
Die US-Notenbank Fed drückt sich erneut vor einer Zinssenkung. Fed-Chef Jerome Powell legt sich mit US-Präsident Donald Trump direkt an.
Die US-Notenbank hat erneut eine Zinssenkung vermieden.
Die Leitzinsen blieben zwischen 4,25 und 4,5 Prozent konstant, teilte die Federal Reserve Bank (Fed) am Mittwochabend in Washington mit.
Teuerung steigt an
Die Unsicherheit über die Konjunkturentwicklung sei zwar zurückgegangen, hiess es. Doch die Risiken blieben mit den US-Strafzöllen weiterhin hoch, erklärte Fed-Chef Jerome Powell vor den Medien.
Die Notenbank rechnet nunmehr mit einer Inflationsrate von 3,0 Prozent; im März war sie noch von 2,7 Prozent ausgegangen.
Die Inflationserwartungen, die für eine Zentralbank besonders wichtig sind, stünden ebenfalls auf Anstieg, hiess es angesichts der US-Strafzölle.
Auch der Arbeitsmarkt sei weiterhin in robuster Verfassung, erklärte Powell. Allerdings senkte die Fed die Wachstumsprognose für die USA um 0,3 Prozentpunkte auf nur noch 1,4 Prozent in diesem Jahr.
Gigantische Ersparnisse
Damit steigt Fed-Chef Powell quasi direkt in den Boxring mit Donald Trump und lässt sich auf einen längeren Kampf mit dem US-Präsidenten ein, wie muula.ch bereits vermutete.
Der fordert seit Monaten, dass die US-Notenbank die Leitzinsen senken soll, denn dann würden die Amerikaner enorme Zinszahlungen auf ihre neuen Staatsschulden sparen, welche das Land bis September refinanzieren muss.
An einer Medienkonferenz sprach der US-Präsident davon, dass bei der US-Leitzinssenkung um 1 Prozentpunkt der amerikanische Staat rund 300 Milliarden Dollar an Ersparnis realisieren würde.
Bei 2 Prozentpunkten sah Trump bereits rund 600 Milliarden Dollar an geringeren Zinszahlungen für den US-Staatshaushalt als möglich.
Eigenen Weg skizziert
Powell machte hingegen keine Anstalten, die Leitzinsen momentan zu senken.
Allerdings signalisierte die Fed, dass sie durchaus noch in diesem Jahr bereitsei, an der Zinsschraube zu drehen und die Geldpolitik zu lockern.
Die Arbeitslosigkeit steigt nämlich durchaus im Inland.
Trump will sich selbst berufen
Wann genau eine Zinssenkung die Wirtschaft stimulieren soll, liess Fed-Chef Powell aber offen und ging damit auf direkte Konfrontation mit dem Weissen Haus.
Trump erklärte umgehend öffentlich, dass die ganze Welt die Leitzinsen senke, nur die USA nicht.
Der US-Präsident beschimpfte Powell, bot sich selbst als Notenbankchef an und skizzierte zugleich einen Weg, wie er sich das Prozedere mit den Zinsen vorstellt.
Auslandgläubiger sollen bluten
Falls die Inflation in den USA in einem Jahr nämlich wieder ansteigen würde, wäre er der Erste, der nach Zinserhöhungen der US-Zentralbank rufen würde, sagte Trump.
Dann sei die Finanzierung der Staatsschulden nämlich zu einem niedrigen Zins erfolgt, und die USA müssten ihren Gläubigern, die meist im Ausland sitzen, nicht so viel Schuldzins überweisen.
Powell ging aber auf die Angriffe und Überlegungen des US-Präsidenten nicht ein. Das Mandat laute Preisstabilität und höchstmögliche Beschäftigung und daran wolle er stur festhalten.
18.06.2025/kut.