«Uhren als Kapitalanlage» – Ein Buch mit falschem Titel

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Luxusuhr von Patek Philippe (Bild: Chris Lutke / unsplash)

Das Buch «Uhren als Kapitalanlage» scheint auf den ersten Blick nur für Investoren interessant zu sein. Das ist es aber keineswegs.

Ein Buch sollte man nicht nur von seinem Äusseren beurteilen, heisst ein bekanntes Bonmot. Vielmehr kommt es auf den Inhalt an. Genau dies trifft auf «Uhren als Kapitalanlage» von Michael Brückner zu, das in einer komplett überarbeiteten und aktualisierten Auflage im Finanzbuchverlag (FBV) erschienen ist.

Das Werk ist fast ein Thriller. Mit jeder Seite des Lesens lüften sich mehr und mehr Geheimnisse über Luxusuhren und das Sammeln von edlen Armbanduhren, das für Aussenstehende oft unverständlich ist.

Wertverlust um 50 Prozent

Viele Sätze des Autors bringen die Leserschaft aus dem Staunen kaum mehr heraus. Selbst für Uhrnarren ist so manche wertvolle Information dabei. So büsst ein nagelneuer Zeitmesser gleich 40 bis 50 Prozent seines Wertes ein, wenn er nur ein einziges Mal getragen wird.

Das ist doch unglaublich und zeigt, dass Investoren auf diesem Gebiet wirklich Wissen brauchen und nicht einfach loskaufen können.

Zudem verblüffen die Feststellungen, dass es bei Uhren mit Wertsteigerungspotenzial vor allem auf die «inneren Werte» ankomme. Obendrein sei es eine Grundvoraussetzung, dass die Zeitmesser «Swiss made» seien.

Nachhaltigkeit gegeben

Dies werde sich auch in Zukunft nicht ändern, gibt sich Buchautor Brückner überzeugt.

Und überraschend ist ausserdem, dass mechanische Armbanduhren richtig nachhaltig seien. Sie können – sofern sie ordentlich gepflegt und regelmässig einer Revision unterzogen werden – sogar noch an Enkel vererbt werden, ohne dass «Berge von verbrauchten Batterien» entstünden, die etwa durch Quarzuhren verursacht würden.

Michael Brückner: Uhren als Kapitalanlage. Finanzbuchverlag (FBV), 3. komplett überarbeitete und aktualisierte Auflage, München 2022. 351 S., Fr. 51.90.

In dem Buch gibt es neben viel Fachwissen zu den bekanntesten Luxusuhrenmarken, deren «inneren Werten», der Historie sowie jeweils einer Kurzbewertung durch den Autor auch zahlreiche Geschichten rund um die Nobelticker. Diese lohnen die Lektüre allemal.

So erzählt der Autor nicht nur von den Geheimnissen der einstigen Uhren- und Schmuckmesse «Baselworld», sondern beispielsweise auch von einem fast hundertjährigen Uhrensammler, der in seinem hessischen Dialekt den Satz gesagt haben soll: «Die Uhren und die Lebberworscht, die sind bis heute unerforscht».

Da können sich Leser vor Lachen wahrscheinlich kaum noch halten. Es illustriert aber, wie viel Potenzial in der ganzen Materie steckt.

Konkrete Kaufempfehlungen

Letztlich zeigt sich, wie gross die Industrie um die Sammelleidenschaft bereits geworden ist. Wirtschaftsredaktor Brückner geht nämlich von sicheren Aufbewahrungsorten, guten Kauf- und Verkaufsplattformen, über passende Versicherungen bis hin zum gezielten Lancieren von Sondereditionen praktisch auf die vielfältigsten Aspekte rund um die Meisterstücke ein.

Laien, die mit einer Anschaffung liebäugeln, gibt der Autor sogar Hinweise, wie sie Fälschungen relativ schnell erkennen können.

Und schliesslich tragen ein Uhren-Lexikon am Ende des Buches sowie eine kleine Goldkunde zum besseren Verständnis bei Fachwörtern oder komplexen Themen bei.

Thema ausgeklammert

Einziger Wermutstropfen bei dem Werk ist, dass der Autor praktisch nicht auf aktuelle Entwicklungen eingeht. So wären die Tokenisierung und Aspekte der Non-Functional-Token (NFTs) im Krypto-Bereich von Uhren ebenfalls spannend. Dies spielt bei einer aktuellen Überarbeitung eines Buches allerdings gerade über Nobeluhren eine Rolle.

Das Weglassen dürfte wohl dem Alter und der zusätzlichen Komplexität der Materie geschuldet sein. Aber gerade beim Handel von Luxusuhren in der Krypto-Welt, bei dem sich viele Anleger einfach über die Blockchain an einem sündhaft teuren Sammlerstück beteiligen, wäre dies für Neulinge mit kleineren Budgets besonders interessant gewesen.

Gute Wortwahl

Allerdings dürfte die Leserschaft über diesen Aspekt grosszügig hinwegsehen, sind doch die Lektüre und gerade die gute Wortwahl jeweils ein Genuss.

Wer hätte nur gedacht, als er das Buch von aussen betrachtet hatte, dass Armbanduhren auch als Luxuszeitmesser beziehungsweise als Edel- oder Nobelticker bezeichnet werden können.

03.08.2022/kut.

«Uhren als Kapitalanlage» – Ein Buch mit falschem Titel

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