Die Schweiz und China rücken immer näher zusammen. Nun macht die Schweiz noch einen Schritt auf das Reich der Mitte zu.
Die Schweiz beschreitet wieder einmal einen Sonderweg als zahlreiche Länder in der näheren Umgebung. Der Bundesrat habe am Mittwoch beschlossen, auf eine Coronavirus-Testpflicht für Reisende aus China zu verzichten, teilte die Bundesverwaltung mit.
Dies steht im Gegensatz zu Massnahmen etwa von Frankreich, Deutschland und Italien, die aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus in China auf eine Testpflicht bestehen.
Ausreichender Schutz
Der Bundesrat begründete seinen Entscheid damit, dass er gegenwärtig von einem geringen Risiko für die Bevölkerung in der Schweiz und für das schweizerische Gesundheitssystem ausgehe.
Die Menschen in der Schweiz besässen einen hohen Schutz vor einem schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung, denn viele seien geimpft oder hätten eine Infektion durchgemacht, hiess es weiter.
Deshalb sei nicht davon auszugehen, dass das aktuelle Infektionsgeschehen in China eine erhöhte darstelle.
Wenige Personen
Bei den Varianten, die derzeit in China zirkulieren, handelt es sich gemäss heutigen Erkenntnissen um Omikron-Varianten, die in der Schweiz bereits stark verbreitet oder schon wieder rückläufig sind.
Ausserdem ist die Viruszirkulation derzeit laut dem Bundesrat in der Schweiz so hoch, dass eine Testpflicht für eine vergleichsweise geringe Anzahl Personen, die direkt aus China mit dem Flugzeug einreisen, kaum einen Einfluss auf die Verbreitung des Coronavirus in der Schweiz hat.
Obendrein ist das Risiko, dass in China neue, besorgniserregende Varianten entstünden, nicht höher als anderswo, erklärte der Bundesrat.
Wenig Nutzen?
Die Schweiz relativiert damit also die Problematik, die seit der Abkehr von der Null-Covid-Politik in China aufgekommen war. Nach Jahren dürfen Chinesen seit wenigen Tagen wieder in grösserem Stil ins Ausland reisen. Zahlreiche Länder beschlossen daraufhin Einreiserestriktionen.
Experten sehen allerdings ohnehin nur einen kleinen Nutzen bei einer chinesischen Testpflicht, weil etwa die Pandemie bereits sehr fortgeschritten ist, wie das Wissenschaftsnetzwerk SMC unlängst zu der Kontroverse berichtete.
Beruhigungspille für EU
Damit die Nachbarländer sowie die EU dennoch einigermassen beruhigt sein können, versicherte die Schweizer Regierung, die Lage genau zu beobachten.
Ausserdem klärt die Schweiz ab, ob das Abwasser aller Flüge, die direkt aus China ankommen, gezielt nach neuen Virusvarianten überprüft werden solle.
Na, das ist doch immerhin etwas.
Trotzreaktion Deutschlands
Es ist aber nicht das erste Mal, dass die Schweiz bei solch umstrittenen Fragen, wie die Schutzmassnahmen vor dem Coronavirus, einen anderen Kurs fährt als etwa die EU. Als es vor einiger Zeit darum ging, die Skigebiete zu schliessen oder offenzuhalten, setzte sich die Schweiz im Sinne des Wintertourismus durch und beschloss keine Massnahmen.
Allerdings setzte Deutschland die Schweiz dann auf die Liste der Corona-Risikogebiete, sodass Rückreisende aus der Schweiz zahlreiche Quarantänemassnahmen umsetzen mussten.
Dies war wahrscheinlich eine Trotzreaktion von Deutschland gegen den Wintertourismus, um mit den Restriktionen seine Landsleute vom Skifahren in der Schweiz abzuhalten.
Schulterschlüsse mit China
Was China angeht, so rückt die Schweiz immer näher an das Land heran. So werden an der Schweizer Börse SIX immer mehr chinesische Firmen zweitkotiert, wie muula.ch berichtete.
Unlängst kooperierten die Regierungen der beiden Länder aber auch im Bereich der Aufsicht von Rechnungslegung, wie muula.ch quasi exklusiv vermeldete.
Und Touristen aus China beziehungsweise ganze Reisegruppen braucht das Land und der Schweizer Tourismus sowieso händeringend, wie etwa die Zahlen zum Jungfraujoch zeigen und über die muula.ch ebenfalls berichtete.
11.01.2023/kut.