Weko knöpft sich zwei ausländische Anbieter vor

Visa- und Mastercard
Die Zahlungsanbieter Visa und Mastercard sind in den Fokus der Weko geraten. (Bild: S. Buissinne / pixabay)

Die Wettbewerbskommission hat neue Untersuchungen eröffnet. Dabei festigt sich der Eindruck, dass die Behörde nur den Wettbewerb bei ausländischen Firmen extrem genaunimmt.

Die Schweizer Wettbewerbskommission Weko hat wieder einmal zugeschlagen und vermutet Missstände im Lande.

Die Wettbewerbshüter eröffneten zwei Untersuchungen gegen ausländische Anbieter wie die Behörde am heutigen Donnerstag mitteilte.

Für beide Unternehmen gelte die Unschuldsvermutung.

Differenzen mit Visa

Diesmal geht es um Untersuchungen gegen die Kredit- und Debitkartenanbieter Visa und Mastercard. Die Ausgangslagen seien aber unterschiedlich.

Mit Mastercard zeichne sich eine rasche Einigung und ein Entscheid in Form einer einvernehmlichen Regelung ab, schrieb die Weko in einem Communiqué.

Mit Visa bestünden allerdings Differenzen, die eingehender zu klären seien.

Ein Problemchen unter vielen

Gegenstand der Verfahren sind laut den Angaben in beiden Fällen die inländischen Interchange Fees.

Es handelt sich dabei um die Gebühr, welche eine Schweizer Kartenherausgeberin, also normalerweise eine Bank, beim Einsatz der von ihr herausgegebenen Debitkarten erhält.

Diese wird vom Zahlungsabwickler im Rahmen seiner Händlerkommission an das Unternehmen weitergereicht, welches die Karte beim Zahlvorgang akzeptiert, wobei die Interchange Fee nur eine von vielen Komponenten der Händlerkommission ausmacht.

Es gibt also eigentlich noch viel mehr Probleme.

Marktanteil von 15 Prozent

Die Wettbewerbsbehörde hat nur für die Phase der Markteinführung der neuen Debitkarten von Visa und Mastercard eine Interchange Fee zugelassen. Diese Phase sei nun mit dem Erreichen eines Marktanteils von je 15 Prozent abgeschlossen, hiess es.

In der bisherigen Markteinführungsphase war eine Interchange Fee von durchschnittlich 12 Rappen pro Transaktion zulässig.

Visa wehrte sich aber am Donnerstag und teilte umgehend mit, dass die Firma per 1. Juli 2023 ihre Sätze bereits um rund ein Drittel gesenkt und die Gebühren damit auf das seit langem in der EU geltende Niveau adjustiert habe.

Blinde Augen der Behörde

Aber die meisten Untersuchungen der Weko sind sowieso nur halbherzig.

Wenn die Wettbewerbshüter etwas beim Detailhandelsriesen Coop ein Vergehen vermutet, dann einigt sich der Konzern rasch mit den Wettbewerbshütern, damit ja keine Marktbeherrschung irgendwo formal festgestellt wird, wie auch muula.ch unlängst berichtete.

Auch bei einer Untersuchung zu möglichen Patentverletzungen beim Pharmakonzern Novartis, über die muula.ch ebenfalls berichtete, soll der Druck für eine Abklärung von der Wettbewerbsbehörde der EU, die sich gerne mit Grosskonzernen wie Facebook und Google anlegt, ausgegangen sein.

Swisscom, Twint, BAG & Co.

Warum gehen die Wettbewerbshüter nicht gegen den Entscheid der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma auf die Barrikaden, dass die Grossbank UBS die strauchelnde Konkurrentin Credit Suisse übernimmt? Welchen Marktanteil hat der Zahlungsanbieter Twint im Lande?

Warum gibt es keine Verfahren gegen Swisscom, SBB, Kantonalbanken, Versicherungsgesellschaften, gegen die staatliche Unfallversicherung Suva?

Oder warum geht die Weko nicht gegen das Bundesamt für Gesundheit BAG vor, das es Krankenkassen verbietet, Rezepte zu erstatten, die im grenznahen Raum viel günstiger eingelöst werden und somit für sinkende Kosten in der Grundversicherung sorgen?

Es scheint kein Interesse an wirklichem Konkurrenzkampf zu bestehen.

Macht der Verbraucher

Wie würde die Gebühr bei den Debitkarten in der Schweiz ohnehin fast automatisch sinken?

Die Konsumenten in der Schweiz bräuchten bei Migros, Coop, Manor, Globus oder Discounter wie Denner, Aldi, Lidl & Co. eine kurze Zeit lang alle Artikel ihrer Einkäufe separat zu bezahlen und damit den Detailhändlern enorme Kosten für die Zahlung per Debitkarten zu verursachen.

Ein Mineralwasser von 1 Franken, bei dem der Händler allein für die Interbanken-Gebühr 12 Rappen abdrücken müsste, wäre ihm ein grosser Dorn im Auge.

Viele Missstände

Dann würden die Detailhändler aber von selbst auf Debitkartenanbieter, wie Visa und Mastercard, zugehen und das Problem angehen. Im Detailhandel sind die Gewinnmargen oftmals sowieso bloss gering.

Eine staatliche Behörde, die ohnehin nur sehr selektiv und meist nur gegen ausländische Anbieter vorgeht, aber blind für mangelnden Wettbewerb unter Schweizer Platzhirschen auf zahlreichen Märkten des Landes ist, braucht es da eigentlich nicht.

29.06.2023/kut.

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