Bei Geschäftsideen schaut die Schweiz oftmals nach Amerika. Doch für ihre Bedürfnisse findet sie Inspiration zum Beispiel in Japan.
Geht es um Milliardäre und ihr Wirken, schaut die Schweiz oftmals auf Bill Gates, Elon Musk, Mark Zuckerberg oder Jeff Bezos. Die Manager, die Weltkonzerne wie Microsoft, Tesla, Facebook und Amazon gross machten, sind hinreichend bekannt.
Doch dabei ist klar, dass sich die Schweiz mit ihren hohen Produktionskosten und limitierter Basis für Arbeitskräfte kaum zum Eldorado für die Herstellung von Elektroautos, zu einer Zentrale für Softwareherstellung oder zu einem Hub für Online-Handel entwickelt.
Brillante Idee
Vielmehr muss man auf die Bedürfnisse sowie Möglichkeiten eines Landes schauen und an dieser Stelle kommt Japan sowie sein jüngster Milliardär ins Spiel.
Die Rede ist von Shunsaku Sagami, dem 32-jährigem Gründer und CEO des M&A Research Instituts.
Er entwickelte mittels künstlicher Intelligenz KI einen Algorithmus, der die richtigen Paarungen für Fusionen und Übernahmen findet. Daraus generiert sein auf M&A ausgerichteter Konzern eine Provision, wenn es zu den Deals kommt.
Keine grossen Namen
Doch genau das ist in Japan derzeit sehr gefragt, einer Gesellschaft, die wie die Schweizerische stark überaltert ist und bei der viele Nachfolgeregelungen bei Unternehmen unklar sind.
Kaum jemand hat da den Überblick, welche der hunderttausenden Firmen gut zusammenpassen würden.
Sagamis M&A Research Institut wird genau dort aktiv. Er hat an der Kobe Universität studiert – von wohlklingenden Namen wie Harvard, Stanford & Yale oder selbst von der Kaiserlichen Tokio Universität keine Spur.
Konkurrenz zu Investmentbanken
Das Bedürfnis Japans, dort Abhilfe zu schaffen, wo das Land ein grosses Problem hat, lohnt sich zu befriedigen. Denn seit dem Börsengang des Unternehmens stieg der Aktienkurs um über 300 Prozent und machte Sagami zum jüngsten Milliardär des Landes.
Auf seiner Webseite gibt die Firma an, M&A-Deals innerhalb von nur 49 Tagen über die Bühne zu bringen und im Jahr rund 5000 Anfragen zu haben.
Teure Fees, wie sie Investmentbanken um Goldman Sachs, Morgan Stanley, J.P. Morgan, UBS & Co. für die Vermittlung von Akquisitionen kennen, gibt es bei «masouken» nicht.
Gezahlt wird nur im Erfolgsfall.
Kleiner Markt
So ein Geschäftsmodell wäre sicher auch etwas für die Schweiz. Hierzulande können zahlreiche Unternehmer ebenfalls nur mit Schwierigkeiten die Nachfolge in ihrer Firma bestimmen.
Für die grossen Geldhäuser, die sich mit Fusionen und Übernahmen gut auskennen, sind diese Gesellschaften jedoch meist zu klein. Ein KI-Algorithmus, der den passenden Partner rasch findet, wäre dabei vielleicht eine Lösung.
Analog zu Japan muss die Schweiz dabei ständig den Spagat zwischen Tradition und Moderne finden.
Blick nach Asien
Doch die Schweiz blickt bei Innovationen vornehmlich nach Amerika, um Inspiration zu finden. Dass aber künftig Chip-Fabriken in der Schweiz angesiedelt werden, wie es derzeit in den USA mit Intel, TSMX Micron & Co. passiert, ist sehr unwahrscheinlich.
Dabei sollte die Schweiz durchaus auch einmal den Kopf drehen und in die andere Richtung, gen Asien und gen Japan, schauen.
Sicher wird sie für ihre Bedürfnisse rasch fündig.
07.08.2023/kut.