Die schönen Zufälle bei den SBB

Erweiterte Serviceanlage für Züge in Basel
Die SBB investierten Millionen in eine grössere Serviceanlage in Basel. (Bild: PD)

Die Schweiz sieht die Ursachen für ihre Verkehrsprobleme häufig im Ausland. Ein Blick hinter die Kulissen bringt Fragwürdiges im Inland hervor.

Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB schaffen es oftmals nicht mal in der kleinen Schweiz, einen geordneten Bahnverkehr zu organisieren.

Da passt es gut, für die eigenen Probleme die ausländischen Verbindungen von den viel grösseren Bahnnetzen aus Deutschland und Frankreich verantwortlich zu machen.

Fehlende Investitionen

Zwar geben die staatlichen Bahnbetriebe in Deutschland, Frankreich und Italien nicht immer eine gute Figur ab, doch wer derzeit nur schon auf der Strecke Olten – Bern pendelt, weiss, dass kurzfristige Zugausfälle ohne Begründung, Verspätungen «auf unbestimmte Zeit» oder ewige Verspätung auch ohne ausländisches Zutun an der Tagesordnung sind.

Dass Züge aus dem Ausland für die Probleme im öffentlichen Verkehr der Schweiz die Hauptursache sind, halten Experten aber ohnehin für vollkommen falsch.

Vielmehr trage die Investitionspolitik der vergangenen Jahre bei den SBB die Hauptschuld für die Misere, so die Begründung, weil beispielsweise Ersatzzüge fehlten, welche bei Verspätungen aus dem Ausland kurzfristig einspringen könnten.

Was jahrelange Vernachlässigung von Infrastruktur bei den SBB für Chaos auslösen kann, berichtete muula.ch unlängst über die plötzliche Sperrung einer SBB-Brücke.

Ausbau in Basel

So passt der Zufall auch ins Bild, was die SBB momentan als Innovation verkaufen möchten: Der SBB-Standort Basel entwickele sich derzeit nämlich zum zentralen Hub für die Instandhaltung internationaler Züge, teilte der Staatsbetrieb freudig mit.

Damit die ganzen Züge künftig noch mehr Platz für effiziente Unterhaltsarbeiten hätten, sei die Serviceanlage von den SBB ausgebaut worden. Dabei verlängerten die SBB zwei Hallen-Gleise und überdachten sie.

Mit der neuen Hebebockanlage können nun 200 Meter lange Züge für Unterhaltsarbeiten wie etwa Drehgestellwechsel gehoben werden.

Zur modernen Hallen-Infrastruktur zählten zudem schwenkbare Fahrleitungen, WC-Entsorgungsanlagen, Krananlagen sowie Dacharbeitsbühnen, wie die SBB an diesem Wochenende sogar stolz der Öffentlichkeit präsentierten.

Neues Konzept war nötig

Am Servicestandort Basel arbeiten laut dem Communiqué nunmehr 150 Spezialisten, welche für die Wartung von Flotten zuständig sind. Der Personalbestand wurde in den vergangenen Jahren um über 30 zusätzliche Stellen, also um 20 Prozent, erhöht.

Die SBB investierten obendrein rund 35 Millionen Franken, hiess es in einer Medienmitteilung vom Freitag freudig.

Doch wenn man schon so viel Geld investiert hat, muss man auch für eine hohe Auslastung der neuen Anlage sorgen.

Dafür brauchen die SBB aber auch viele ausländische Züge am Standort Basel. Es nützt also nichts, wenn diese Züge aus Paris, Berlin & Co. einfach weiter nach Zürich, Bern oder Interlaken Ost fahren.

Und da kommt, wohlgemerkt zufällig, ein neues Konzept des Bundesamtes für Verkehrs BAV ins Spiel.

Absurde Idee

Dieses sieht vor, dass Passagiere aus Paris oder Berlin künftig in Basel umsteigen müssen, weil die TGV-Züge aus Frankreich und die ICE-Züge aus Deutschland in der Stadt am Rheinknie halten und nicht weiter ins Landesinnere fahren sollen.

Während Kunden und Bahnverbände über die absurde Idee mit zusätzlichem Umstieg an der Landesgrenze nur den Kopf schütteln, reiben sich die SBB sicher die Hände.

Das Land wird noch abhängiger vom eigenen Staatsunternehmen und die Investition in die neue Serviceanlage in Basel mit mehr Platz für internationale Züge dürfte sich für die SBB durch das neue Verkehrskonzept besonders gut rechnen.

20.08.2023/kut.

Die schönen Zufälle bei den SBB

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert