Die Basler Krankenkasse Sympany hat 2022 einen Mega-Verlust eingefahren. Neben höheren Leistungen und enormen Verwaltungskosten verpulverte das Management viel Geld an der Börse.
Die Basler Krankenkasse Sympany hat ein extrem schlechtes Geschäftsjahr verzeichnet.
Der in der Grund- und Zusatzversicherung tätige Krankenversicherer wies einen Jahresfehlbetrag von 61,2 Millionen Franken aus.
Im Jahr 2021 hatte an dieser Stelle noch ein Gewinn von rund 30 Millionen Franken gestanden. Die Verschlechterungen betragen also zirka 90 Millionen Franken.
Betriebsaufwand explodiert
Für die kleine Krankenkasse ist das viel Geld, aber gerade mit Geld kann die Firma offenbar nicht richtig umgehen.
Der Betriebsaufwand stieg laut dem Geschäftsbericht vom heutigen Montag innerhalb eines Jahres um 20,6 auf 123 Millionen Franken, was einer Steigerung bei den Verwaltungskosten um sage und schreibe 20 Prozent entspricht.
Kostensteigerung bei 50 Prozent
Bei dem seit 2017 amtierenden Konzernchef Michael Willer laufen die Kosten völlig aus dem Ruder.
Der Betriebsaufwand lag bei fast gleichem Prämienvolumen von rund einer Milliarde Franken nur um die 84 Millionen Franken, als er auf dem CEO-Posten bei Sympany angetreten war.
Das ist eine Verschlechterung der Kostensituation von fast 50 Prozent binnen weniger Jahre.
Sparanstrengungen verpufft
Die Kostenexplosion kann man auch an der Zahl der Mitarbeitenden ablesen. Im Geschäftsjahr 2017 hatte Sympany rund 430 Vollzeitstellen.
Mittlerweile sind es fast 600, was wieder ein Niveau darstellt, bei dem der Basler Krankenversicherer vor Jahren schon einmal war und dann einen harten Sparkurs mit Entlassungen eingeschlagen hatte.
Vor diesem Hintergrund ist es unverständlich, wie die Krankenkasse im abgelaufenen Geschäftsjahr einen neuen Markenauftritt lancieren konnte.
Auch eine Partnerschaft mit der Post, über die muula.ch berichtete, eine neue Vertriebspartnerschaft mit wefox oder eine Zusammenarbeit mit der Versandapotheke DocMorris darf man angesichts der heiklen Kostensituation durchaus auch hinterfragen.
Millionen von anderen Kassen
Die schlechten Jahresergebnisse erscheinen in noch schlechterem Licht, wenn man bedenkt, dass Sympany im Jahr 2022 noch 18 Millionen Franken mehr aus dem Risikoausgleich von anderen Versicherern erhalten hat.
Bei den Leistungskosten lag die Krankenkasse ebenfalls total daneben.
CEO Willer, der eigentlich aus dem Leistungsbereich beim Marktführer Helsana stammt, scheint da ebenfalls kein gutes Händchen zu haben.
Laut dem Communiqué stieg der Schaden- und Leistungsaufwand um rund 20 Millionen Franken beziehungsweise 2 Prozent auf 989 Millionen Franken, während aber das Prämienniveau um 27 Millionen Franken beziehungsweise um fast 3 Prozent auf 1020 Millionen Franken nach unten ging.
Langfristig kann so eine Rechnung mit sinkenden Prämien und steigenden Leistungen nicht aufgehen.
Prämienerhöhungen sind da wohl vorprogrammiert.
Kunden freut es
Bei alldem wundert es nicht, dass die Krankenkasse einen Kundenzuwachs verzeichnet.
Die Prämien sind einfach viel zu günstig, wie die anhaltenden Verluste in der Grundversicherung und das deutliche Abrutschen in die Verlustzone bei der Sparte Zusatzversicherungen veranschaulichen.
Schlechte Immobilien?
Aus den Kapitalanlagen resultierte im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Verlust von fast 30 Millionen Franken, nach einem Gewinn von 53 Millionen Franken im Jahr davor.
Auch hierbei stellt sich die Frage, weshalb hochbezahlte Finanzmanager da keine markant besseren Resultate als nur die allgemeine Bewegung von den Kapitalmärkten erzielen können.
Rund 35 Millionen Franken an Verlust resultierten bei Aktien; zirka 15 Millionen Franken verlor Sympany bei Immobilien sowie Immobilienfonds.
Fairerweise muss man sagen, dass sie insgesamt nur für rund die Hälfte des Jahresfehlbetrages der Sympany-Gruppe von 61,2 Millionen Franken verantwortlich sind.
Streichen von Bonus-Modell
Last but not least stellte der Krankenversicherer 2022 sein Bonusmodell in der Grundversicherung ein, für das die Krankenkasse auch schon bis vor Bundesgericht gezogen ist.
Überschüsse je Prämienregion wurden eigentlich an die entsprechende Kundschaft zurückgezahlt. Dies gehe nunmehr in der Reduktion von Reserven auf, hiess es lediglich.
Vor Willer hatte Sympany in einer Medienmitteilung geschrieben, dass der Versicherer davon überzeugt sei, «dass die Überschüsse den Versicherten zustehen».
Nun gibt es aber im doppelten Sinne gleich gar keine Überschüsse mehr.
24.04.2023/kut.