Die Energiekrise hat auch die Schweiz voll erwischt. Ausgerechnet da bekommen fast 500.000 Kunden von einem Anbieter inkorrekte Angaben.
«Überzeugen Sie eine gebildete und etwas reifere Leserschaft», so werben die Industrielle Werke Basel IWB für ihr eigenes Kundenmagazin. Doch was die Leserinnen und Leser in Basel und Umgebung da vorgesetzt bekommen, sollten sie nicht alles für bare Münze nehmen.
Im aktuellen Dezember-Heft, das immerhin eine Auflage von fast 170.000 Exemplaren hat, müssen sich die IWB-Kunden quasi warm anziehen. Die Firma gibt nämlich Fehler bei den im September kommunizierten Stromtarifen für 2023 bekannt.
Merkwürdige Korrektur
Ausgerechnet bei der wichtigsten Information zur aktuellen Energiekrise läuft in Basel vieles schief. Die IWB halten es aber nicht für notwendig, die Stromkundschaft im Kanton Basel-Stadt, in Teilen des Kantons Basel-Landschaft sowie im Fricktal umgehend sowie direkt über den Fehler und damit über die Preiserhöhungen korrekt zu informieren.
Vielmehr muss erneut dieses «Wurstblatt», das meist ohne spannende Artikel auskommt, drei Monate später für die Information der betroffenen Hunderttausenden Kunden zu den Vertragsänderungen herhalten.
Lapidare 30 Prozent
Die in der vorangegangenen September-Ausgabe bekanntgegebenen Strompreise für das Jahr 2023 waren fast komplett falsch. Logisch, waren sie viel zu niedrig angegeben.
Die abgedruckte Tabelle habe falsche Werte enthalten, hiess es aber bloss im Kundenmagazin lapidar, ohne die Differenzen konkret aufzuzeigen.
muula.ch vergleicht nun die aktuellen Angaben, mit den vorhergehenden Tabellen, und siehe da, es geht plötzlich im Normaltarif bei der elektrischen Energie um über gigantische 30 Prozent nach oben.
Auch der Spartarif lag bei den Angaben um rund 30 Prozent zu niedrig.
Kundschaft im Dunkeln
Im vorangegangenen Kundenmagazin stand noch geschrieben, die IWB würden alle anrechenbaren Netzkosten nicht an die Kunden weitergeben. Doch nun steht davon nichts mehr da und Leser bleiben völlig im Dunkeln, ob es nun auch bei der Netznutzung und den Abgaben nach oben geht, wie die neuen Zahlen suggerieren.
Inklusive aller Abgaben dürfte es in der Grundversorgung rund 12 bis 15 Prozent mehr als im Jahr 2022 kosten.
Auf der Webseite von den IWB wird weder beim Kundenmagazin der Fehler direkt ausgewiesen, noch bei den aktuellen Stromtarifen auf die Falschangaben aufmerksam gemacht.
Stumme IWB
Warum der Fehler passiert ist, konnte das neue Wirtschaftsnews-Portal muula.ch bisher nicht in Erfahrung bringen. Sowohl die zentrale Telefonnummer der IWB-Medienstelle wurde nicht bedient, als auch direkt waren sage und schreibe drei Mediensprecher über mehrere Stunden jeweils mehrfach nicht zu erreichen.
Eine ordentliche Kommunikation sieht wohl anders aus. Und gerade beim Fokus auf eine gebildete und reifere Klientel in der Nordwestschweiz sollte man bei den IWB doch mehr Sorgfalt erwarten dürfen.
06.12.2022/kut.