Postfinance ist in einem erbärmlichen Zustand. Die Staatsbank sucht zudem seit Ewigkeiten einen neuen CEO und die Lösung enttäuscht nun auch.
Die zur staatlichen Post gehörende Postfinance kommt auf keinen grünen Zweig.
Die Staatsbank taumelt seit geraumer Zeit und präsentierte am heutigen Mittwoch auch wieder nur eine mässige Lösung für die Nachfolge auf dem Chefposten von Hansruedi Köng. Dieser hatte vor fast einem Jahr seinen Rücktritt auf Ende Februar 2024 erklärt.
Verwaltungsrat versagt
Köng hat die Geschäftsleitung von Postfinance seit Januar 2012 und somit über ein Jahrzehnt inne. Klar, wird man da amtsmüde. Doch der Verwaltungsrat um seinen Präsidenten Marcel Bührer hätte da schon längst eingreifen müssen.
Weder eine Lockerung des Kreditverbots noch eine Entkoppelung vom Staat mit einem Börsengang ist dem Postfinance-Management gelungen. Mit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft blieb alles quasi auf halben Wege stehen.
Nur Peinlichkeiten
Der Service und das Preis-Leistungs-Verhältnis lassen ohnehin zu wünschen übrig. Die Postomaten verschwinden gleich reihenweise, wie muula.ch über das Sterben der Geldautomaten berichtete. Die Privatkunden kritisierten unlängst Postfinance sogar lautstark in den Medien.
Androhungen der Staatsbank, Kunden zu kündigen, die ihren Beruf und Bruttolohn nicht angeben wollen, zog die Bank nach Protesten auch kleinlaut zurück.
Das Zahlungsmittel Twint, welches hauptsächlich von Postfinance lanciert wurde, wird immer als Schweizer Erfolgsgeschichte dargestellt. Doch beim genauen Hinblicken, stimmt das nicht, wie muula.ch unlängst berichtete.
Anlügen der Kundschaft
Auch viele Firmenkunden schütteln über das Geldhaus nur den Kopf. Von Service kann eigentlich gar nicht gesprochen werden.
Das teils unverschämte Personal lügt die Kundschaft sogar an, wie muula.ch am eigenen Leib erfahren musste. Der Staatsbank ist alles egal.
Doch die Prozesskrise ist dabei unverkennbar. Wäre da nicht die Staatsgarantie, wären viele Kunden sicher schon längst weg.
Anders als viele Geldhäuser konnte Postfinance auch die steigenden Zinsen noch nicht in bare Münze umwandeln.
Weggefallene Erträge aus dem Negativzinsumfeld, wie etwa Guthabengebühren, konnte die Bank bisher nicht kompensieren, hatte Postfinance im November 2023 bei der Vorlage der Neunmonatszahlen zugegeben.
Vom Staat zum Staat
Da passt es auch ins Bild, dass der Bundesbetrieb trotz der enorm langen Ankündigung des Rücktrittes von Köng wieder keine ordnungsgemässe Anschlusslösung fand.
Köng geht zu Ende Februar und der Nachfolger kommt erst ab 1. Juli 2024, wie Postfinance am heutigen Mittwoch zu der Personalie mitteilte.
Der neue CEO von Postfinance heisst Beat Röthlisberger und kommt von einer anderen Staatsbank, nämlich von der Basellandschaftlichen Kantonalbank BLKB, die das auch per Communiqué vermeldete.
Dort verantwortete der 52-Jährige die Unternehmenskundenberatung, war Mitglied der Geschäftsleitung und seit August 2021 auch stellvertretender CEO.
Grosse Herausforderung
Viel Erfahrung in einer Bankenführung für die Postfinance, immerhin das viertgrösste Geldhaus der Schweiz, bringt er nicht mit. Sein Arbeitsleben verbrachte er bisher in der Nordwestschweiz, etwa beim Schweizerischen Bankverein (SBV) in Basel und bei der UBS in Basel.
Die BLKB hat eine Bilanzsumme von rund 35 Milliarden Franken; Postfinance kommt aber auf rund dreimal so viel.
Katastrophenbank lässt grüssen
Man hätte die Übergangszeit vom März bis Juni, in welcher nun der Finanzchef Kurt Fuchs auch noch die Arbeit vom CEO mitmachen muss, verstanden, wenn Röthlisberger von einer Bank gekommen wäre, die vor Kraft und Qualität nur so strotzt.
Doch auch da wird die Schweiz enttäuscht, denn die BLKB ist eher im Vertuschen von Problemen gut. Der Wechsel der Bankensoftware führte beispielsweise unlängst – neben der Basler Kantonalbank – auch in Baselland zu chaotischen Szenen für die Kundschaft.
Bei Fehlbuchungen auf Kundenkonten war die BLKB ebenfalls unlängst mit in den Negativschlagzeilen. Bei Cyberbetrug liess die BLKB auch schon mal medienwirksam eine Augenärztin in Liestal BL auf ihrem Schaden sitzen, obwohl die Frau nichts falsch gemacht hatte.
Chance geben und hoffen
Es geht praktisch von Hängepartie zur nächsten Hängepartie.
Mit dem 1966 geborenen, scheidenden CEO Köng gehe eine Ära zu Ende, schrieb Postfinance am heutigen Dienstag im Communiqué. Das kann man wohl sagen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt, sagt man auch immer so schön. Also bleibt zu hoffen, dass sich bei der staatlichen Postfinance bald vieles zum Guten wendet.
31.01.2024/kut.