Lufthansa und Swiss stutzen Privilegien für beste Kunden

Lufthansa-Gruppe und die Airlines Swiss sowie Austrian Airlines
Die Lufthansa-Gruppe passt ihr Miles-and-More-Programm schon wieder an. (Bild: PD)

Die Lufthansa-Gruppe, zu der auch die Fluggesellschaft Swiss zählt, stellt ihr Bonusprogramm erneut um. Unter dem Deckmantel der Vereinfachung verlieren die besten Kunden.

Die Lufthansa-Gruppe und damit auch die Schweizer Fluggesellschaft Swiss stellen ihr Kundenbindungsprogramm Miles&More erneut um.

Damit setzt der deutsche Airline-Konzern seinen jahrelangen Hickhack um Status- und Prämienmeilen, Status-Star-Punkten, Flugsegmenten oder Hon-Circle-Meilen weiter fort.

Meile je Euro adé

Diesmal haben sich die Marketing-Verantwortlichen wieder etwas Neues ausgedacht und bringen Points, Qualifying Points und HON Circle Points ins Spiel.

An Absurdität ist all dies kaum noch zu überbieten, weil sich die Kundschaft ja gerade erst an die vor der Coronavirus-Pandemie eingeführten Meilengutschriften für jeden ausgegebenen Ticket-Euro zu gewöhnen suchen.

Reiseklasse und Entfernung

Nun bleiben die Prämienmeilen, aber die Status-Meilengutschriften verschwinden generell und die Lufthansa-Gruppe lanciert ein Punkte-Konto für jeden Kunden. Künftig orientieren sich die Vorteile an der Reiseklasse, also Economy, Premium-Economy, Business-Class und First-Class.

Anschliessend wird noch nach kontinentalen und interkontinentalen Flügen unterschieden und von 20 (Economy/kontinental) bis zu 300 Punkten (First/interkontinental) gutgeschrieben.

«Um den Frequent Traveller oder Senator Status zu erreichen, benötigen Sie sowohl Points als auch Qualifying Points. Den HON Circle Status erreichen Sie über HON Circle Points», schreibt Lufthansa zu den «Vereinfachungen».

Hon-Status in der Luft

Wer sich noch an die Zeiten erinnert, als es für jede geflogene Meile genau eine Meile und Statusmeile als Gutschrift gab, trauert sicher dieser Einfachheit nach. Ab 30.000 oder 35.000 geflogenen Meilen waren Schweizer im In- beziehungsweise im Ausland dann «Frequent Flyer».

Ab 100.000 Statusmeilen gab es auch schon mal den Senator-Status.

Und ab 600.000 Statusmeilen, also Flugmeilen mit der Star-Alliance-Gruppe, innerhalb von zwei Jahren erhielten Luxuskunden den HON-Status, das höchste der Airline-Gefühle.

Letzteres beschränkte die Gruppe nur noch auf Tickets der Business- und First-Class, um die Economy-Passagiere auszugrenzen.

Kurze Distanz als Hürde

Innereuropäisch sammelten Fluggäste dann irgendwann abhängig von der Buchungsklasse und Airline feste Meilenwerte, weil die Distanzen viel zu kurz waren und Kunden beim Sammeln etwa zwischen Zürich und Genf oder auf der Rennstrecke von Frankfurt nach München nie auf einen grünen Zweig beim Meilensammeln bekommen wären.

Für alle anderen Flüge werden derzeit die Airline, Buchungsklasse und Entfernung als Berechnungsgrundlage herangezogen. Ausserdem erhalten Statuskunden momentan noch einen Executive Bonus von 25 Prozent auf die gesammelten Status-Meilen.

Konkurrenz ist attraktiv

Und so wurde das Ganze, von den Machern selbst verursacht, immer komplizierter.

Aber das Buchungsverhalten sowie die Preisgestaltung der Flugtickets änderte sich mit dem Aufkommen von Low-Cost-Carriern à la Easyjet, Ryanair & Co. sowie der Konkurrenz aus der Golfregion und Asien um Premium-Fluggesellschaften wie Emirates, Qatar Airways, Etihad, Singapore Airlines, Thai oder Cathay Pacific & Co. sehr stark. Da musste Lufthansa wieder reagieren.

So kam die Idee auf, die Ausgaben in Euro für einen Meilenbonus und Status-Level heranzuziehen und nicht mehr nur auf Meilen, Status-Meilen, Flugsegmente oder neu erfundene Select-Meilen zu setzen.

Zuzahlungen bei Meilen-Tickets

Den Kunden war es immer mehr Schnuppe, weil es für den ganzen Zirkus auch immer weniger Vorteile gab. Gerade bei Swiss und Lufthansa müssen Kunden beim Einlösen von Prämientickets meist horrende Zuzahlungen tätigen.

Auch da waren die Marketing-Verantwortlichen kreativ, denn bei Premium-Tickets fielen neben Kerosin-Zuschlägen später sogar noch Zusatzgebühren an.

In den Lounges gab es auch immer weniger. Das Angebot an Zeitschriften wurde reduziert, der Fusel immer günstiger und das Essenangebot liess in den Augen zahlreicher Vielflieger zu wünschen übrig. Der auf die Tickets indirekt gewährte Preisrabatt schmolz so förmlich zusammen.

Asiatische oder Golf-Airlines verwöhnten dagegen mit Champagner und Luxus-Essen am Boden und in der Luft ihre Statuskundschaft.

Anpassung heisst oft Verschlechterung

Nun also wieder eine Anpassung und wer die Deutschen kennt, weiss, dass es nicht ohne Verschlechterungen einhergeht. Diesmal müssen die besten Kunden bluten.

Das sind einerseits die Statuskunden, denn dieser Kundengruppe gehört man künftig nur noch ein statt bisher zwei Jahre an.

Und die Reisenden mit den teuren Tickets in First- sowie Business-Class, die bisher hohe Vorteile erhielten, kommen bei den Pauschalen nach Reiseklasse und Entfernungskategorie Europa sowie Interkontinental schlechter weg.

Völliges Chaos

Hon-Circle-Member bekommen zur Ernennung und Re-Qualifikation künftig bloss noch vier statt bisher sechs Upgrade-Voucher. Darüber hinaus wird es den Senator Premium Award nicht mehr geben.

Ach so, und ja, der Executive Bonus fällt auch weg, obwohl Lufthansa schreibt, diesen gäbe es dann noch bei Prämienmeilen.

Champagne selber kaufen

Gewinner des neuen Systems dürften nach der Einführung ab Januar 2024 laut Diskussionen in Chat-Foren die günstigen Economy-Passagiere sein, denn ihnen winkt mit dem neuen System wieder die Möglichkeit zu einem Status-Level.

Am besten scheint bei alldem in den Augen von muula.ch, dass Kunden künftig ausschliesslich auf passende Flugzeiten, den gewünschten Reise-Comfort und einen möglichst günstigen Ticketpreis schauen.

Mit dem gesparten Geld kaufen sie sich dann selbst am Flughafen ein Glas Dom Pérignon Jahrgangs- oder Krug-Champagne, ein Glas edlen Rotwein à la Château Rothschild oder einen Premium-Whiskey und essen etwas wirklich Leckeres, was ihnen gelüstet.

Lebenslängliches Theater

Eine Neuerung bieten Lufthansa und Swiss noch an. Für 30.000 Qualifying Points erhalten Kunden den Frequent Traveller auf Lebenszeit und für 40.000 Qualifying Points gibt es den Senator auf Lebenszeit.

Dies scheint die Airline von den Luxushotels und ihren Bonusprogrammen abgeschaut zu haben, denn bei Hilton, Marriott & Co. gibt es dieses Feature schon ewig.

Es soll langjährige Kunden bei der Stange halten, damit diese auch im Ruhestand ohne zahlungskräftige Firme im Rücken noch einige Privilegien geniessen können.

Auf die Lufthansa bezogen heisst das, nach Absolvierung von 1500 kontinentalen Flügen in der Economy bekommen Fluggäste den Frequent Flyer auf Lebenszeit.

40 Jahre lang fliegen

Bei etwa 50 Flügen pro Jahr, was schon viel ist, müssten Passagiere dafür also 30 Jahre lang reisen. Nutzen die Kunden die Business- oder First-Class, verkürzt sich das Ganze um die Hälfte, wobei First-Class-Flüge innerhalb Europas wahrscheinlich gar nicht angeboten werden.

Für den Senatorstatus auf Lebenszeit bräuchte es 2000 Economy-Flüge in Kontinental-Europa oder 40 Jahre bei 50 Flügen pro Jahr.

Ruhiger Ruhestand

Fliegen Reisende immer First-Class nach Overseas ging es bereits nach 133 Flügen zum lebenslangen Senator-Status, also bei vielleicht zehn Reisen in der Luxusklasse pro Jahr, immerhin «bereits» nach 13 Jahren.

Wer so viel Geld für das Luxusreisen ausgibt, kann auf den Senator-Status wahrscheinlich im Ruhestand locker verzichten und alle Annehmlichkeiten, die dann in 20 oder 30 Jahren von Lufthansa & Co. für Senatoren überhaupt noch gewährt werden, direkt selbst bezahlen.

Oder die Person kauft sich ohne das ganze Bonusprogramm-Theater wieder ein First-Class-Ticket mit allem Luxus an Bord sowie dem Zugang zur First-Class-Super-Lounge.

16.12.2022/kut.

Lufthansa und Swiss stutzen Privilegien für beste Kunden

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