Die Schweiz produziert jede Menge an Münzen. Die Finanzprüfer des Landes sind bei Swissmint einmarschiert und würden sofort einiges ändern.
Normale Münzen des Schweizerfranken hier – eine Sonderprägung in edlem Stil dort.
So schaut es bei Swissmint aus, wo die Schweiz ihre Umlaufmünzen als Grundauftrag produziert.
Eine Bestellung pro Jahr
Der Bund betreibt mit der Swissmint eine eigene Münzstätte und gewährleistet zusammen mit der Schweizerischen Nationalbank (SNB) die Bargeldversorgung der Schweiz.
Die Notenbank bestellt die Münzen einmal jährlich bei ihr. Schweizer Geldscheine werden dagegen bei Orell Füssli produziert, wie auch muula.ch berichtete.
Swissmint ist eine untergeordnete Einheit der Eidgenössischen Finanzverwaltung EFV, die wiederum zum Eidgenössischen Finanzdepartement gehört.
Prüfer aus gleichem Hause
Nun sind die direkten Kollegen der Eidgenössischen Finanzkontrolle EFK hereinspaziert und haben die im Jahr 2021 ausgearbeitete Strategie für Swissmint auseinandergenommen.
Dabei fiel im vertieften Bericht, der am heutigen Dienstag vorgestellt wurde, erstmals in der Öffentlichkeit auf, dass die kleine Einheit des Bundes im Jahr 2020 einen horrenden Verlust von rund 11 Millionen Franken erwirtschaftet hatte.
Dies sei bis damals noch nie vorgekommen, hiess es in der Auswertung der EFK.
Die Schweizerische Notenbank SNB ist verantwortlich für die Lagerbewirtschaftung der Umlaufmünzen. Die Produktionsmenge von über 100 Millionen Stück in den Jahren bis 2016 sank 2022 auf nur noch 21 Millionen Münzen.
Dramatisch sinkende Werte
Der Hauptgrund für die Abnahme der Prägeprogramme ist der Rückgang beim Münzumlauf.
Zudem bestellte die SNB in den früheren Jahren mehr Münzen bei der Swissmint, als sie der Wirtschaft zuführte und lagerte sie.
Für 2023 bestellte die SNB 16 Millionen Münzen mit einem Nominalwert von 9,3 Millionen Franken.
In der langfristigen Perspektive geht die SNB wegen des rückläufigen Gebrauchs von Bargeld als Zahlungsmittel insgesamt von einem abnehmenden Trend aus. So steht es jedenfalls in dem Bericht.
Decken von Fixkosten
Die Swissmint produziert neben den normalen Umlaufmünzen aber auch noch Sondermünzen.
Die sind etwa Sondereditionen aus purem Gold oder Silber und beschäftigen sich beispielsweise mit Schweizer Luxusuhren, wie auch muula.ch bereits berichtete.
Das Ziel der Swissmint ist, alle Sondermünzen zu verkaufen. Dieses Ziel konnte sie in den vergangenen Jahren aber nicht erreichen, sodass die Einnahmen die Produktionskosten von einzelnen Sondermünzen nicht deckten.
Insgesamt seien die Sondermünzen jedoch kostendeckend gewesen, beschrieben die Auditoren die Situation.
Gerade die Roger-Federer-Sondermünze sei ein regelrechter Hit gewesen.
Viele Ladenhüter
Die Sondermünzen ermöglichen der Swissmint eine höhere Auslastung des Personals und der Maschinen und steuern einen wesentlichen Teil zur Kostendeckung bei. Würde die Swissmint nur Umlaufmünzen produzieren, könnte sie keine Kostendeckung erreichen.
Allerdings, so merkten die Prüfer an, verfehlten die Themen und Legierungen einzelner Münzausgaben die Kundenbedürfnisse.
Diese müssten daher zwingend besser abgedeckt und die Sondermünzen dank des neuen Konzepts zielbringender vermarktet werden, hiess es kritisch.
Hoheit im Land behalten
In einem Strategiepapier erarbeitete die Organisation verschiedene Varianten zur Zukunft der Swissmint.
Die Prüfung zeigte, dass die Variante «Schliessung der Swissmint und Einkauf der Münzen im Ausland» aus nachvollziehbaren Gründen verworfen wurde. Zwar liessen sich dabei Skaleneffekte und tiefere Personalkosten realisieren.
Doch würde die Schweiz in Krisensituationen abhängig und auch das Knowhow ginge flöten.
Die Schweiz will da verständlicherweise die Hoheit nicht ab- und Sicherheitsinformationen nicht preisgeben.
Auch das Wissen brauche es für Polizeiprüfungen im Land.
EFV geht auf Barrikaden
Hingegen erfolgte aber keine detaillierte Analyse der Variante «Integration der Swissmint in die Schweizerische Nationalbank».
Die Verwerfung dieser Variante erfolgte aus Sicht der EFK auf einer wenig fundierten Basis und sollte daher eingehend beurteilt werden.
Die SNB zeigte sich gegenüber der EFK bereit, in einer Arbeitsgruppe mit der EFV mitzuwirken, um gemeinsam eine vertiefte Analyse zu erarbeiten.
Dagegen sträubt sich die EFV gewaltig.
Im 2021 habe der Vorsteher des EFD beschlossen, an der Münzproduktion durch die Swissmint im Eigentum des Bundes festzuhalten und den Bundesrat mit einer Informationsnotiz über diesen Entscheid informiert.
Eine solche Prüfung sei daher abgelehnt. Das Volk soll also weiterhin Verluste und Risiken tragen.
Bessere Raumnutzung
Die im Rahmen des Strategiepapiers umgesetzten Optimierungsmassnahmen hätten ja dem Umstand bereits Rechnung getragen, dass die Prägeprogramme in den vergangenen Jahren kontinuierlich sinken.
Swissmint baute zudem bereits 3 der 16 Vollzeitstellen ab, hiess es weiter.
Auch seien bei der Raumnutzung gewisse Optimierungen geplant.
Langfristig ohne Münzen
Der Voranschlag 2023 und der Finanzplan 2024–2026 gehen für die nächsten Jahre von einem ausgeglichenen Ergebnis aus.
Die SNB rechnet nach der Covid-19-Pandemie mit einer gewissen Normalisierung der Münznachfrage, was zu einer Erhöhung der künftigen Münzprägeprogramme führen dürfte.
In der langfristigen Perspektive geht die SNB wegen des rückläufigen Gebrauchs von Bargeld als Zahlungsmittel aber von einem abnehmenden Trend aus.
Sondermünzen wichtiger
Das durch die EFK berechnete pessimistische Szenario weist aus, dass der Bund einen jährlichen Verlust von rund 4,3 bis 4,5 Millionen Franken tragen müsste.
Unter Berücksichtigung der zwischenzeitlich eingetroffenen Erholung der Bargeldnachfrage zeigt sich allerdings, dass steigende Prägeprogramme mittelfristig allfällig tiefe Verkaufszahlen im Bereich der Sondermünzen kompensieren könnten.
Langfristig sei aber damit zu rechnen, dass sich die finanzielle Situation aufgrund des abnehmenden Trends beim Gebrauch von Bargeld als Zahlungsmittel verschlechtern werde.
Explosion der Nachfrage
Die Swissmint weist mittlerweile für das Jahr 2022 einen Gewinn von 9 Millionen aus, obwohl die Prognosen bei einem Verlust von 8,4 Millionen Franken lagen.
Das Eidgenössische Finanzdepartement legte zudem laut einem Nachtrag zum Bericht im Einvernehmen mit der Schweizerischen Nationalbank das Prägeprogramm 2024 fest.
Dieses basiert auf den Annahmen der SNB zum Münzumlauf und beträgt völlig überraschend 70 Millionen Stück zum Nennwert von 48,9 Millionen Franken.
Gegenüber den Prägeprogrammen der Jahre 2022 und 2023 entspricht dies einer Zunahme von rund 50 Millionen Stück beziehungsweise knapp 40 Millionen Franken.
Die Erhöhung der Prägeprogramme wirkt sich logischerweise positiv auf die Kostendeckung der Swissmint aus, da den Fixkosten der Münzproduktion höhere Erlöse gegenüberstehen.
Und das Problem mit den Verlusten bei Swissmint scheint gelöst.
Verlust an anderer Stelle
Dieser dürfte nunmehr aber bei der SNB anfallen – doch dort kommt es auf ein paar Millionen Franken an Verlust nicht an.
Im vergangenen Jahr machte die SNB einen Fehlbetrag von 133 Milliarden Franken, wie auch muula.ch berichtete.
Insofern verliert die Schweiz durchaus Geld mit ihrem Geld.
09.05.2023/kut.