Swiss kämpft (noch) gegen Luxusprobleme

Swiss-Finanzchef Markus Binkert
Swiss-CFO Markus Binkert kann noch lachen. (Bild: PD)

Die Fluggesellschaft Swiss hat bisher ein Traumjahr verzeichnet. Am Horizont werden aber Gewitterwolken sichtbar.

Der grössten Schweizer Fluggesellschaft kommt derzeit der Gewinn zu den Ohren heraus. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres erzielte Swiss das beste operative Ergebnis in der Firmengeschichte.

Enorme Steigerungen

Der Betriebsgewinn sei um 114 Prozent auf rund 616 Millionen Franken gestiegen, teilte die Premiumairline am heutigen Donnerstag fast feierlich mit.

Die Airline profitierte von reisestarken Sommermonaten und konnte das starke Semesterresultat, über das auch muula.ch berichtete, weiter ausbauen.

Die operativen Erträge stiegen in den ersten drei Quartalen dabei gegenüber Vorjahr um 26,4 Prozent auf 4 Milliarden Franken.

Kostenprogramm wirkt

Swiss-Finanzchef Markus Binkert erklärte an einer Medienorientierung, dass die Fluggesellschaft im dritten Quartal weiterhin profitierte, dass die Nachfrage nach Flugreisen branchenweit grösser sei als das Angebot.

Die enorme Gewinnsteigerung begründete der CFO zudem mit den erfolgten Kosteneinsparungen im Jahr 2021, die nun Swiss zugutekämen.

Einen Reingewinn weist die zum deutschen Lufthansa-Konzern gehörende Gesellschaft nicht aus.

Vor-Corona-Niveau annähern

Swiss transportierte von Januar bis September rund 12,4 Millionen Fluggäste und damit rund ein Drittel mehr als in der Vorjahresperiode.

In diesem Zeitraum führte Swiss über 97.000 Flüge durch, was rund ein Viertel mehr als im Vorjahr erreicht.

Im dritten Quartal bot die Airline rund 89 Prozent der Kapazität vor Corona im Jahr 2019 an.

Der Geschäftsreiseverkehr liege bereits wieder bei rund zwei Dritteln, hiess es. Business- und First-Class erfreuten sich genauso wie das Premium-Economy-Angebot sehr guter Nachfrage, frohlockte der Swiss-Finanzchef.

Schnäppchen im Kommen

Doch die dunklen Wolken ziehen sich langsam am Himmel zusammen. So sehe Swiss aktuell eine Normalisierung der Durchschnittserlöse, erklärte Binkert, was nichts anders bedeutet, als dass die Ticketpreise nach unten kommen.

Sonderangebote in die USA zeugen davon. In der Holzklasse gibt es Tickets schon für 400 Franken. Von Dublin bietet Swiss laut dem beliebten Reiseportal vorne-sitzen.de das Hin- und Rückflugticket nach San Francisco oder Los Angeles in First-Class schon für etwas mehr als 4000 Franken an.

Das sind schon enorme Schnäppchen. Kein Wunder, ist die Auslastung der Maschinen hoch.

Operative Herausforderungen

Gleichzeitig sei die Branche aber auch mit geopolitisch unsicheren Zeiten und steigenden Kosten konfrontiert, zum Beispiel für Energie, warnte der Finanzchef weiter.

Die operativen Probleme um Pünktlichkeit und Service, wie etwa zurückgelassenes Gepäck, zeugen von weiteren Herausforderungen.

Derzeit plagt die Airline obendrein ein verkürzter Zyklus für die Wartung von Triebwerken bei einem Flugzeugtyp, was grössere Umstellungen in der operativen Planung erfordert.

Nichtsdestotrotz erwartet die Schweizer Premiumfluggesellschaft ein sehr gutes Jahr. Es scheinen alles Luxusprobleme zu sein.

Keine leeren Sitze transportieren

Der Swiss-Finanzchef räumte an der Medienorientierung aber noch mit zwei Vorurteilen auf.

Einerseits sank der Sitzladefaktor im dritten Quartal nicht um 1,3 Prozentpunkte auf 88,2 Prozent, weil die während der Corona-Pandemie vom Schweizer Staat gerettete Airline damit versuche, die Durchschnittspreise hochzuhalten.

Der Rückgang sei auf den hohen Wert im Vorjahr zurückzuführen. Gleichzeitig seien aber manchmal eben Flüge am Mittag oder Rückflüge von manchen Destinationen nicht ausgebucht, obwohl der Hinflug komplett voll sei.

Finanzen zweitrangig

Der zweite Punkt betrifft Situationen, wenn Swiss etwa das gesamte Gepäck von Passagieren zurücklässt, um Verspätungen aufzuholen.

Dabei stünden keine ökonomischen Überlegungen im Vordergrund, um etwa allfällige Strafzahlung an die Passagiere für hohe Verspätungen zu vermeiden, erklärte Binkert auf eine entsprechende Frage von muula.ch.

Die Alternative wäre in dem betreffenden Fall gewesen, den Flug komplett abzusagen – aber dann wären auch Passagiere auf dem Rückflug nicht transportiert worden.

Operative Überlegungen gingen da vor, so der Finanzchef. Er stünde in solchen Situationen jedenfalls nicht mit dem erhobenen Zeigefinger da.

02.11.2023/kut.

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