Die Baloise hat eine Lösung für einen Bestand an Lebensversicherungen in Belgien gefunden. Die Basler verkaufen etwas, ohne zu schrumpfen.
Rund 57’000 Lebensversicherungsverträge der Baloise-Gruppe bekommen ein neues Zuhause.
Im Rahmen einer aktiven Bewirtschaftung von geschlossenen Versicherungsbeständen optimiere Baloise ein Lebensversicherungsportfolio der belgischen Geschäftseinheit, teilten die Basler am heutigen Donnerstag mit.
Sämtliche Risiken verschwinden
Bereits im Vorfeld der Transaktion hatte es Gerüchte um einen Verkauf eines Lebensversicherungsbestandes in Belgien gegeben. Nun ist klar, dass der Vorgang nicht über einen Verkauf, sondern über eine Rückversicherungslösung erfolgt.
Das Run-off-Portfolio, das Spar- und Rentenprodukten mit einem durchschnittlich garantierten Zins von 3,8 Prozent enthalte, werde über eine Rückversicherungstransaktion abgesichert, hiess es nämlich im Communiqué. «Run-off» bedeutet, es wird ohnehin kein Neugeschäft diesbezüglich gezeichnet.
Die RGA International, eine Tochtergesellschaft der Reinsurance Group of America, übernehme alle finanziellen und biometrischen Parameter des Bestands, hiess es. Die betroffenen Rückstellungen betragen rund 900 Millionen Euro.
Konzentration auf Modernes
Dies bedeutet also, dass das Portfolio um die 57.000 Verträge zu 100 Prozent rückversichert ist. Die Kunden- und Partnerkontaktpunkte verblieben aber unverändert bei Baloise in Belgien, teilte der Assekuranz-Konzern weiter mit.
Insofern ist die Trennung praktisch nur halb. Für die Administration der Verträge zahlen Rückversicherer aber normalerweise etwas.
Nun, warum machen Gesellschaften solche Deals?
Mit dieser Transaktion setze Baloise weiter die Strategie um, sich im Lebengeschäft auf moderne Versicherungsprodukte zu konzentrieren, hiess es offiziell. Modern heisst dabei oft, dass weniger Garantien von den Versicherern gewährt werden.
Geschäft läuft durch
Diese Massnahme habe bei der Baloise-Gruppe aber keinen massgeblichen Einfluss auf den Gewinn beziehungsweise auf die Solvenzquote, führte der Schweizer Versicherungskonzern ausserdem aus.
Mit der Rückversicherungslösung ist dieses Geschäft für die Basler quasi nur noch ein Durchlaufposten. Das Portfolio existiert künftig aber sozusagen in zwei Konzernbüchern. Einmal beim Erst- und dann nochmal bei Rückversicherer.
Die Assekuranz weist diesen Unterschied mit Brutto und Netto in ihren Jahresrechnungen aus.
Win-Win für beide Seiten
Allerdings dürfte sich dennoch etwas Grundsätzliches ändern, und das ist die Risikosituation um diese Verträge.
Wenn die Kapitalmarktzinsen beispielsweise wieder sinken, braucht sich die Baloise um die Erfüllung des Garantiezinses der vergleichsweise hohen 3,8 Prozent in dem belgischen Lebensversicherungsbestand keine Sorgen mehr zu machen.
Neben unterschiedlichen Erwartungen bei den Kapitalerträgen kalkulieren Käufer und Verkäufer meist mit verschiedenen Annahmen über Sterbewahrscheinlichkeiten und Verwaltungskosten, sodass sich gegenläufige Gewinnerwartungen ergeben. Hinzu kommt, dass die Policen bei der Diversifikation von Geschäften helfen können.
Und finden es beide Seiten dann lukrativ, kommt es zu solch einem Deal, wie jetzt bekanntgegeben wurde.
Zurich scheiterte mit Deal
Viele Versicherer stossen Lebensversicherungsportfolios ab. Auch die Zurich Insurance wollte dies zum Beispiel in Deutschland tun. Allerdings wollte Zurich nicht nur die Risiken, sondern auch die Administration vollständig an einen externen Provider abgeben.
Die deutsche Aufsichtsbehörde Bafin machte dem ganzen Unterfangen aber ohnehin einen Strich durch die Rechnung, wie muula.ch berichtete. Es lohnt sich also, einen angesehenen Geschäftspartner zu suchen.
Für die Baloise heisst die Transaktion aber nun, Risiken auf clevere Weise abzugeben, ohne dass das Wachstum direkt leidet.
01.02.2024/kut.