Der Goldpreis war mit dem Anstieg des Dollars stark zurückgegangen. Wie Daten eindrücklich zeigen, nutzt eine Kundengruppe dies besonders stark.
Normalerweise herrscht die Meinung vor, dass der Goldpreis in die Höhe schnellt, wenn es hohe Inflation ging. Doch nicht so beim aktuellen Inflationsanstieg. Selbst zehn Prozent an Teuerung, die vielerorts vorherrschen, lassen den Goldpreis in die Tiefe rauschen.
Er sank von um die 2000 Dollar je Feinunze auf mittlerweile 1630 Dollar. Das sind rund 20 Prozent weniger.
Bessere Zinsen
Die Schuldigen dafür sind schnell ausgemacht. Es ist einerseits der starke Dollar. Andererseits sind es die Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed; aber das hängt ja alles miteinander zusammen.
Die Amerikaner erhöhen die Leitzinsen derzeit stark und dann wird es attraktiver, in Dollar anzulegen und die Nachfrage nach Dollar steigt. Dann legt aber auch das Tauschverhältnis zu anderen Währungen zu und lässt den Preis von Gold sinken, weil dieser überwiegend in Dollar notiert wird.
Nachfrage boomt
Nun zeigt sich aber, dass das Ende der Fahnenstange beim Einbruch des Goldpreises erreicht sein dürfte. Wie die Zahlen des World Gold Council, einer Branchenorganisation, für das dritte Quartal eindrücklich zeigen, stieg die Nachfrage im Vorjahresvergleich um 28 Prozent auf 1182 Tonnen.
Gefragt waren Goldbarren und Münzen, die rund 36 Prozent auf 351 Tonnen zulegten. Das sind vor allem Private, die da wieder in den Markt einstiegen, hiess es.
Genau auf diesen Trend springt auch die Schweiz auf, die eine neue Goldmünze zur Luxusuhren-Industrie lancierte, wie muula.ch berichtete.
Notenbanken kaufen
Doch es gibt neben Privaten noch eine wichtige Kundengruppe, die Gold hamstert. Es sind die Zentralbanken. Sie kauften von Juli bis September mehr als dreimal soviel Gold wie im Vorjahreszeitraum. Die Nachfragemenge erhöhte sich auf fast 400 Tonnen an Gold, wie auch an der Graphik zu erkennen ist.
An den Börsen gehandelte ETFs, also Gold-Fonds, verloren im dritten Quartal allerdings weiter an Zuspruch. Hierbei zogen die Anleger rund 227 Tonnen Goldanlagen ab.
Dies zeigt eindrücklich, dass Goldinvestments aufgrund steigender Zinsen reduziert werden. Gold wirft ja keinen Zins oder eine Dividende ab. Gleichzeitig wird aber der Bestand in physischem Gold, wie Barren und Münzen, aufgestockt.
Einheimsen von Goldschmuck
Im dritten Quartal stechen zwei Länder bei Goldkäufen besonders heraus. Das ist Indien, wo die Käufe von Goldschmuck wieder markant zulegten. Der rollende Vierquartalswert erreicht wieder alte Höchststände von Verkäufen an über 600 Tonnen an Goldschmuck.
Und das zweite Land ist die Türkei, deren Zukäufe um über 300 Prozent auf rund 46,8 Tonnen zulegten. Zwar dürfte diese Entwicklung von Transaktionen mit Russland-Bezug beeinflusst sein, weil kaum noch ein westliches Land aufgrund von Sanktionen diese Geschäfte erlaubt. Die Schweiz spielt da keine Ausnahme, wie muula.ch unlängst berichtete.
Umfrage belegt Vermutung
Jedoch sieht man auch eindrücklich, dass die Nachfrage nach Gold von der Inflation getrieben wird. Die türkische Teuerung lag im Oktober 2022 bei 85,5 Prozent, was den höchsten Stand seit 25 Jahren darstellt. Da gehen viele in den sicheren Hafen Gold.
Eine Umfrage des Gold Councils unter amerikanischen Privatanlegern zeigt dem auch, dass Gold genau als langfristiges Investment eingestuft und als dieser sichere Hafen vor politischen sowie ökonomischen Unwägbarkeiten gesehen wird.
04.11.2022/kut.