Print-Nostalgiker erkennen die Realitäten

Eine Printzeitung in einem Briefkasten
Es gibt immer weniger Printprodukte in den Briefkästen. (Bild: m-ampa / pixabay)

Die Welt verändert sich und mit ihnen die Gewohnheiten der Menschen. Dies führt auch zu Anpassungen bei Firmen, wie die Print-Welt zeigt.

Es war nur eine Frage der Zeit. Aufgrund der Herausforderungen des Medienwandels baut das Unternehmen sowohl in der Deutsch- als auch in der Westschweiz zahlreiche Stellen ab.

Dies teilte die Redaktion von «20 Minuten» am heutigen Mittwoch in eigener Sache mit.

Drei Dutzend Betroffene

Die Mediennutzung verschiebe sich stark von Print zu Digital, hiess es weiter. Die digitalen Werbeerträge würden aber von globalen Tech-Giganten aus Übersee abgeschöpft, erklärte der Schweizer Medienanbieter.

Die steigenden Digitalumsätze könnten bei «20 Minuten» daher die Einbussen bei den Printeinnahmen nicht kompensieren, weshalb die Firma in der Westschweiz 28 der 104 Stellen streichen müsse.

Langsame Anpassung

In der Deutschschweiz kämen nochmals sieben von 145 Stellen hinzu, so die Situationsbeschreibung.

Der TX-Konzern, zu dem auch «20 Minuten» gehört, hatte unlängst die Zeichen der Zeit erkannt und selbst seine Druckereien zur Disposition gestellt, wie auch muula.ch berichtete.

Viel zu lange hatte sich die Mediengruppe gegen den Zerfall der Einnahmen aus Printzeitungen & Co. gewehrt. Die «Neue Zürcher Zeitung» hatte ihr eigenes Druckzentrum beispielsweise schon vor Jahren aufgegeben.

3855 Personen ohne Aufgabe

Doch dies ist nicht die einzige Hiobsbotschaft für Printprodukte am heutigen Mittwoch. Die Schweizerische Post beabsichtigt bei einer spezialisierten Tochtergesellschaft, rund 411 Vollzeitstellen abzubauen.

Das Geschäft stünde im Zusammenhang mit der Zustellung von Printzeitungen und Print-Werbesendungen, teilte das Staatsunternehmen mit.

Betroffen seien 3855 Personen auf vielen kleinen Pensen von drei bis acht Stunden pro Woche bei der Direct Mail Company (DMC), hiess es weiter.

Die Post mache die Werbezustellung ab 1. Juni 2024 durch Direct Mail komplett dicht, worunter Sendungen wie Flyer, Prospekte, Gratiszeitungen und unadressierte Printwerbung fallen.

Fehlinvestition der Post

Die DMC mit Hauptsitz in Basel verzeichnete in den vergangenen zehn Jahren einen Rückgang der Werbesendungen um rund ein Drittel.

Die Hälfte dieses Rückganges sei auf die Anzahl der gestiegenen «Stopp Werbung»-Schilder auf den Briefkästen zurückzuführen, erklärte die Post-Tochter. Hinzu kam in den vergangenen zwei Jahren noch der Verlust von mehreren Grossaufträgen, lautete die Begründung für die Sparmassnahmen.

Die Zustellorganisation, welche seit 1962 existiert und im Jahr 2012 durch die Schweizerische Post übernommen wurde, wird also verschwinden und die Sendungen würde die Post selber zustellen, so die Lösung für die Restaufträge.

Warum der «Gelbe Riese» die Zustellfirma vor rund zehn Jahren überhaupt noch gekauft hat und wie viel Geld dabei in den Sand gesetzt wurde, wird nun zu klären sein.

Online-Banking macht es vor

Letztlich zeigt sich an der Situation, dass sich sowohl Medienhäuser als auch die Zustellung von Printprodukten dem Wandel stellen müssen.

Langsam, aber sicher kommen die Firmen an die kritische Masse heran, ab der es nicht mehr sinnvoll ist, das ganze Netzwerk und die Produktionsanlagen für Printprodukte aufrechtzuerhalten.

Selbst wenn es noch ein paar Liebhaber von Printzeitungen gibt, können viele Unternehmen dieses Bedürfnis, ein gedrucktes Erzeugnis in der Hand halten zu können, kaum noch befriedigen.

Die Entwicklungen dürften an die Bankenwelt erinnern, wo Geldhäuser immer mehr Filialen abbauen und auch die Post viele ihrer Postomaten sterben lässt, wie auch muula.ch berichtete.

Die Geschäfte erledigen viele Kunden heutzutage online – und nur für eine Oma, die einmal in der Woche etwas Bargeld am Schalter abheben möchte, lohnt es sich für eine Bank nicht, eine Filiale zu betreiben.

25.10.2023/kut.

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