Wie sich Konkurrenten auf die Sprünge helfen

Hurrikanschäden schrecken Rückversicherer (Bild: John Middelkoop / unsplash)

Der Rückversicherer Swiss Re hat sich vor dem jährlichen Branchentreffen in Monte Carlo mehrfach zu Wort gemeldet. Dabei geht es erstaunlich oft nur um ein Thema.

Der zweitgrösste Rückversicherer der Welt, die Swiss Re, hat in den vergangenen Tagen die Kommunikationsmaschine stark angeworfen – ein Interview hier, eine Studie da. Im Kern der Sache geht es aber immer nur um ein Thema und dies sind Preiserhöhungen für die Dienstleistungen.

Einmal im Jahr findet nämlich in Monte Carlo das Branchentreffen statt, wo die Rückversicherer mit ihrer Kundschaft zusammenkommen, und die Verträge erneuern. Ein wichtiges Element ist da selbstverständlich der Preis für den Versicherungsschutz und da wird meist wie auf einem Basar gefeilscht.

Und genau an dieser Stelle kommt die jüngste Kommunikation der Swiss Re ins Spiel.

Unterschiedliche Verpackungen

Am vergangenen Donnerstag sagte Konzernchef Christian Mumenthaler gegenüber dem deutschen «Handelsblatt», dass die Swiss Re keine andere Wahl habe, als die Preise zu erhöhen.

Am Freitag publizierte der Rückversicherer seine bekannte Studie «Six Sigma». Diesmal war die Prämienentwicklung in der Sachversicherung das Thema. «Ausgelöst durch den Krieg und die Pandemie entwickelt sich eine multipolare Welt mit gestörten Lieferketten, Energie- und Nahrungsmittelkrisen», schrieb der Rückversicherer.

Den Prognosen zufolge werde das weltweite Prämienvolumen nur schon allein in der Agrarversicherung bis zum Jahr 2030 auf 80 Milliarden Dollar fast verdoppeln, hiess es bezüglich steigender Einnahmen der Versicherer.

Strengere Bedingungen

«Weltweite geopolitische Spannungen, makroökonomische Entwicklungen und der Klimawandel führen zu einer verstärkten Nachfrage nach Risikoschutz.», teilte das Unternehmen dann auch noch am heutigen Montag in einer Medienmitteilung mit.

Die Rück-/Versicherungsbranche müsse sich auf Risikomodellierung und eindeutige Vertragsbedingungen konzentrieren, um sicherzustellen, dass die Preise die eingegangenen Risiken widerspiegelten und dadurch die Risikokapazität erhöht werden könne, hiess es weiter.

Mit anderen Worten: Die Preise für Versicherungsschutz werden steigen beziehungsweise die Bedingungen werden strenger.

Und in der jüngsten «NZZ am Sonntag» machte Swiss-Re-Verwaltungsratspräsident Sergio Ermotti höchstpersönlich just klar, dass das Wissen von rund 50 Swiss-Re-eigenen Wissenschaftern dazu genutzt werde, «um die Prämien den Risiken stets anzupassen».

Konkurrenz beobachtet

Dabei will der Rückversicherer bestimmt nicht nur die Kundschaft auf höhere Preise einstellen, sondern der Konzern beabsichtigt auch, andere Marktteilnehmer indirekt über seine Preisstrategie zu informieren.

Ökonomen und Preisberater wie die namhafte Firma Simon, Kucher & Partners nennen dies Signaling an den Markt. Das Wettbewerbsrecht verbietet Preisabsprachen mit andern Marktteilnehmern. Die Konkurrenz kennt somit die Strategie der Swiss Re nicht und kann nicht einschätzen, ob der Schweizer Branchenriese diesmal in Monte Carlo einen aggressiven Preiskampf führen wird oder nicht.

Vorgehensweise ausgeplaudert

Mit den Interviews und Studien ist aber in der Öffentlichkeit klar, dass die Swiss Re nunmehr keine Marktanteile auf Kosten von den Preisen gewinnen will. Die Wettbewerber, wie etwa der Branchenprimus Munich Re, können sich also darauf einstellen.

Und selbstverständlich gilt für den Schweizer Rückversicherungskonzern diesbezüglich die Unschuldsvermutung. Allerdings fällt die eindeutige Kommunikation in Richtung der Preise kurz vor dem Branchenevent auf.

12.09.2022/kut.

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