Bahnstrom wird fast 30 Prozent teurer

SBB Energie produziert den Bahnstrom zu 90 Prozent aus Wasserkraft (Bild: SBB PD)

Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB dürfen ab kommenden Jahr ihre Strompreise deutlich erhöhen. Das gesamte System für Bahnstrom steht aber auf der Kippe.

Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB und das Bundesamt für Verkehr (BAV) haben sich auf eine Anhebung des Preises beim Bahnstrom verständigt. Die SBB wollten eine Verdopplung von 10,5 auf 20,5 Rappen pro Kilowattstunde erreichen.

Letztlich ging es aber «bloss» auf 13,5 Rappen pro Kilowattstunde nach oben, wie das BAV mitteilte.

Reserve für Mangellage

Das sind immerhin fast 30 Prozent an Teuerung. Das BAV bezeichnet die Erhöhung dennoch unpassend als moderat.

Schliesslich hätten aber die sommerliche Trockenheit, die Abschaltung französischer Atomkraftwerke und der Krieg in der Ukraine zu massiv höheren Energiekosten geführt.

Zudem beschafften die SBB auch Strom am Markt, um für eine mögliche Mangellage eine Reserve an eigenem Strom zu haben – in Form von vollen Stauseen.

Zahlen von Investitionen

Mit der Erhöhung werde die gesetzliche Vorgabe erfüllt, dass die Bahnstromkosten gedeckt werden müssen. Dies beinhalte auch die Folgekosten für die Investitionen zum Erhalt des Bahnstromnetzes. 

Die Massnahme entspricht laut dem Bundesamt einem Aufschlag von rund 70 Millionen Franken pro Jahr.

SBB Energie erwartet dieses Jahr ein Defizit von180 Millionen Franken. Für 2023 und wahrscheinlich für die Folgejahre sei anzunehmen, dass die Energiepreise auf einem hohen Niveau bleiben, hiess es vom BAV weiter.

Schnitt ins eigene Fleisch

Solche Erhöhungen gehen dann an die Abnehmer des Bahnstromes, das heisst, die Bahnunternehmen müssen diese tragen. Das BAV sieht vor, dass die Erhöhung differenziert auf die verschiedenen Verkehrssparten überwälzt wird.

Die SBB sind selber zweifach betroffen: mit dem eigenen Personenverkehr und mit SBB Cargo, wie sie selbst mitteilte. Dennoch begrüsst das Staatsunternehmen den Preisaufschlag.

Im Fernverkehr wird die Erhöhung von 30 Prozent vollständig überwälzt. Im Regional- und Güterverkehr geht es teilweise nach oben, das heisst, um 1 Rappen oder zehn Prozent.

Fixe Ticketpreise 2023

Es trifft die Bevölkerung also auch direkt. Im Personenverkehr sind die Preise für 2023 allerdings schon bestimmt. Diese bleiben stabil und werden nicht erhöht. 2024 steht noch in den Sternen.

Der Trassenpreis steigt durch diese massive Erhöhung je nach Verkehrsart um 2 bis 3 Prozent. Er macht nämlich rund ein Viertel sämtlicher Kosten eines Zuges aus.

Das BAV erwartet von den Unternehmen im Personen- und Güterverkehr, dass sie einen Teil der Mehrkosten für den Bahnstrom durch Energiesparmassnahmen kompensieren. Mit anderen Worten sind Preiserhöhungen nur eine Frage der Zeit.

Durchschlag 2024

SBB-Energie ist im Auftrag des BAV als Systemführerin für die Bereitstellung und die Lieferung von Bahnstrom verantwortlich. Grösstenteils produziert die Firma den Strom mit eigenen Wasserkraftwerken.

Einen Teil der Elektrizität bezieht das Unternehmen von anderen Produzenten beziehungsweise auf dem Markt. Die Rede ist hierbei von rund zehn Prozent.

Das BAV wird abhängig von der weiteren Entwicklung der Energiepreise im kommenden Jahr über Anpassungen per Ende 2023, also wahrscheinlich Erhöhungen, entscheiden.

Alles neu ab 2025

Bleibt das Preisniveau auf dem aktuellen Niveau, werde zu prüfen sein, welche Transportsparten im Schienenverkehr 2024 von den höheren Bahnstrompreisen betroffen sein würden, hiess es verklausuliert.

Für das Jahr 2025 wird aber ohnehin ein neues Geschäftsmodell für die Bahnstromversorgung erarbeitet, weil das Ganze offenbar nur bei «schönem Wetter» funktioniert.

Bis 2025 soll der Bahnstrom ohnehin vollständig aus erneuerbaren Quellen stammen. Die SBB werden nebst Herkunftsnachweisen von erneuerbaren Energielieferungen auch physisch Strom beschaffen, damit die fehlenden 10 Prozent aus eigenen Anlagen oder zumindest von Anlagen unter Vertrag bezogen werden können.

29.11.2022/kut.

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