Die Schweiz ist von hoher Inflation verschont geblieben. Die Kundschaft spürt aber, wie sie Migros, Coop & Co. verstärkt zur Kasse bitten.
Der Schweizer Detailhandel hat im Juni gute Umsätze verzeichnet.
Die Einnahmen an den Kassen von Migros, Coop, Manor, Globus, Aldi, Denner, Lidl & Co. legten um 3,7 Prozent zu, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am heutigen Freitag mitteilte.
Geld aus der Tasche ziehen
Real, also unter Berücksichtigung der Teuerung, nahmen die Umsätze immer noch um 1,8 Prozent zu.
Da die Verkäufe des Detailhandels die Ausgaben der Kundschaft sind, griffen die Händler den Verbrauchern also verstärkt in die Taschen und zogen ihnen das Geld raus.
Die Grafik des BFS verdeutlicht, dass der Trend klar nach oben zeigt.
Höhere Werte ohne Tankstellen
Geht man noch tiefer in die Zahlen, kommen die genaueren Effekte zum Vorschein.
Bereinigt um Verkaufs- und Feiertagseffekte verzeichnete der Detailhandel ohne Tankstellen im Juni 2023 gegenüber Juni 2022 nämlich ein Wachstum des nominalen Umsatzes von 4,9 Prozent.
Real ging es sogar um 2,6 Prozent nach oben.
Nicht-Nahrungsmittel viel teurer
Der Detailhandel mit Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren verbuchte eine Zunahme des nominalen Umsatzes von 4,3 Prozent, wobei es da real um 0,2 Prozent nach unten ging. Da nutzten die Händler die Inflation offenbar nicht so stark aus.
Der Nicht-Nahrungsmittelsektor registrierte aber ein nominales Plus von 4,8 Prozent. Bereinigt um die Teuerung legten in diesem Bereich die Einnahmen der Detailhändler beziehungsweise die Ausgaben der Verbraucher allerdings immer noch um 3,9 Prozent zu.
Hierbei langten die Händler also nochmal richtig zu.
Gierflation ist Realität
Die Detailhandelsumsatzstatistik des BFS basiert auf einer Zufallsstichprobe von rund 3000 Unternehmen. Sie ist eine Monatserhebung, wobei die kleinen Unternehmen vierteljährlich zu den monatlichen Umsatzahlen befragt werden.
Insofern ist der Einfluss der «Grossen» am Markt, also Migros und Coop, auf die Zahlen bezeichnend.
Um die Konsumenten bei Laune zu halten, gehen aber einzelne Detailhändler, wie etwa Coop, bereits dazu über, extrem erhöhte Verkaufspreise um rund 20 Prozent, die als Gierflation bezeichnet werden und über die auch muula.ch berichtete, wieder nach unten anzupassen.
Alternativen suchen
Die Konsumenten haben es ohnehin in der Hand.
Einfach weniger nachfragen und die Detailhändler werden sich überlegen, ob sie ihre übertriebenen Preisforderungen überhaupt durchsetzen können. Wie muula.ch unlängst berichtete, trifft die Inflation ohnehin nur die Alternativlosen.
Doch Ausweichmanöver gehen im Nicht-Nahrungsmittelsektor eigentlich hervorragend.
28.07.2023/kut.