Der französische Rückversicherer Scor hat sich eine weitere Führungskraft aus der Schweiz geangelt. Das Land verliert und verliert.
Einer der grössten Rückversicherer der Welt, die französische Scor, hat nach dem CEO nun auch den Chief Operation Officer (COO) aus der Schweiz geholt.
Die Meldung ist allerdings bis zum heutigen Freitag kaum aufgefallen.
Mandat bei Bank bleibt
Dann gab die Basler Versicherungsgruppe Baloise nämlich bekannt, dass Claudia Dill schon auf Ende Oktober aus dem Verwaltungsrat des Versicherers zurücktrete.
Sie werde eine operative Aufgabe in der Geschäftsleitung eines Rückversicherers übernehmen, hiess es zur Begründung.
Gemeint war die Scor, dass Dill ab 1. November zur COO bei Scor ernannt worden war.
Dill bleibt allerdings, wie ebenfalls am heutigen Freitag bekanntwurde, weiterhin im Verwaltungsrat der fusionierten Grossbank UBS und Credit Suisse, wie die Geldhäuser mitteilten.
In Ungnade bei Greco
Die 1965 geborene Schweizerin Dill war eigentlich rund zwei Jahrzehnte bei der Zurich Insurance Group.
Zuletzt sass sie dort in der Konzernleitung und war für das Geschäft in Lateinamerika verantwortlich. Die zierliche Managerin war dann aber beim Zurich-Konzernchef Mario Greco in Ungnade gefallen und barsch ausgeschieden. Es soll sogar zu Tränen gekommen sein.
Daraufhin erschien sie aber später in Schweizer Verwaltungsräten, etwa bei der Baloise und Credit Suisse (Schweiz).
Interessenkonflikte vermeiden
Klar kann Dill – vom Zeitaufwand einmal abgesehen – bei dem Basler Versicherer schlecht im Verwaltungsrat sitzen, wenn sie womöglich dort über Rückversicherung und die Scor sprechen.
Bei der Bank ist das etwas anders. Insofern ist der Rücktritt bei Baloise nach sehr kurzer Zeit durchaus verständlich, um Interessenkonflikte und ständige Ausstände bei Entscheiden zu vermeiden.
Sie sass aber erst seit April 2022 in dem Basler Aufsichtsgremium.
CEO von Swiss Re
Doch Dill ist nicht die Einzige, die zur Scor wechselt. Konzernchef Thierry Léger (Jg. 1966) war von der Schweiz, nämlich vom Rückversicherer Swiss Re, überraschend nach Paris auf dem Chefposten gewechselt.
Seit März dieses Jahres führt er den französischen Rückversicherer und holt nun Versicherungsmanagerin Dill nach, an den sie direkt berichten wird.
Auch beim Austritt von Léger sollen interne Querelen bei Swiss Re der Auslöser für den Wechsel gewesen sein.
Knowhow an Frankreich
Die Schweiz verliert Topmanager in der Assekuranz an Frankreich.
Während dies für die Einzelnen sicher positiv ist, müssten in der Branche die Alarmsignale läuten, weil das Knowhow sowohl operativ als auch in Verwaltungsräten flöten geht.
Das Land muss aufpassen, dass es nicht an Attraktivität bei Versicherern verliert und sich der Fachkräftemangel verschärft.
20.10.2023/kut.