In Zürich drehen sich viele Skandale um Kunst. Die Stadt sorgt nun erneut für Aufsehen, wobei wiederum Kunstwerke im Zentrum stehen.
Kunst scheint etwas Magisches für Zürich zu haben. Die Stadt kommt nämlich kaum aus den Schlagzeilen um Kunst-Skandale heraus.
Sei es im Zürcher Luxushotel Dolder Grand, wo die Zollbehörden vorgefahren waren, um wegen Steuerfragen über zwei Dutzend Kunstwerke um Joan Miró oder Jean Dubuffet vom Financier der Nobelherberge und Kunstsammler Urs E. Schwarzenbach abzuholen.
Daraus entwickelte sich der wohl grösste Kunstschmuggel der Schweiz und endete mit einer Millionenbusse.
Hunderttausende Franken
Sei es im grössten Museum der Schweiz, dem Kunsthaus Zürich, wo unlängst zwei Kunstwerke einfach spurlos verschwunden sind, wie auch muula.ch berichtete.
Oder sei es der jüngste Skandal beim Zürcher Gastroverband, den der «Tages-Anzeiger» seit Tagen genüsslich ausbreitet.
Dort sollen der Ex-Geschäftsführer Karl E. Schroeder und zwei weitere ehemalige Angestellte nicht korrekt gehandelt haben. Die Rede ist von 440.000 Franken an Vereinsgeldern, die für eigene Zwecke ausgegeben haben sollen.
Verbleiben unklar
Zwar ging es bisher laut einem Revisionsbericht, aus dem das Blatt zitiert, um Luxusartikel, wie Bleistifte von Faber-Castell für je 260 Franken oder Montblanc-Kugelschreiber mit Lederetui für 1900 Franken und auch Duftkerzen in Kristallvasen à 975 Franken.
Der grösste Posten der infrage gestellten Ausgaben machen jedoch Kunstgegenstände aus.
Bei Objekten im Wert von 75.400 Franken sei unklar, wo sich diese befänden, hiess es.
Auch Transport übernommen
Dabei handele sich vor allem um Skulpturen und nur zu einem kleinen Teil um Bilder. Der Vorstand hatte Schroeder erlaubt, zu seinem Abschied einige Objekte mitzunehmen, wobei unklar sei, wie viele genau.
Für den Abtransport hätte eine Zügelfirma allerdings 3,5 Stunden veranschlagt, und die Kunstgegenstände in ein Büro an der Zürcher Bahnhofstrasse gebracht. Fast logisch, dass der Verband die Rechnung für die Transportkosten über 786.20 Franken auch noch übernahm.
Die Revisoren waren ausserdem auf Weinrechnungen für über 55.000 Franken gestossen, ohne ersichtlichen Geschäftszweck.
Im Untersuchungszeitraum wurden auch 15.500 Franken für Zigarren ausgegeben, obwohl der Verein beteuert, so etwas gar nicht zu benötigen.
Gutscheine für Coiffeur
Neben der Kunst, Weinen und Zigarren kaufte die Organisation aber auch noch Parfums für 17.600 Franken sowie Duftkerzen und Raumdüfte für 31.200 Franken und sogar Designerkleider im Wert von 66.900 Franken offenbar für zwei Kaderfrauen.
Ein Kleidungsstück soll ein Hochzeitskleid betreffen.
Der Verband kaufte obendrein viele Gutscheine in einem italienischen Restaurant im Wert von 7000 Franken und in einer Coiffeurkette für 8000 Franken. Pikant sei dabei, dass Schroeder damals Vizepräsident jener Coiffeurkette gewesen sei.
Kurz vor seinem letzten Arbeitstag als Geschäftsleiter ging es wohl nochmal richtig zur Sache und drei Tage vor seinem Abschied wurden zwei Notebooks, fünf Smartphones, zwei Kinder-Tablets und IT-Zubehör im Wert von 15.200 Franken gekauft.
Statute verletzt
Zwar lässt der Bericht laut «Tages-Anzeiger» offen, ob die Unregelmässigkeiten auf Fehler oder betrügerische Absicht zurückzuführen sind.
Eine Prüfung der Geschäfts- und Rechnungsführung, wie in den Statuten vorgesehen, sei nicht systematisch vorgenommen worden, hiess es kritisch.
Der Hauptbetroffene Schroeder wehrt sich und erklärte, dass dies unwahre Unterstellungen seien.
Vielmehr sei es ein Rachefeldzug einzelner Vorstandsmitglieder gegen ihn, schrieb er in einem Brief.
Einkäufe und Bestellungen hätte er in den vergangenen 26 Jahren immer im Wissen und mit dem Einverständnis des Vorstands gemacht.
Selbstverständlich gilt die Unschuldsvermutung. Doch merkwürdig ist das Vorgehen allemal.
Merkwürdige Erklärungen
«Jeder im Vorstand wusste während der vergangenen 26 Jahre, dass immer ein grösserer Vorrat an Zigarren, Wein und Raumduft-Parfums vorhanden war für Eigenbedarf von Gastro Zürich und Gastro Zürich-City sowie als Geschenke für Vorstandsmitglieder, Mitarbeiterinnen, Lieferanten, Kunden und Geschäftspartner».
Die Kleiderkäufe seien von ihm genehmigt worden und «als Kompensations- und Repräsentationsauslagen» gedacht.
Die iPads, iPhones und Laptops seien an Mitarbeiterinnen und Vorstandsmitglieder abgegeben worden, damit diese im Homeoffice für den Verband arbeiten konnten und habe der Organisation die Kompensation vieler Überstunden im Büro erspart.
Was mit der Kunst bei Gastro Zürich konkret passiert ist, muss noch geklärt werden.
Aber Eines ist schon klar: Zürich eben.