Oswald Grübel springt der Credit Suisse bei

Die Credit Suisse brütet derzeit am Hauptsitz über eine neue Strategie nach. (Bild: z.V.g.)

Die Credit Suisse ist in enormen Schwierigkeiten. Der einstige Topmanager der Grossbank und auch der UBS, Oswald Grübel, zeigt Positives und Fehlentscheide auf.

Der einstige Spitzenmanager Schweizer Banken, Oswald Grübel, hilft seinem alten Arbeitgeber Credit Suisse (CS). «Die Bank ist aktuell massiv unterbewertet», führte er in einem Interview mit dem «SonntagsBlick» aus. Der Börsenwert entspreche nur einem Viertel des Buchwerts der Bank, also dem Unternehmenswert gemäss Geschäftszahlen, erklärte der Finanzfachmann weiter.

«Die CS mit nur zehn Milliarden zu bewerten ist eine Panikreaktion, der Aktienkurs wird sich auf einem höheren Niveau wieder stabilisieren», gab sich Grübel überzeugt.

Spekulanten am Werk

Im Markt gehe es ohnehin nur darum, Geld zu verdienen, betonte er. Da gebe es Hedgefonds, die shorten, also auf sinkende Kurse wetteten, hiess es weiter.

«Bei der CS waren definitiv Hedgefonds am Werk – und das seit längerer Zeit», sagte Grübel. Die sprächen mit Analysten und Journalisten, um das richtige Klima für sinkende Kurse zu schaffen, erklärte er zudem.

«Der jüngste Kurseinbruch ist Gerüchten und Unwahrheiten geschuldet, die von gewissen Medien verbreitet worden sind», führte Grübel diesbezüglich aus.

Die Behauptungen, dass die CS am Abgrund stehe und dringend auf neues Kapital angewiesen sei, entbehrten mit Blick auf die Kernkapitalquote von 13,5 Prozent jeglicher Grundlage, so der erfahrene Bankenchef zur Situation.

Gigantische Führungsfehler

Allerdings lässt der einstige Topmanager Schweizer Banken auch kaum kein gutes Haar an seinen Nachfolgern, denn die Misere bei dem Schweizer Geldhaus sei nicht nur Hedgefonds geschuldet. Brady Dougan, der die CS von 2007 bis 2015 führte, habe bloss Interesse am Investmentbanking gehabt.

«Eigentlich hätte man ihn Ende 2009 wieder zum Leiter des Investmentbanking machen sollen», sagte Grübel. «Das Private Banking oder das Schweiz-Geschäft hatten für Dougan keine Priorität», kritisierte der Deutsche.

Falsches Team

Der CS-Verwaltungsrat habe es obendrein versäumt, die Bank umzustellen, als es ihr sehr noch gut gegangen sei, betonte der einstige Credit-Suisse-Chef weiter.

Auch waren Konzernchef Tidjane Thiam, der aus der Versicherungswelt kam und vom Banking wenig Ahnung hatte, sowie Urs Rohner als Verwaltungsratspräsident, der Jurist ist, «ganz klar eine falsche Kombination».

Es sei allerdings auch nicht ganz einfach, einen CEO zu finden, der alle Sparten abdecken könne und sämtliche Risiken von internationalen Banken kennen würde, nahm Grübel die CS etwas in Schutz. Mit dem neuen Chef um Ulrich Körner und Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann seien aber erfahrene Manager am Werk, die auch die CS gut kennen würden.

Gesunder Menschenverstand nötig

Die Milliarden-Gräber für die Grossbank, Greensill und Archegos, hätten zudem die Risikoprüfungen nie passieren dürfen. Das Greensill-Risiko wäre beispielsweise auch mit gesundem Menschenverstand aufgefallen.

«Sie können einem Unternehmen, das fragwürdige Kreditbewertungen hat, nicht etwas vorfinanzieren, was überhaupt nicht existiert», kritisierte der ehemalige Bankenmanager.

«Wenn der normale Zins drei Prozent beträgt und Ihnen acht Prozent angeboten werden, dann müssen Sie sich fragen, wie das sein kann. Es bedeutet nämlich, dass Sie etwas kaufen mit einer viel tieferen Kreditqualität, oder dass Sie auf die Optionalität, die Zeitprämie, verzichten», erklärte der 78-Jährige etwas technisch.

Anpassen der Kommunikation

Und noch einen Rat gibt Grübel den Firmen mit auf den Weg. Vermutlich müssten sich alle Unternehmen eine neue Medienstrategie bezüglich der Bekanntgabe von Zukunftsplänen überlegen, sagte er.

Angesichts der Geschwindigkeit heutiger Medien sei es nämlich keine gute Idee, die Öffentlichkeit über die konkreten Strategieanpassungen lange hinzuhalten.

«Zum Beispiel könnte man sagen: Der Plan kommt erst Ende Monat. Wir können aber schon einmal sagen, in welche Richtung es geht», betonte er. Sonst bliebe ja nichts anderes übrig, als Gerüchte zu bewirtschaften, sagte Grübel gegenüber dem «SonntagsBlick» ausserdem und legt gleich wieder den Finger in eine CS-Wunde.

09.10.2022/kut.

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