08.2023/kut.

Taugt die Schweizerische Post als Förster?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert