Warren Buffet kämpft gegen Windmühlen

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Ein Kampf gegen Windmühlen führt zu nichts. (Bild: pexels / pixabay)

Der Starinvestor Warren Buffett hat ein katastrophales Geschäftsjahr hingelegt. Schuld daran seien klar andere. Doch dies stimmt so nicht.

Der Börsenguru Warren Buffett hat mit seiner Investment-Holding Berkshire Hathaway ein ziemlich erfolgloses Geschäftsjahr absolviert.

Der Verlust betrug im Jahr 2022 fast 23 Milliarden Dollar, wie der Konzern in einem Communiqué bekanntgab.

Horrende Fehlbeträge

Im gleichen Zeitraum des Jahres 2021 war noch ein Reingewinn von rund 90 Milliarden Dollar angefallen. Nun ging es schlagartig mit den Einbrüchen an den Kapitalmärkten auch bei der Investorenlegende völlig in die Tiefe.

Bei den Investitionen verwandelten sich Gewinne von 62 Milliarden Dollar in horrende Verluste von 54 Milliarden Dollar.

Virtuell und nicht real

Doch Buffett sieht keine Schuld bei sich. Wie er wiederholt erklärte, und darüber berichtete auch muula.ch, liege das Problem in den Bilanzierungsrichtlinien.

Diese führten in die Irre, erklärte der Topmanager, den jedes Jahr Tausende zur Generalversammlung seiner Firma begleiten.

Die Verluste seien nämlich unrealisiert und träfen daher nicht des Pudels Kern, so der Tenor der Investorenlegende.

Anderes Bild

Vielmehr müssten die Leute auf das operative Ergebnis ohne all diese Effekte schauen, erklärte Buffett. Beim Betriebsgewinn legte Berkshire Hathaway tatsächlich um rund 12 Prozent auf 30,8 Milliarden Dollar zu.

Besonders gut lief es bei den Insurance Investments, dem Segment «Services und Energie» sowie bei anderen vollkontrollierten Geschäftsaktivitäten. Operativ ist die Lage also im Lot.

Doch was ist dran an Buffetts Gejammere über die US-GAAP-Buchhaltungsregeln?

Korrekte Sichtweise?

Diese besagen, dass ein korrektes und faires Bild der Holding zum Bilanzierungszeitpunkt gegeben werden muss. Damit sind viele Investments aufgrund der Börseneinbrüche und wegen des Zinsanstieges eben viel weniger wert.

Korrekterweise verlangen die GAAP-Standards, dass die Holding diesen Umstand auch im Jahresabschluss zeigt.

Geht es wieder einmal nach oben, kann Buffett, etwa bei seinen Aktienbeteiligungen um Apple & Co., durchaus auch wieder höhere Werte ausweisen.

Bleiben die Aktienkurse unten, so ist Investoren eben bereits jetzt klar, wie schlecht die Situation von Berkshire Hathaway wäre.

Weiteres Problem

Solche Bewegungen passieren bei Buffett nicht nur mit seinen Investitionen, sondern auch bei den Wechselkursen schwanken die Wertansätze enorm.

Dabei kommt zur Anwendung, dass der Wechselkurs von den Firmen als extern gegeben angesehen wird. Die Kursschwankungen haben somit auch hohe Wertverschiebungen zur Folge.

Schlussendlich zeigt sich, dass der Starinvestor zwar korrekt auf die Rechnungslegung verweist und schimpft, wenn es um die Probleme seiner Verluste legt.

Ausstieg verpasst?

Doch dabei sind drei Punkte zu beachten. Erstens, als es in die andere Richtung ging, also unrealisierte Gewinne anfielen, waren die Effekte für Buffett enorm positiv. Die (unrealisierten) Gewinnsteigerungen thematisierte er kaum, denn sie waren willkommen.

Zweitens ist der «true and fair view» auf die Buffett-Holding mit den unrealisierten Verlusten korrekt. Er hat schlecht gewirtschaftet, denn er hätte die Titel auch rechtzeitig verkaufen können und die Abwärtsbewegung nicht mitmachen müssen.

Dann hätte seine Holding auch keine so hohe Verluste.

Er könnte die gleichen Investments jetzt sogar deutlich günstiger zurückkaufen.

Jahrzehntelange Diskussionen

Und drittens muss die Rechnungslegung die Wertveränderungen ja irgendwie auch zeigen. Jahrelang wurde darüber gestritten, wie es am besten sei, dies zu tun. Am Ende sind nach Jahrzehnten diese Bilanzierungsregeln herausgekommen.

Daran dürfte sich auch ein Buffett nun nicht mehr aufregen. Seine Einwände hätten einfach früher kommen müssen.

Absicherungen als Alternative

Letztlich hätte der Börsenguru aber auch Absicherungsgeschäfte eingehen können, damit etwa seine Aktien im Wert nicht so in den Keller rauschen.

Und diese hätte er in der Jahresrechnung als «Hedge Accounting» mit den Investitionen zusammenfassen können.

Die Werte der Investments wären dann zwar auch formell gefallen. Doch jene der Sicherungsgeschäfte wären gestiegen und hätten die Verluste je nach Absicherungsgrad neutralisiert.

Dann hätte Buffett im abgelaufenen Geschäftsjahr mit Berkshire Hathaway vielleicht sogar einen Gewinn ausweisen können.

28.02.2023/kut.

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