Schweizer Assekuranz tritt aus dem Schatten der Banken

Stefan Mäder an der Jahresmedienkonferenz des Schweizerischen Versicherungsverbandes SVV
SVV-Präsident Stefan Mäder verweist auf die Eigenverantwortung als Erfolgsfaktor. (Bild: SVV)

Die Schweizer Versicherer überraschen mit neuer Dynamik. Der Finanzplatz Schweiz müsste ohnehin stolz auf sein zweites Standbein sein.

Neue Besen kehren gut, heisst es oft. Genau diesen Eindruck vermittelt derzeit Stefan Mäder, der neue Präsident des Schweizerischen Versicherungsverband SVV.

Hohe Arbeitsproduktivität

Er machte gleich zu Beginn der Jahresmedienkonferenz das neue Selbstbewusstsein seiner Branche klar. Der Beitrag, welchen die Versicherungswirtschaft zum Wohlstand der Schweiz leiste, sei enorm, sagte Mäder.

Der Sektor wachse im Gesamtvergleich unter allen Schweizer Branchen am stärksten und die Produktivität, also die Leistung pro eingesetzte Arbeitsstunde, verdoppelte sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten sogar.

«Zwischen 2002 und 2019 trugen die Versicherer fast 20 Prozent zur Produktivitätssteigerung der Schweizer Wirtschaft bei», hob der seit Juli 2023 amtierende SVV-Präsident hervor, der gleichzeitig Präsident der Berner Versicherungsgruppe Mobiliar ist.

«Und dies, obwohl nur knapp zwei Prozent aller Erwerbstätigen in der Schweiz in der Versicherungsbranche arbeiten», erklärte er.

Dynamisches Wachstum

Die Gesamtwertschöpfung der Versicherungsbranche ergebe rund 40 Milliarden Franken und entspreche damit zirka 5 Prozent des Schweizer Bruttosozialproduktes, so die beachtlichen Kennzahlen.

Das Prämienvolumen der Privatversicherer kann sich auch sehen lassen. Die Branche kommt auf ein durchschnittliches Wachstum von 1,7 Prozent pro Jahr und nimmt rund 16 Milliarden Franken jährlich ein.

Hinzu kommen 16 Milliarden Franken an Krankenzusatz- und Unfallversicherungen, die im Schnitt 3,9 Prozent je Jahr zulegten.

Zigtausende Beschäftigte

Einzig bei Lebensversicherungen, die im vergangenen Jahr für rund 23 Milliarden Franken an Einnahmen standen, ging es wegen rückläufigen Geschäften in der zweiten Säule bei Vollversicherungen etwas nach unten.

Doch die Branche kann noch die Rückversicherer hinzuzählen, die auf Prämien von deutlich über 50 Milliarden Franken im Jahr 2023 gekommen sein dürften. Insgesamt steht die Schweizer Assekuranz für Einnahmen von 110 Milliarden Franken pro Jahr.

Allein die Privatversicherer beschäftigen rund 50.000 Mitarbeiter im Land. Das kann sich also alles sehen lassen und strotzt vor Kraft. Zählt man alles, also auch umliegende Bereiche und Services hinzu, steht die Assekuranz dem Schweizer Bankensektor quasi in nichts nach.

Cyber und Erdbeben als Chancen

Weiteres Wachstum sieht SVV-Präsident Mäder, der am Dienstag das erste Mal vor die Medien trat, etwa bei Cyberversicherungen und mehr Eigenverantwortung der Gesellschaft. «Den Hang zu einfachen staatlichen Lösungen», lehnte er dabei klar ab.

Möglichkeiten, mehr für das Land und seine Menschen zu tun, sah auch der SVV-Vize Juan Beer, der die Schweizer Einheit der Zurich Insurance Group leitet.

Das Erdbebenrisiko der Schweiz könnte die Assekuranz viel besser auf den Weltmärkten decken, als staatliche Lösungen über eine nachträgliche Steuer bei Privatpersonen und Unternehmen nach einer Katastrophe zu erheben, wie es Bern derzeit plant.

Risiken weltweit diversifizieren

Just in dem Moment, in dem die finanzielle Situation durch ein Erdbeben ohnehin schon angespannt ist, wolle die Politik die Menschen und KMU zur Kasse bitten. Das mache gar keinen Sinn.

Vielmehr sollte die Schweiz mit Vorfinanzierung und Prävention einem solchen Desaster begegnen und Toprisiken global versicherbar machen. Eine Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft und dem Staat wäre gut.

Eine staatlich orchestrierte Lösung sei damit aber nicht gemeint, erklärte SVV-Vizepräsident und Zurich-Schweiz-CEO Beer.

Stabilitätsanker der Wirtschaft

Die Schweizer Versicherer tragen insgesamt stark zum Wohlstand des Landes bei. Gewiss hat die Privatassekuranz dabei auch ihr Geschäft im Blick, das ist ja klar.

Aber der wichtige Beitrag zur Schweizer Volkswirtschaft ist mittlerweile unübersehbar und dies darf die Assekuranz durchaus mit Stolz lautstark sagen.

Dabei bleibt zu hoffen, dass die neuen Besen noch lange gut kehren und die Schweizer Versicherer ihrem Ruf als Stabilitätsanker der Wirtschaft sowie des Finanzplatzes Schweiz in einer volatilen Welt gerecht werden.

06.02.2024/kut.

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