Schweizer Starökonom legt sich mit den Chinesen an

Wirtschaftsprofessor Bruno Frey
Wirtschaftsprofessor Bruno Frey unlängst in Zürich. (Bild: muula.ch)

Der Wirtschaftsprofessor Bruno S. Frey hat autokratische Systeme und da vor allem China kritisiert. Eine Lösung des geschilderten Problems wäre aber recht einfach.

«Wir dürfen den chinesischen Wachstumszahlen nicht trauen», sagte der weltbekannte Schweizer Ökonom und Anwärter des Wirtschaftsnobelpreises, Bruno S. Frey, in einem Interview mit der aktuellen Printausgabe der «Wirtschaftswoche».

Die amtliche Manipulation von Wirtschaftsdaten lasse sich in der Regel aber nicht nachweisen, führte einer der meistzitierten Wirtschaftsprofessoren Europas weiter aus.

Lichtstärke messen

Doch Ökonomen lassen sich nicht so leicht austricksen und finden Umwege, um der Wahrheit auf den Puls zu fühlen. «Und da kommt die Lichtstärke ins Spiel», erklärte Frey weiter.

Diese lasse sich weltweit über Satelliten messen und zwischen Wirtschaftsleistung und Helligkeit gebe es eine nachweisbare Korrelation, führte der Schweizer Starökonom weiter aus.

«Wo Lichter brennen, findet wirtschaftliches Leben statt», so der Zusammenhang. Es gebe Fabriken mit Nachtschicht, Autoverkehr, Restaurants, erhellte Schaufenster und dies könnte aus dem All gut mit einer Lichtanalyse ins Visier genommen werden.

Gewaltige Abweichungen

Als Ergebnisse präsentierte Frey, dass je demokratischer ein Land ist, umso geringer ist der Unterschied zwischen der Lichtintensität in der Nacht und dem offiziell ausgewiesenen Sozialprodukt. «Das heisst: Hier wird weniger manipuliert», erklärte der Experte.

Umgekehrt lasse sich mit den Analysen nachweisen, dass autokratische Systeme ihre Wachstumszahlen oft signifikant überhöhen, hiess es weiter. «Das gilt vor allem für China, dort sind die Abweichungen gewaltig», betonte der 81-Jährige.

Blick auf Notenbanken

Wer Frey als Menschen kennt, weiss, dass der Wirtschaftsprofessor – wie unlängst auf muula.ch geschehen – nicht nur kritisiert, sondern auch gleich mögliche Lösungen für das geschilderte Problem präsentiert.

Manipulierte Wirtschaftszahlen könnten Länder vermeiden, indem das nationale Statistikamt eine inhaltliche und personelle Unabhängigkeit erhalte – analog zu den Notenbaken.

«Es darf keinerlei Weisungsbefugnis der Regierung geben», sagte Frey.

Ärmer aussehen als gegeben

Auch auf die Frage, was ein Staat davon habe, die Zahlen zu beeinflussen, weiss der Pionier der Politischen Ökonomie eine einfache Antwort.

Melde ein Land ein überhöhtes Bruttoinlandprodukt BIP, so senke es statistisch seine Schuldenquote. Dies wurde beispielsweise beim Beitritt Griechenlands zur Europäischen Währungsunion ausgenutzt, wo falsche Defizitquoten verwendet wurden.

Und manche Entwicklungsländer verfolgten sogar die umgekehrte Strategie. Sie zeigten ein zu geringes Wachstum, um mehr Hilfe und billigere Kredite von internationalen Organisationen zu bekommen, sagte er.

«Es kann für ein Land ökonomisch durchaus rational sein, sich anderen gegenüber als bettelarm zu verkaufen», so der Tenor.

Glauben an Lügen

Doch bei alldem komme es zu einem Vertrauensverlust, den man nicht unterschätzen dürfe. Wenn etwa Unternehmen ihrer Regierung nicht mehr glaubten, investierten sie weniger oder woanders.

Wenn China die Coronavirus-Toten bekanntgebe, ahnten die Menschen, dass etwas nicht stimmen könne. Genauso reiche in der Türkei ein Realitätscheck, wenn das Land bei der horrenden Inflation untertreibe. Die Menschen bemerkten dies nämlich bei jedem Besuch auf dem Markt. 

Und auf die Frage, weshalb der einstige US-Präsident Donald Trump so oft von der Presse dem Lügen überführt werden konnte, aber seine Popularität kaum litt, sagte Frey gegenüber dem Blatt: «Manche Menschen WOLLEN an bestimmte Lügen glauben».

04.02.2023/kut.

Schweizer Starökonom legt sich mit den Chinesen an

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert