Die Schweizer Sport- und Verteidigungsministerin Viola Amherd reiste in den Vatikan. Zu beichten gibt es tatsächlich viele Sünden.
Die kleine Schweiz hätte ganz gross herauskommen können. Doch sie vergeigt es wieder einmal.
Das kleine Land will auf der Weltbühne mitspielen und dabei aber doch immer eine Sonderrolle einnehmen.
Es zeigt sich allerdings, dass Schweizer Politiker nicht anders agieren als ihre Pendants in vielen Ländern dieser Welt.
Wichtige Gespräche?
So reiste die Schweizer Sport- und Verteidigungsministerin Viola Amherd am Samstag in den Vatikan, um offiziell an der Vereidigung der neuen Rekruten der Päpstlichen Schweizergarde am Heiligen Stuhl teilzunehmen, wie die Schweizer Regierung per Communiqué bekanntgab.
Sie werde aber auch Gespräche mit Papst Franziskus führen, hatte die Administration angekündigt.
Beim Treffen mit dem Heiligen Vater stünden die bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und dem Heiligen Stuhl, der Ukraine-Krieg, Anliegen der Schweizer Katholiken sowie die Päpstliche Schweizergarde im Zentrum, hiess es weiter.
Schöne Tradition
Die Päpstliche Schweizergarde ist im Jahr 1506 von Papst Julius II. gegründet worden. Sie untersteht direkt dem Papst und versieht Ehren- und Sicherheitsdienste.
Die Vereidigung neuer Schweizergardisten findet traditionell am 6. Mai als Erinnerung an die 147 Soldaten statt, die während der Plünderung Roms (Sacco di Roma) im Jahre 1527 gefallen sind.
Dieses Jahr wurden 23 neue Rekruten aus der ganzen Schweiz vereidigt.
Gewiss, es ist eine schöne Tradition, dass dabei hoher Besuch aus der Heimat dabei ist.
Leuthard mit Mutter
Doch normalerweise nimmt bei dem Akt ein Bundesrat oder eine Bundesrätin teil, wenn es ins Präsidialjahr fällt.
So nahm Guy Parmelin als Bundespräsident teil. Vergangenes Jahr war Bundesrat Ignazio Cassis als Bundespräsident bei der Zeremonie anwesend.
Und die ehemalige Bundesrätin Doris Leuthard war einmal sogar als Bundespräsidentin mit ihrer Mutter dabei gewesen.
Berset mit Wichtigerem
Und wo war der aktuelle Bundespräsident Alain Berset am Samstag?
Genau, in London bei der unsäglichen Krönungsfeier für König Charles III., wie auch muula.ch berichtete.
Eigentlich hätte Berset nach Rom reisen sollen, wenn es ihm denn wichtig gewesen wäre.
So wurde aber Geld mit einer Lustreise nach Grossbritannien verpulvert, das die Schweiz anderweitig hätte einsetzen und damit ein wirkliches Zeichen an die Welt setzen können.
Und wenn es Amherd auch wichtig wäre, an einer Vereidigung der Schweizergarde teilzunehmen, dann hätte sie daran schon im Jahr 2019 teilnehmen können, als sie die neue Verteidigungsministerin der Schweiz geworden ist.
Doch an der Zeremonie war damals Bundesrat Cassis zugegen gewesen, wie der Vatikan mitteilte.
Beichten von Schieflage
Was will Amherd für Gespräche mit dem Papst führen?
Will sie ihm das Sicherheitskonzept für kleine Länder und insbesondere jenes der Schweiz erklären?
Will sie mit ihm gemeinsam Kampfjets F-35 kaufen?
Will sie dem Papst versichern, dass ihn die Schweizergarde auch in modernsten Zeiten gut beschützen könne?
Wahrscheinlich ist dies nicht der Inhalt jener Zusammenkunft.
Als einzige Möglichkeit bleibt, dass Amherd zum Papst muss, um all ihre Sünden zu beichten.
In ihrem Sport- und Verteidigungsministerium läuft nämlich so einiges schief, wie muula.ch berichtete. Und, dass sie Freunden zu tollen Pöstchen verholfen hat, ist fast schon ein offenes Geheimnis.
Vor Tagen Cassis in Rom
Die Reise von Amherd zum Papst ist aber auch nur schon deshalb reinste Geldverschwendung, weil die Schweiz seit rund einem Jahr eine Botschaft im Vatikan unterhält.
Die umstrittene Institution der eigentlich protestantischen Schweiz bei der katholischen Kirche weihte Cassis gerade erst am 21. April, also vor wenigen Tagen, ein – mit vielen bilateralen Gesprächen auf höchstem Niveau. Warum braucht es kurz darauf erneut hohen Besuch aus der Schweiz?
Hätte sich die Einweihung der Botschaft nicht mit der Vereidigung der Schweizergarde verbinden lassen können? Wahrscheinlich schon.
Amherds separater Trip ist somit rausgeschmissenes Geld.
Fehlen bei Olympia und Fussball-WM
Wenn Amherd aber von Amtswegen mal eine Dienstreise machen müsste, verzichtet die Politikerin gerne.
So nahm die Sportministerin weder an den Olympischen Spielen unlängst in China noch an der jüngsten Fussball-Weltmeisterschaft in Katar teil, wie muula.ch publikmachte.
Tja, die Prioritäten sind eben die Privataudienz bei Papst und nicht das Anspornen der Schweizer Sportlerinnen und Sportler. Das hat Amherd hoffentlich dem Papst gleich mit gebeichtet.
Die Schweizer Vizepräsidentin Amherd wird nächstes Jahr aller Voraussicht nach die Bundespräsidentin der Schweiz.
Das kann ja was werden.
08.05.2023/kut.