Der Überlebenskampf von neugegründeten Firmen ist gross. Nach fünf Jahren ist jedes zweite Schweizer Startup nicht mehr da. Doch in einigen Wirtschaftszweigen überleben mehr.
In der Schweiz sind laut den neuesten Statistiken vom Jahr 2020 insgesamt 40.188 Unternehmen neugegründet worden. Dies entspreche 7,1 Prozent aller in diesem Jahr aktiven Firmen, teilte das Bundesamt für Statistik am heutigen Mittwoch mit.
Kleinunternehmen haben in der Schweizer Wirtschaft ein massgebliches Gewicht. So war 2020 in mehr als der Hälfte der aktiven Firmen lediglich eine Person beschäftigt, während nur jedes zehnte Unternehmen mindestens zehn Beschäftigte aufwies.
Mehr Neue als Liquidierte
Bei den Neugründungen ist der Einfluss der Kleinunternehmen noch grösser, wie die Daten zeigen. Rund 81,6 Prozent der Neu-Firmen beschäftigten lediglich eine Person. Der Anteil der Unternehmen mit mindestens fünf Beschäftigten machte dann bloss gut 2 Prozent aus.
In der Vergangenheit lag die Neugründungsrate jeweils über der Schliessungsrate. Im Jahr 2018 wurden – gleich wie 2020 – 7,1 Prozent der aktiven Unternehmen im Laufe des Jahres neugegründet, während rund 6,5 Prozent ihre Tätigkeit im Laufe des Jahres 2018 einstellten.
Es gibt also ein Firmen-Wachstum in der Schweiz.
Jammern nach fünf Jahren
In den ersten Jahren ihres Bestehens müssen neu gegründete Unternehmen aber besonders stark um ihr Überleben kämpfen.
Eine Analyse der im Jahr 2015 gegründeten Unternehmen, das heisst, der jüngsten Kohorte, die über einen Zeitraum von fünf Jahren verfolgt werden kann, zeigt, dass mehr als vier von fünf Unternehmen das erste Jahr überleben.
Nach zwei Jahren beträgt die Überlebensrate demnach noch rund 70 Prozent und nach drei Jahren rund 60 Prozent. Nach fünf Jahren ist jedoch mehr als jedes zweite Unternehmen dann aber wieder verschwunden.
Regional gibt es in der Schweiz dabei aber deutliche Unterschiede, wie aus den Grafiken eindrücklich hervorgeht. Die Nordwestschweiz und Zürich weisen bessere Existenzchancen für Firmen auf.
Staatsnähe hilft
Doch nicht nur die Region, sondern auch die Sparte spielt eine Rolle. Die höchsten Überlebensraten sind laut dem BFS nämlich im Wirtschaftszweig «Gesundheit und Sozialwesen» festzustellen. In dieser Branche waren sogar 61,8 Prozent der neugegründeten Unternehmen nach fünf Jahren noch aktiv.
Die Überlebensraten im Gesundheits- und Sozialwesen sind bis vier Jahre nach Gründung ebenfalls deutlich höher als in den anderen Wirtschaftszweigen. Dies zeigen die Zahlen eindrücklich – nach 1 Jahr: 87,1 Prozent; nach 2 Jahren: 78,3 Prozent; nach 3 Jahren: 71,5 Prozent und nach 4 Jahren: 66,5 Prozent.
Die Staatsnähe zahlt sich also markant aus.
Gastro kämpft
Auch die Unternehmen im Bereich «Unterrichtswesen» zeigen sich widerstandsfähig, insbesondere langfristig, da sie nach 3 Jahren noch mit 64,7 Prozent, nach 4 Jahren mit 58,5 Prozent und nach 5 Jahren noch mit 52,1 Prozent existieren.
Am schwierigsten ist das Überleben dagegen im beliebten Wirtschaftszweig «Gastgewerbe, Beherbergung». Ein Jahr nach der Gründung hatte nahezu ein Viertel der Unternehmen die Pforten bereits wieder geschlossen.
Nach drei Jahren ist mit 51,3 Prozent etwas bloss noch mehr als die Hälfte aktiv und lediglich 38,9 Prozent überleben die ersten fünf Jahre. Das ist ein Tiefstwert in den Daten.
Mehr Personal hilft
Nebst ihrem Tätigkeitsgebiet und der Region spielt aber auch die Grösse der Unternehmen im Hinblick auf die Überlebensraten noch eine wichtige Rolle.
Ein Jahr nach ihrer Gründung waren 93,7 Prozent der Unternehmen mit mindestens zehn Beschäftigten weiterhin aktiv. Nach fünf Jahren waren es noch 63,6 Prozent.
Die kleinsten Firmen mit nur einer beschäftigten Person sind aber am anfälligsten. Sie sind im Vergleich zu den anderen Grössenklassen viel schneller weg vom Fenster.
Die Zahlen zeigen also, dass Startups mit mehreren Leuten bessere Überlebenschancen haben und im Gesundheits- und Sozialwesen in Zürich beziehungsweise der Nordwestschweiz agieren sollten.
07.12.2022/kut.