Schweiz macht die Zugbrücke hoch

Zugbrücke über einen Fluss
Altmodische Zugbrücken unterbrechen beispielsweise den Verkehrsfluss. (Bild: D. Grachyov / unsplash)

Die Schweiz kämpft wie die ganze Welt gegen die aufkommende Inflation. Dabei hat sie einen Joker in der Hand und nutzt diesen auch eifrig.

Die Schweiz belegt wieder einmal einen Spitzenplatz in der Welt. Während zahlreiche Länder in der galoppierenden Inflation versinken, ist die Schweiz eine Insel der Glücksseligen.

Die Inflation beträgt hierzulande lediglich 2,8 Prozent und sank im Dezember 2022 laut den jüngsten Daten des Bundesamtes für Statistik BFS vom Mittwoch um 0,2 Prozent.

Höhere Wohnungsmieten

2022 betrug die durchschnittliche Jahresteuerung +2,8 Prozent. Dieser Anstieg sei insbesondere auf höhere Preise für Erdölprodukte, Gas und Automobile sowie auf höhere Wohnungsmieten zurückzuführen, hiess es von den Statistikern.

Demgegenüber seien aber die Preise für Kombi-Angebote Fest- und Mobilnetz sowie Medikamente gesunken.

Die Preise der einheimischen Produkte haben sich insgesamt um 1,6 Prozent erhöht, während jene der Importgüter um 6,7 Prozent gestiegen sind.

Mit starkem Geld einkaufen

Und genau an dieser Stelle kommt die Zugbrücke ins Spiel. Diese ist der Schweizerfranken. Über die Aufwertung, welche die Schweizerische Nationalbank in jüngster Zeit zugelassen hat, sinkt der Preis für die im Ausland teurer gewordenen Produkte.

Somit bleibt die Inflation in anderen Staaten auch dort und die Schweiz kauft über den starken Franken günstiger jenseits der Landesgrenzen ein.

Dämpfen der Preisdynamik

Auf Jahressicht heisst dies für den Dezember 2022, dass sich die Inflation in der Schweiz von 2,8 Prozent gegenüber dem Dezember 2021 aus einer Teuerung für Inlandsgüter um 1,9 Prozent sowie für Importgüter von 5,8 Prozent zusammensetzt.

Letzter Wert wäre noch höher, wenn das Land keinen starken Franken zur Dämpfung hätte. Die Inflationsraten – je nachdem woher die Importgüter kommen – liegen ja teilweise über 10 Prozent.

Gefangen in Gemeinschaft

In Deutschland und den Niederlanden liegt die Teuerung laut dem BFS zuletzt bei 11,3 Prozent. In Italien erhöhte sich das Preisniveau sogar um 12,6 Prozent.

Ohne eigene Währung, sondern mit dem gemeinsamen Euro, sind diese Länder in einer Schicksalsgemeinschaft gefangen. Länderspezifische Anpassungsmechanismen gibt es da nicht mehr.

Und in Mittel- und Osteuropa kommen einzelne Länder auf Werte über 20 Prozent, wie Ungarn mit einer Steigerungsrate von 23,1 Prozent.

Nicht alles Gold

Der Nachteil des Abwehrmechanismus der ausländischen Inflation schlägt sich aber auch in der Schweiz nieder. Es sind die Mega-Milliarden-Verluste bei der Schweizerischen Nationalbank SNB, wie auch muula.ch bereits berichtete.

Während sie in den vergangenen Jahren versuchte, den Schweizerfranken zu schwächen und Geld druckte und damit Assets im Ausland kaufte, stärkt die Zentralbank nun den Franken, um den Kampf gegen die Inflation aus dem Ausland in Schach zu halten.

Die früher angeschafften Assets, die in Euro und Dollar in den Büchern der SNB stehen, verlieren aber auf diese Weise stark an Wert und produzieren Milliarden-Verluste.

Kehrseite der Medaille

Die Schweizer Nationalbank hätte die Verluste auch vermeiden können, indem sie die Aufwertung des Franken wie in den vergangenen Jahren nicht zugelassen hätte.

Doch dann hätten sich die im Ausland gestiegenen Preise für Waren und Dienstleistungen beim Import auch das Preisniveau in der Schweiz niedergeschlagen.

Die Verluste der SNB sind für die Schweiz allemal besser als Inflationsraten von zehn Prozent.

04.01.2023/kut.

Schweiz macht die Zugbrücke hoch

One thought on “Schweiz macht die Zugbrücke hoch

  • Januar 4, 2023 at 6:54 pm
    Permalink

    Die ausgewiesene Inflationsrate der Schweiz entspricht nicht der Tatsächlichen, es wird getrickst und geschummelt.
    Obligatorische (!) Krankenkassenprämien sind z.B. darin nicht einberechnet. Jedermann der einkaufen geht wird auch feststellen, dass die Teuerung sehr weit über der offiziellen Rate von 2,8% zu liegen kommt.

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