Die Post findet immer neue Einnahmequellen

Die Post weitet das Gemischtwaren-Sortiment aus. (Bild: PD)

Die Schweizerische Post macht bei ihrer Strategie «Post von morgen» vorwärts. Dies generiert zwar Einnahmen, passt aber nicht allen.

Die Schweizerische Post macht bei ihrer Strategie, eine moderne Post für die Zukunft zu sein, weiter vorwärts. So will sie ihre Filialen zu regionalen Dienstleistungszentren umgestalten.

Was dies heisst, weiss die Kundschaft nur zu gut. Auf den Postämtern werden immer mehr Waren und Dienstleistungen angeboten, die eigentlich nichts dem direkten Postgeschäft zu tun haben.

Strategische Partner

Wenn jemand nur schnell einen Einschreibebrief aufgeben oder abholen will beziehungsweise eine Briefmarke braucht, versuchen die Pöstler immer öfter auch noch einen Mobilfunkvertrag, Event-Tickets oder eine Rechtsschutzversicherung zu verkaufen.

Die Post öffne ihr Filialnetz für strategische Partner aus den Bereichen Banken, Versicherungen, Krankenkassen, Gesundheit und Behörden, formuliert es der Staatsbetrieb in einer neuen Medienmitteilung positiv.

«Viele Menschen haben auch im digitalen Zeitalter das Bedürfnis nach persönlichem Kontakt», hiess es weiter. Dieses Bedürfnis könne die Post in ihren Filialen erfüllen, frohlockten die Verantwortlichen. Damit stelle die Post sicher, dass ihre Filialen durch die persönliche Beratung auch in Zukunft nützliche Anlaufstellen für die Bevölkerung blieben, so die Logik hinter alldem.

Prepaid- und Kreditkarten

Was damit genau gemeint ist, teilte die Post ebenfalls mit. Ab Mitte Oktober beginnen nämlich die Cornèr Bank und die Post eine strategische Partnerschaft, die auf zwei Stossrichtungen beruht.

Zum einen könnten Kunden künftig Cornèrcard Prepaidkarten in 154 Filialen der Post kaufen und aufladen. Zum anderen sei ab Mitte November der Vertrieb von Cornèrcard Kreditkarten geplant.

«Die Post verbindet Menschen und Unternehmen in der Schweiz. Wir möchten den Menschen den Alltag erleichtern und ihnen auch im digitalen Zeitalter einen physischen Kontakt zu Dienstleistungen ermöglichen», sagte Roberto Cirillo, Konzernchef der Post, diesbezüglich.

Wurst beim Bäcker?

Dank der Partnerschaft mit Cornèr Bank werde der persönliche Kontakt zu Finanzthemen in den Filialen zugunsten der Schweizer Bevölkerung mit neuen Dienstleistungen weiter ausgebaut, hiess es zudem.

Beim Bäcker gibt es mit anderen Worten also nun auch Wurst und Fleisch. Das ist aber eigentlich immer ein schlechtes Zeichen für die Qualität der Backwaren.

Wartende Kunden bearbeiten

Doch wer einmal länger auf dem Postamt in der Schlange stand, weiss, was das Marketing-Deutsch alles bedeutet. Wenn die Kunden nämlich ihre Warte-Nummer brav gezogen haben und nicht mehr weglaufen können, werden sie von allerlei Unternehmen auf deren Produkte und Dienstleistungen angesprochen.

Vorbei sind die Zeiten, als es bloss Schreibwaren, Bücher und Spielzeug in Postfilialen in Regalen gab. Die «Post von morgen» verdient anders. Das finden aber nicht alle Kunden toll.

Im Juli hatte die Post nämlich bereits bekanntgegeben, mit der Basler Krankenkasse Sympany eine Kooperation zu lancieren. Sympany zog ab September in acht Postfilialen ein. In 91 weiteren Filialen würden Post-Angestellte nun auch Beratungstermine vermitteln, hatten die Unternehmen mitgeteilt.

Ansprache zur Grundversicherung

Die Krankenkasse brauche keine Agenturen aufbauen und könnte die Kundschaft in Postfilialen beraten, erklärte damals die Post zum Sinn der Kooperation. Später stieg noch die Krankenkasse Assura, deren Chef Ruedi Bodenmann vorher bei Sympany gearbeitet hatte, auf das Post-Modell ein.

Nun würden potentielle Wechsler der Krankenkasse nicht mehr mit Anrufen belästigt, sondern in der Postfiliale auf ihre Grundversicherung angesprochen, zischte eine Kundin unlängst, die von dem neuen Verkaufsmodell offenbar nicht besonders beeindruckt war.

Die Post hatte als Grund für die ganzen Kooperationen angegeben, ihr Filialnetz bei rund 800 Stellen stabilisieren zu wollen. Angesichts des Rückgangs der Einzahlungen am Schalter um rund zwölf Prozent und der Abgabe von Briefen um fünf Prozent gehe dies nicht ohne neue Finanzquellen.

Überall Provisionen

Auch der Versandhandelsboom ziehe – ausser bei den Retouren – quasi an den Postfilialen vorbei. Somit generiert die Post nunmehr mit Krankenkassen und Banken neue Einkommensströme.

Und will die Kundschaft bloss einen Einschreibbrief aufgeben oder abholen beziehungsweise eine Briefmarke kaufen, im besten Fall für die Post kommen die Besucher mit einer neuen Kreditkarte oder Krankenversicherung aus der Postfiliale heraus.

12.10.2022/kut.

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