Banken rücken abseits vom UBS-CS-Merger zusammen

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Heutzutage muss alles, auch das Banking, «multitasking» sein. (Bild: Tumisu / pixabay)

In der Finanzwelt macht seit Jahren ein Schlagwort die Runde. Nun wird es in einem gemeinsamen Projekt für den Schweizer Finanzplatz ganz konkret.

Open Banking ist ein Begriff, der in den vergangenen Jahren in der Finanzbranche immer mehr an Bedeutung gewonnen hat.

Dabei geht es um den Zugang zu Bankdaten und Finanzdienstleistungen für Drittanbieter, wie beispielsweise Fintech-Startups oder andere Banken.

Wichtige Vereinbarung

Während die zwei Grossbanken unter einem Dach der Monster-UBS zusammenrutschen, ist abseits von der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit noch etwas anderes passiert, wie Recherchen von muula.ch ergaben.

Unter der Leitung der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) hat eine Gruppe von Banken in der Schweiz nämlich am gestrigen Dienstag ein wichtiges «Memorandum of Understanding» (MoU) unterzeichnet.

Dabei geht es darum, Multibanking-Angebote für natürliche Personen bis Mitte 2025 zu ermöglichen.

Die Beteiligten sehen nämlich eine grosse Chance für den Finanzplatz Schweiz in den Möglichkeiten, die sich durch die Öffnung von Schnittstellen und der Kooperation unter Banken und mit Drittanbietern ergeben.

Datenaustausch ermöglichen

Der marktbasierte Open-Finance-Ansatz sei der richtige Weg, um das bestehende Angebot weiterzuentwickeln und auch zukünftig einfache, innovative und sichere Finanzdienstleistungen anzubieten, hiess es.

Mit der Vereinbarung wollen die Finanzinstitute einen Beitrag zur Lösung institutsübergreifender Fragestellungen leisten.

Damit sollen insbesondere die Interoperabilität und der Datenaustausch zwischen verschiedenen Banken, Fintech-Unternehmen und weiteren Finanzinstituten verbessert und der Kundschaft einen möglichst durchgängigen Überblick auf ihre finanzielle Situation ermöglichen.

Eine einzige Plattform

Es geht also zum Beispiel darum, dass ein Kunde seine verschiedenen Bankkonten bei den unterschiedlichsten Geldhäusern alle in einem Cockpit sehen kann.

Dazu müssen im Hintergrund viele verschiedene technische Hürden genommen und Sicherheitsstandards angepasst werden.

Die Unabhängigkeit der Angebote bleibt im Vordergrund aber erhalten.

«Multibanking bezeichnet eine Gruppe von Funktionalitäten, die es Bankkundinnen und Bankkunden ermöglicht, mehrere Bankkonten über eine einzige Plattform zu verwalten», heisst es denn auch in dem Dokument, das muula.ch vorliegt.

Digitale Transformation

Das MoU wird daher als wichtiger Schritt für die Schweizer Bankenbranche angesehen. Es unterstützt die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen involvierten Akteuren, unter anderem Banken, Technologieunternehmen, Infrastrukturanbietern sowie FinTechs.

Im genannten Anwendungsfall fördern sie die digitale Transformation der Branche in der Schweiz.

Diese Absicht der Finanzinstitute umfasst auch eine angemessene Beteiligung an gemeinsamen Aufwänden, namentlich einen finanziellen Beitrag zu zentral anfallenden Aufwänden für Projektkoordination und unterstützende Rechtsberatung.

Das ist wichtig, denn bei den Kosten scheiden sich normalerweise die Geister.

Verschiedene Geschwindigkeiten

Start der gemeinsamen Arbeiten ist noch im 2. Quartal 2023 vorgesehen.

Es gibt eine «First mover»-Gruppe, das sind Banken, die beabsichtigen, initiale Multibanking-Angebote für natürliche Personen im 2. Quartal 2024 zu ermöglichen und optional selbst zu lancieren.

Dann gibt es noch «Fast follower»-Gruppe. Dies sind die Geldhäuser, die beabsichtigen, initiale Multibanking-Angebote für natürliche Personen spätestens ein Jahr nach der «first mover»-Gruppe, also spätestens im 2. Quartal 2025, zu ermöglichen.

Die Geschwindigkeit der Teilnahme hängt meist davon ab, was die Kreditinstitute noch für IT-Projekte gerade am Laufen haben.

Diese Absichtserklärung schränkt die Unterzeichner aber in keiner Weise ein, sich an anderen Aktivitäten oder Initiativen im Bereich Open Finance zu beteiligen.

Lenzburg, Luzern und St.Gallen

Ganz vorne ist bei solchen technischen Aspekten immer die Hypothekarbank Lenzburg mit dabei. Ihre Konzernchefin Marianne Wildi kennt sich mit der IT gut aus und will daher für ihr Kreditinstitut auch immer an vorderster Front mitspielen.

Selbstverständlich ist die Grossbank UBS mit dabei – ohne sie macht die SBVg, das Sprachrohr der Grossbanken um UBS und Krisenbank Credit Suisse, ohnhin nichts.

Aber auch die Zürcher Kantonalbank ZKB, Valiant, Postfinance, Clientis, die Berner Kantonalbank, die St.Galler Kantonalbank oder etwa die Luzerner Kantonalbank haben das MoU unterzeichnet.

Kleinere regionale Finanzinstitute, wie Lienhard & Partner Privatbank, Leihkasse Stammheim oder die Zürcher Landbank wollen auch bei Open Finance dabeisein.

Effizienz steigern

Open Banking ist nicht nur für die Bankkundschaft interessant, sondern auch für Banken von Vorteil.

Sie können von den Innovationen der Fintech-Startups profitieren und ihr eigenes Angebot erweitern. Zudem können sie ihre Dienstleistungen effektiver und effizienter gestalten, da sie auf neue Technologien und Lösungen zugreifen können.

Open Banking ein wichtiger Trend in der Finanzbranche, der für mehr Innovation und Effizienz sorgt. Allerdings ist es auch wichtig, dass die Sicherheit und der Schutz der Daten der Kundschaft gewährleistet sind.

Damit macht zumindest die Schweizer Finanzbranche, die oftmals sehr veraltete IT-Systeme hat, mit dem MoU abseits vom Merger der Grossbank UBS mit der CS nunmehr einen wichtigen Schritt für die Zukunft.

10.05.2023/kut.

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