Die SBB passen ihr Konzept für die Arbeiten im Bahnhof Lausanne an. Das Projekt hat schon ein Jahr an Verspätung und nun steigt sie auf 4,5 Jahre.
Es gibt verschiedene Wege, ein Sparprogramm durchzuführen und die Schweizerischen Bundesbahnen SBB scheinen einen besonders kreativen Pfad gefunden zu haben.
In den vergangenen Monaten hätten die SBB verschiedene Anpassungen am Projekt für den Bahnhof Lausanne vorgenommen, teilte der Staatskonzern am Freitag mit.
Jahrelanges Planen
Damit würden sie einen sicheren Bahnbetrieb gewährleisten und sogar künftige Kundenbedürfnisse besser berücksichtigen, hiess es weiter.
In den vergangenen sechs Monaten fanden laut dem Communiqué zahlreiche technische und politische Konsultationen statt, um «nachhaltige Lösungen» zu finden.
Das Bundesamt für Verkehr BAV habe zudem weitere Informationen zur Statik des Bahnhofplatz-Untergeschosses verlangt. Bis Ende dieses Jahr würden die Statik und das Dossier überarbeitet, sodass das BAV sie dann im Jahr 2024 prüfen könne.
Zwei Fliegen mit einer Klappe
Angesichts des steigenden Personenaufkommens und Angebots im Bahnhof Lausanne stellten staufreie und sichere Passagierströme eine Herausforderung dar.
Um den Abriss weiterer Gebäude südlich des Bahnhofs zu vermeiden, wurden 2012 für das Projekt Perrons definiert, die schmaler als ideal waren, umschreiben die SBB das Problem.
Eine neue Gleisgeometrie liefere aber gleichzeitig auch die vom BAV verlangten Zusatzinformationen bezüglich der Statik und so plane der Staatsbetrieb eben mal um.
BAV prüft ein Jahr lang
Für das neue Projekt sind über 1000 neue Pläne, technische Berichte und Berechnungsunterlagen nötig.
Die SBB und ihre Beauftragten benötigten für die Erarbeitung der Dokumente sage und schreibe 2,5 Jahre. Das BAV braucht dann nochmals für die Prüfung und Genehmigung dieses Teildossiers 12 Monate.
Mehrkosten noch unklar
Mit den rund 12 Monaten Verspätung, die das Projekt bereits heute hat, sollten die Arbeiten 2037 abgeschlossen sein, hiess es trocken.
Die Verzögerung sei also 4,5 Jahre später als ursprünglich geplant, geben die SBB frei zu, ohne ein Wort des Bedauerns.
Die Mehrkosten für die Neuplanung sind noch nicht einmal bekannt und würden aber erst in den nächsten Monaten analysiert. Wie viel Steuergeld bisher in den Sand gesetzt wurden, verschweigen die Verantwortlichen aber.
Das Vorgehen erinnert an den «Berliner Flughafen zu Basel», wo der Staat auch Millionen für ein Bauprojekt mehr ausgegeben und Jahre an Verspätung hatte, wie auch muula.ch berichtete.
Zählen, zählen und planen
Die SBB wollen ohnehin die Personenflüsse in den Bahnhöfen besser kennen, um die Bahnhöfe für Reisende und Kunden so sicher und so angenehm wie möglich zu gestalten, hiess es vor wenigen Tagen an der Jahresmedienkonferenz von der SBB-Chefetage.
Ein neues System zum Kundenzählen soll dafür her. Die Vergabe dafür erfolgt aber voraussichtlich erst im Jahr 2024, statt wie bisher geplant im Juni 2023.
Das System wird voraussichtlich ab Anfang 2025 eingesetzt. Auf die Daten könnte man in Lausanne ja auch noch zuwarten, oder?
Kunden bleiben auf Strecke
Der hochverschuldete Bahnkonzern, wie muula.ch berichtete, könnte dann bis 2037 in Lausanne weitere Kundenbedürfnisse finden, um den Umbau noch kundenfreundlicher zu machen und nochmal neuzuplanen.
So kommen zu den Horror-Schulden zumindest so rasch keine weiteren Milliarden-Mehrausgaben hinzu. Man plant und plant und plant einfach.
Und die Kunden bleiben jahrelang auf der Strecke.
17.03.2023/kut.