Die Helvetia-Gruppe hat einen Gewinneinbruch erlitten und hält dennoch an der Strategie fest. Zudem dementiert der Versicherer ein Geheimtreffen.
Der seit rund einem halben Jahr amtierende Konzernchef der Versicherungsgruppe Helvetia, Fabian Rupprecht, trat am heutigen Donnerstag in Zürich vor die Presse und musste einen Gewinneinbruch für das vergangene Geschäftsjahr bekanntgeben.
Der Jahresüberschuss ging 2023 um fast 40 Prozent auf noch gut 300 Millionen Franken zurück.
Katastrophen belasten
Das Geschäftsvolumen stieg zwar um 5,4 Prozent auf 11,3 Milliarden Franken. Und die Kapitalerträge sprudelten nach dem schlechten Anlagejahr 2022 auch wieder kräftig.
Jedoch litt der Konzern im Sachversicherungsbereich unter hohen Schäden aus Naturkatastrophen und Grossschäden in Italien, der Schweiz und in Deutschland. Die kombinierten Schaden-Kosten-Sätze verschlechterten sich in den drei Ländern um 16,4 beziehungsweise 3,8 sowie um 8,9 Prozentpunkte.
Über die ganze Gruppe gesehen erhöhte sich die Kennzahl aber bloss um 3 Prozentpunkte auf 97,4 Prozent, was die Diversifikation innerhalb des Konzerns gut verdeutlicht.
Adjustierungen zum Vorjahr
Wie immer bei Gewinneinbrüchen machen Manager mildernde Umstände geltend, dass das Vorjahr einfach zu gut gewesen sei.
Bei Helvetia seien im Vorjahr der einmalige Gewinn von 87,2 Millionen Franken aus dem Verkauf der Lebengesellschaft in Spanien Sa Nostra Vida sowie deren Gewinnbeitrag von 20,4 Millionen Franken enthalten, hiess es relativierend von dem Konzern.
Hinzu kommt der Abschreiber auf die Beteiligung Moneypark von 27 Millionen Franken, der bereits kommuniziert worden war. Moneypark wird in den Konzern integriert.
Mit den zugrundeliegenden Gewinnen im Kerngeschäft, die ohne Sondereinflüsse anfielen, zeigte sich Helvetia aber zufrieden.
Festhalten am Fahrplan
Der Verwaltungsrat schlägt der Generalversammlung trotz des Gewinneinbruchs die Erhöhung der Dividende um 40 Rappen je Titel auf 6.30 Franken vor. Es wird also mehr ausgeschüttet, als an Konzerngewinn 2023 erwirtschaftet wurde.
Der neue CEO will an der Strategie vorerst aber nichts ändern. Auch auf mehrere Nachfragen der anwesenden Journalisten wollte Rupprecht keine Details verraten, was er künftig bei der Helvetia-Gruppe anders machen will.
Viel zu viel Personal
Die Analysen liefen derzeit, hiess es lediglich. Die Resultate dieser Untersuchung will er Mitte Dezember präsentieren.
Helvetia sei mit ihrer breiten, loyalen Kundenbasis sowie dem diversifizierten Vertriebsnetz gut positioniert, betonte er. Die Marke sei gut etabliert.
Bis dahin wolle er aber an der technischen Exzellenz feilen, wie es Rupprecht formulierte.
Was das bedeutet, können Externe ganz einfach im Jahresbericht erkennen, denn 2023 erhöhte sich die Zahl der Mitarbeiter gegenüber dem Vorjahr um fast 10 Prozent auf 13.800 und dies, obwohl ja der spanische Lebensversicherer 2022 verkauft wurde.
Finanzanalysten briefen
An der Börse sorgten die ganzen Informationen für relativ wenig Bewegung. Die Resultate seien mehr oder weniger im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, hiess es von Analytikern.
Dies mag auch daran liegen, dass das Helvetia-Management die Finanzgemeinde vorab an einem informellen Anlass mehr oder weniger über die Entwicklungen im abgelaufenen Geschäftsjahr orientiert.
Auf die Frage von muula.ch, was es mit dem Geheimtreffen zum Jahresanfang für Finanzanalysten auf sich habe, zu dem es keine formelle Einladung gebe, beschwichtigte das Helvetia-Management.
Es seien an der Zusammenkunft lediglich qualitative Aussagen zum Jahresrückblick 2023 gegeben worden, und es sei keine Exklusivveranstaltung.
Die verhaltene Reaktion der Börse auf den Gewinneinbruch und die Dividendenerhöhung spricht da aber klar eine andere Sprache.
11.04.2024/kut.