Der Automarkt Schweiz ändert sich komplett

Ein Audi Q4 E-tron
Die Amag importiert Audi-Modelle in die Schweiz. (Bild: PD)

Der Schweizer Automarkt wandelt sich vollkommen und Fahrzeughersteller, Importeure sowie Händler erhalten neue Rollen. Die Elektromobilität setzt noch eins obendrauf.

Der Automarkt in der Schweiz wandelt sich und die Rollen der Hersteller, der Importeure sowie der Fahrzeughändler verschöben sich.

Dies erklärte Helmut Ruhl, Chef des grössten Schweizer Autoimporteurs Amag, gegenüber dem «SonntagsBlick».

Mehr serviceorientiert

«Der Hersteller wird sukzessive mehr Softwarekompetenz aufbauen und behält die Hardwarekompetenz», sagte der Amag-Chef weiter. Der Importeuer müsse Kompetenz für den Kontakt zum Endkunden aufbauen, hiess es.

«Und der Händler arbeitet noch stärker serviceorientiert: Er liefert das Auto aus und kümmert sich weiter um das After-Sales-Management», hob der 54-Jährige zum neuen System hervor.

Sinkende Kapitalbindung

Für das Händlernetz gebe es dabei auch Vorteile, weil die Kapitalbindung in Form der Neuwagen auf dem Hof sich vom Händler zum Importeur verschiebe, betonte Ruhl.

Wenn die Branche die Rollenverschiebung richtig umsetze, könne ein erfolgreiches System entstehen, hiess es weiter.

Kein Autohersteller denke zudem derzeit daran, direkt vom Werk an Kunden zu liefern, ausser bei digitalen Services.

«Im Agenturmodell stellt im Land künftig der Importeur die Rechnung an den Privatkunden – statt wie bisher der Händler», sagte der Topauto-Manager. Amag diskutiere das Konzept momentan mit den Handelspartnern, sagte er zum Stand der Dinge.

Mobile Schweizer

Zu den Lieferproblemen erklärte der Amag-Chef, dass ab Sommer beziehungsweise ab Herbst dieses Jahres wohl eine wirkliche Entspannung diesbezüglich entstehen werde. «2024 dürfte man wieder relativ zeitnah sein Wunschauto erhalten können», hob der einstige Daimler-Manager hervor.

Für die Schweiz zeigte sich Ruhl zuversichtlich, nach den drei schlechten Absatzjahren bald wieder den Verkauf von 300.000 Neuwagen pro Jahr zu erreichen. «Die Schweiz wächst und die Menschen, die hier leben, wollen Mobilität», sagte der Importeur von VW-Modellen.

Sinken der Emissionen

Bis 2040 werde die Schweiz aber noch rund zwei Millionen Verbrenner-Personenwagen haben, dazu zwischen 200.000 und 300.000 Old- und Youngtimer, so der Amag-Chef. Damit sinken die Fahrzeug-Zahlen deutlich, wie die jüngsten Daten der Schweiz zeigen, die auch muula.ch unlängst publizierte.

«Würden wir diese 2040 komplett mit E-Fuels betreiben, wären die Emissionen der Schweiz um zehn Prozent niedriger», beschrieb der Deutsche die Zukunft.

Selbstproduzierter Strom

Der Trend zur E-Mobilität sei fundamental und intakt. Trotz der Rohstoffverteuerung würden E-Autos ab 2026 in der Anschaffung günstiger sein als Verbrennungs-Fahrzeuge, sagte er.

«Wer mit per Photovoltaik selbst produziertem Strom sein Fahrzeug über ein intelligentes Energiemanagement zu Hause laden kann, fährt extrem wettbewerbsfähig», hiess es weiter zur Zukunft.

Alles aus einer Hand

Doch das ist nicht alles. Die Autos würden bald bidirektionales Laden beherrschen und als gigantische Speicher Sonnenenergie vom Mittag für den Abend zur Verfügung stellen und potenziell das Stromnetz stabilisieren.

«Künftig können Kundinnen bei uns E-Auto, Photovoltaik, Wärmepumpe und das nötige Energiemanagement kaufen», beschrieb er den künftigen Automarkt.

Umsatzdelle noch vorhanden

Bereits am Freitag hatte die Amag-Gruppe bekanntgegeben, dass sie 2022 mit einem konsolidierten Umsatz von rund 4,4 Milliarden Franken abgeschlossen hat. Das war zwar besser als 2021, als rund 4,3 Milliarden Franken eingenommen worden waren.

Jedoch liegt Amag noch deutlich unter dem Umsatz des Jahres 2019, der 4,7 Milliarden Franken betragen hatte.

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CEO Amag, Helmut Ruhl
Amag-CEO Helmut Ruhl (Bild: PD)

Der Schweizer Automarkt habe mit 225.934 neu immatrikulierten Personenwagen gegenüber 2021 und 2020 (238.481/236.827 Einheiten) nochmals nachgelassen und liege weiterhin deutlich unter einem «normalen» Autojahr mit rund 300.000 zugelassenen Neuwagen, hiess es.

Bei E-Fahrzeugen vorne

Audi konnte erheblich in der Gunst der Schweizer zulegen, Škoda habe mit dem ENYAQ das «Lieblingsauto der Schweiz» im Angebot und Volkswagen bleibe weiterhin die Nummer 1 im Markt, teilte die Amag mit. Einzig Seat und Cupra mussten wegen verschärfter Belieferungslage einige Marktanteilsverluste in Kauf nehmen.

Rund 12.500 neu zugelassene rein elektrische Fahrzeuge bedeuten obendrein eine Steigerung von über 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit bleiben die «Amag Marken» auch in diesem Jahr Marktführer bei den batterie­elektrischen Fahrzeugen.

Schrumpfender Markt

Die Amag-Gruppe hat sich im vergangenen Jahr mit ihren Marken relativ tapfer zum Markt geschlagen, wie die obige Tabelle eindrücklich zeigt. Der Gesamtmarkt sank um 5,3 Prozent. Bei Amag ging es über alles gesehen lediglich um 3,8 Prozent nach unten.

Es war und bleibt also bezüglich Autos in der Schweiz also vieles im Fluss.

22.01.2023/kut.

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