Europäischer Gerichtshof bricht Schweizer Monopole

Ein Fussball auf einem Spielfeld
Der Fussball hat einen historischen Moment bekommen. (Symbolbild: J. Diggelmann / unsplash)

Der Europäische Gerichtshof hat ein weitreichendes Urteil gefällt. In der Schweiz bringt es zwei Monopole mit Milliardengeschäften zu Fall.

Der Europäische Gerichtshof EuGH hat den Fussball von einem gewaltigen Problem befreit. Es geht darum, dass im Spitzenfussball praktisch immer dieselben Klubs gewinnen.

Monopole der Dachverbände

Ob Paris Saint-Germain in Frankreich, Manchester United in Grossbritannien, der FC Bayern München in Deutschland oder Real Madrid beziehungsweise der FC Barcelona in Spanien – die Siegernamen stehen praktisch fest. Es gibt mit Abstand kaum Möglichkeiten für andere, in der Welt des Fussballs hochzukommen.

Dies hängt stark mit den Finanzen der Klubs und den monopolisierten Welten der Fussballdachverbände zusammen.

Der europäische Dachverband Uefa mit Sitz in Nyon VD und der Weltfussballverband Fifa mit Sitz in Zürich sind in Europa beziehungsweise auf der Welt starke Monopole und diese Organisationen dulden keine Nebenschauplätze.

Es geht im Detail um die Champions League und die Fifa-Fussballweltmeisterschaft, welche den Siegerklubs sowie den Spielern enorme Summen einbringen und dadurch die Konkurrenz stets auf klarer Distanz halten.

Fremde Richter mit Einfluss

Genau dies war Real Madrid und dem FC Barcelona ein Dorn im Auge, und sie klagten vor einem spanischen Gericht, das den EuGH anrief, und bekamen am gestrigen Donnerstag überraschend Recht vom höchsten EU-Gericht.

Die beiden spanischen Spitzenklubs wollen mit zehn anderen Fussballvereinen die sogenannte Super League gründen, bei denen die Regeln völlig anders als bei Fifa sowie Uefa und damit viel spannender sind.

Die Uefa drohte umgehend mit drastischen Geldstrafen und Wettbewerbsausschlüssen, worauf bis auf die beiden spanischen Fussballklubs alle anderen einknickten.

Der EuGH entschied aber nun, dass die Uefa solche zusätzlichen Wettbewerbe in der Fussballwelt nicht verbieten könne. Die fremden Richter urteilen also auch über Nyon und Zürich.

Missbrauch von Marktposition

Das Urteil der Luxemburger Richter besagt, dass es keiner Bewilligung von Uefa und indirekt auch des Weltfussballverbandes Fifa bedarf, um Wettbewerbe ausserhalb der privatrechtlich organisierten Fussballverbände zu gründen.

Regeln, die der Uefa und der Fifa die ausschliessliche Kontrolle über die kommerzielle Rechteverwertung der Wettbewerbe einräumten, schränkten den Wettbewerb in der EU ein, hiess es und seien somit nichtig.

Die beiden Fussballverbände Uefa und Fifa missbrauchten auf diese Weise ihre dominanten Marktpositionen, führte der EuGH weiter aus.

Das Gericht hatte sich aber nur allgemein zur Situation geäussert und wollte nicht indirekt eine Bewilligung der Super League erteilen. Diese jubelte aber dennoch umgehend und erklärte, der Fussball sei von seinen Fesseln befreit worden.

Historische Dimensionen

Das Urteil stuften Experten als genauso historisch ein, wie der Entscheid des EuGH zur Personenfreizügigkeit von Spielern im Jahr 1995, bei dem Spieler nach Ablauf ihres Vertrages ablösefrei zu einem andern Fussballklub wechseln dürften.

Der belgische Profispieler Jean-Marc Bosman hatte in Luxemburg den Entscheid erwirkt, der die Macht der Vereine stark gestutzt hatte.

«Wir werden das europäische Sportmodell weiterhin gemeinsam mit den Nationalverbänden, Ligen, Vereinen, Fans, Spielern, Trainern, EU-Institutionen, Regierungen und Partnern gestalten», teilte die Uefa am Donnerstag als Trotzreaktion auf das Urteil mit. Es beträfe ohnehin nur ein technisches Detail, das schon angegangen worden sei.

Der europäische Fussballverband vertraue darauf, dass die neuen Regeln im Fussballmodell in Europa durch europäische und nationale Gesetze gedeckt seien, hiess es ganz allgemein.

Belebung des Geschäfts

Die Fifa reagierte am heutigen Freitag dagegen mit einer Übersicht, wie viel der Weltfussballverband doch für die Entwicklung seines Sports weltweit tut.

Rund 2,8 Milliarden Dollar seien für mehr als 1600 Projekte bei 211 Mitgliedsverbänden, sechs Konföderationen und den verschiedenen Zonen- oder Regionalverbänden innerhalb von sieben Jahren zur Verfügung gestellt worden, hiess es weiter.

Letztlich soll dies wahrscheinlich illustrieren, dass die Fifa die weltweite Konkurrenz im Fussball fördert, damit nicht immer nur dieselben Klubs gewinnen.

Doch Konkurrenz belebt nun mal das Geschäft. Uefa und Fifa müssen sich künftig mehr anstrengen, um Fans, Klubs und auch die Werbepartner bei Laune zu halten. Denn die Konkurrenz mit anderen Wettbewerben schläft nunmehr nicht.

22.12.2023/kut.

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