Richter mit neuen Geschäftsmodellen

Ein Richter im Gerichtssaal
Immer mehr Richter betätigen sich ausserhalb ihrer Richterämter. (Bild: M. Hassan / pixabay)

Richter machen neben ihren Richterposten andere Tätigkeiten. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt und sogar die Gesellschaft profitiert von dem neuen Trend.

Richter sollen eigentlich Recht sprechen. Doch dies scheint immer mehr Trägern der edlen Roben etwas zu langweilig zu werden.

Was es früher praktisch nur in Ausnahmefällen gab, ist zu einem regelrechten Trend geworden – Richterinnen und Richter beschäftigen sich mit anderen Sachen und generieren dabei Nebeneinnahmen.

Fehden an Bundesgerichten

Gewiss dürfte das Geld nicht der Grund dafür sein. Normalerweise sind die Positionen von Richtern gut dotiert, weil ja eine Unabhängigkeit garantiert sein soll.

Doch freiwillig scheinen sich immer mehr Richter tatsächlich an den Gerichten zu langweilen.

In der Schweiz sind Fehden am Bundesverwaltungsgericht und skurrile Geschichten am Bundesstrafgericht bekannt. Es gibt also offenbar viel Zeit, sich um andere Dinge als um die Streitfälle der Menschen zu kümmern.

Schreiben in Freizeit?

Der bisher meiste Fall einer Nebentätigkeit ist das Schreiben eines Buches. Da fiel unlängst der Bundesrichter Yves Donzallaz, einer der vielseitigsten Richter der Schweiz, mit einem Werk zum Medizinrecht auf, weil es 4418 Seiten hat.

Die SVP legte sich sogar mit ihm an, weil er sich als Mitglied der Partei für die Herausgabe von tausenden Kundendaten der Grossbank UBS an die französische Justiz ausgesprochen hatte. Sein Buch «Traité de droit médical» kam wegen des Umfangs in die Kritik, weil unklar war, wie er diesen Koloss mit seinem Vollzeitpensum geschrieben hatte.

Abhandlungen zu Musik

Richtern schreiben aber nicht immer nur Fachbücher. Ein bekannter Fall in Europa ist der im italienischen Bozen im Jahr 1934 geborene Herbert Rosendorfer, der aber 1967 Amtsrichter in München war. Der bereits verstorbene Jurist schrieb nämlich Romane, Erzählungen und Theaterstücke.

Auch Reiseführer oder Abhandlungen von Musik kamen aus seiner Feder.

Zu einem Bestseller wurde sein Roman «Briefe in die chinesische Vergangenheit», bei dem ein chinesischer Mandarin aus dem 10. Jahrhundert in die Gegenwart kommt und dabei aus Versehen in die Metropole Min-Chen (München) der Neuzeit gelangt und seine Eindrücke schildert. Das Buch ist bei dtv erschienen.

Die Autoren verdienen damit nebenbei gutes Geld. Neben Fachbüchern, die keine grossen Auflagen haben, können aber durchaus auch Bestseller dabei sein und die Kasse klingeln lassen.

Sexy Unterwäsche

Doch nicht nur Bücherschreiben ist unter den Juristen verbreitet. In Australien gibt es in einem Bundesstaat sogar einen Richter, der alle möglichen Formen von Herrenunterwäsche mit einer eigenen Marke entwirft.

Der bekannte Jurist lässt die modischen Slips in kleinen Mengen produzieren und verkauft sie indirekt über Fachhändler, wie die Redaktion muula.ch weiss. Es scheint ihm regelrecht Spass zu bereiten.

Interessant dürfte in diesem Zusammenhang sein, dass die Inspiration für die Modelle durchaus von dem Richteramt stammen und vor allem beim Thema Männlichkeit die in Gerichtsverfahren geäusserten Befindlichkeiten von Männern eine Rolle spielen dürften.

US-Richter als Tiktok-Star

Mit den Sozialen Medien verbreitet sich aber unter Richtern noch eine völlig neue Form an Nebentätigkeiten.

Vorbei sind nämlich die Zeiten, als einzelne Richterinnen oder Richter im Fernsehen ihre Verhandlungen zeigen und Urteile begründen konnten. Auf der Plattform Tiktok verbreiten mittlerweile einzelne Richter, wie Judge Judy, ihre Tätigkeit mit kurzen Filmen.

Ein regelrechter Tiktok-Star ist der Chef-Richter Frank Caprio, der über Verkehrsdelikte in einem kleinen US-Distrikt richtet und dabei aber auch immer wieder seine humane Seite zeigt.

Weltweite Wirkung

Er bringt das Publikum mit seinen Urteilen teils zum Weinen, weil er die schwierige Situation von Menschen in seine Entscheide einbezieht und dies emotional aufwühlend ist.

Gleichzeitig geben die populären Kurzfilme, die nicht unumstritten sind, unterschiedliche Eindrücke in die US-Gesellschaft. Dies geschieht etwa dann, wenn Menschen einen Zahlungsplan von monatlich 10 oder 20 Dollar vereinbaren müssen, weil sie sonst kein Geld zum Leben mehr haben.

Auch öffentliche, quasi weltweit übertragene Bestätigungen von Menschen, dieses oder jenes Vergehen nicht erneut begehen zu wollen, dürfte die erzieherische Wirkung in der Gesellschaft nicht verfehlen.

Gutes aus Gesellschaft

Richter Caprio nutzt die Einnahmen aus seinem Kanal sogar, um Bedürftigen in Ausnahmefällen zu helfen, ihre Strafgelder für Falschparken oder für Geschwindigkeitsüberschreitungen zu begleichen.

Gutes kommt eben aus der Gesellschaft selbst, wie auch in der Schweiz eigentlich gilt, und nicht von einem fürsorglichen Staat.

muula.ch berichtete unlängst über die steigende Nächstenliebe in der Schweiz.

Welt verbessern

Es zeigt sich mit den Beispielen, dass die Neuen Medien auch für Richter neue Möglichkeiten bieten, ihren Arbeitsalltagen zu entfliehen und dabei gleichzeitig ihre Erfahrungen zu nutzen, die Welt ein Stück weit zu verbessern.

Dies wird fast zu einem neuen Geschäftsmodell.

04.03.2023/kut.

Richter mit neuen Geschäftsmodellen

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